Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Gegenteil braucht, dann ist das Gegenteil von ›Geld haben‹ ›Schulden haben‹. In dem Fall ist ›reich‹ von derselben Art wie ›knurd‹. Der Vergleich zwischen Geld, Liebe und Luft kühlte jedenfalls die Debatte merklich ab. Luft ist nicht wichtig, wenn man welche hat, nur wenn sie fehlt; genauso ist es mit dem Geld.
    Vakuum ist ein interessantes Privativum. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper könnte Vakuum am Stil verkaufen. Vakuum am rechten Ort ist wertvoll.
    Auf der Erde verkaufen viele Leute Kälte am Stiel.
    Die Scheibenwelt eignet sich hervorragend, um das wirre Denken* [ * Eine Fußnote in Echt zauberhaft erklärt ›wirres Denken‹ als eine Art Steigerung von Fuzzy logic. Im Englischen ist es ›woolly‹, wollig-wirr; man stelle sich ein etwas aufgelöstes Wollknäuel vor. – Anm. d. Übers. ] zu offenbaren, das sich hinter unseren Vorstellungen von Abwesenheit verbirgt, denn auf der Scheibenwelt existieren Privativa wirklich. Der Dunkelheit-Licht-Witz auf der Scheibenwelt ist albern genug, damit jeder die Pointe mitkriegt – hoffen wir. Andere Arten, wie man auf der Scheibenwelt Privativa gebraucht, sind jedoch diffiziler. Am dramatischsten davon ist natürlich Tod, für viele die Lieblingsfigur auf der Scheibenwelt, der in Grossbuchstaben spricht. Tod ist ein gut zwei Meter großes Skelett mit winzigen Lichtpunkten in den Augenhöhlen. Er trägt eine Sense mit einem derart dünnen Blatt, daß es durchsichtig ist, und hat ein fliegendes Pferd namens Binky. Als Tod in Gevatter Tod bei Olerve erscheint, dem König von Sto Lat, braucht der Monarch ein paar Augenblicke, bis er auf dem laufenden ist.
    »Zum Teufel auch, wer bist du?« entfuhr es dem König. »Und was tust du hier? Antworte gefälligst! Sonst rufe ich die Wäch …«
    Die Botschaft der Sehnerven erreichte schließlich die zentralen Bereiche des Gehirns. Mort* [ * Tods Lehrling – nun ja, er mußte einen Nachfolger ausbilden. Nicht für den Fall, daß er stürbe , sondern damit er in Rente gehen kann. Was er in Alles Sense (vorübergehend) tut. ] war beeindruckt. König Olerve hatte viele Jahre auf dem Thron gesessen, und selbst als Toter wahrte er seine Würde.
    »Oh«, sagte er, »ich verstehe. Ich habe nicht damit gerechnet, dir schon jetzt zu begegnen.«
    EUER MAJESTÄT … Tod deutete eine Verneigung an. DIE MEISTEN LEUTE SIND ÜBERRASCHT, WENN SIE MICH SEHEN.
    Der König blickte sich um. In der Schattenwelt war es still und dunkel, doch irgendwo in der Ferne herrschte ziemliche Aufregung.
    »Das bin ich dort unten, nicht wahr?«
    ICH FÜRCHTE JA, SIRE.
    »Ein guter Schuß. Mit einer Armbrust, stimmt’s?«
    Unsere irdische Furcht vor dem Tod hat zu einigen unserer seltsamsten Verdinglichungen geführt. Das Konzept des ›Todes‹ zu erfinden, heißt, einem Vorgang – dem Sterben – einen Namen zu geben, als sei er ein ›Ding‹. Dann versehen wir dieses Ding natürlich mit einer ganzen Anzahl von Eigenschaften, um die nur die Priester sich richtig zu kümmern verstehen. Das Ding taucht in vielerlei Gestalt auf. Es kann als die ›Seele‹ erscheinen, etwas, was den Körper verlassen muß, wenn er sich von einem lebenden Körper in einen toten verwandelt. Es ist merkwürdig, daß diejenigen, die am stärksten an die Seele glauben, gern materielle Dinge herabsetzen; und dennoch stellen sie dann ihre eigene Philosophie auf den Kopf und behaupten, daß, wenn ein offensichtlicher Prozeß – das Leben – zum Ende kommt, es ein Ding geben müsse, das fortbesteht. Nein. Wenn ein Prozeß aufhört, ist er nicht mehr ›da‹. Wenn man aufhört, mit dem Sahnebesen ein Ei zu schlagen, gibt es kein pseudomaterielles Wesen-des-Sahnebesens, das auf irgend etwas anderes übergeht. Man dreht einfach nicht mehr an der Kurbel.
    Ein weiteres ›Ding‹, das aus der Annahme hervorgeht, der Tod existiere, ist das, was auch immer dem Ei/Embryo/Fötus verliehen werden muß, damit es/er sich in einen richtigen Menschen verwandelt, der bei Bedarf sterben kann. Beachten Sie, daß es im menschlichen Mythos und in der Wirklichkeit der Scheibenwelt die Seelenlosen sind, Vampire und ihresgleichen, die nicht sterben können. Lange vor dem Alten Ägypten und dem Totengott Anubis haben Priester aus dieser Sprachverwirrung Kapital geschlagen. Auf der Scheibenwelt ist es ganz in der Ordnung, daß es ›unreale‹ Dinge wie die Dunkelheit oder wie die Zahnfee in Schweinsgalopp gibt, die ihre Rolle in der Handlung spielen.* [ * Eigentlich ist es

Weitere Kostenlose Bücher