Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
eine ›fundamentale Konstante‹ der Scheibenwelt, daß Dinge existieren, weil sie geglaubt werden. ] Auf dem Planeten Erde jedoch ist das eine sehr seltsame Idee.
    Es kann jedoch Teil eines Vorgangs sein, der uns zu Menschen macht. Wie Tod in Schweinsgalopp feststellt, müssen Menschen anscheinend eine Art Innendekoration auf das Universum projizieren, damit sie einen großen Teil der Zeit in einer Welt verbringen, die sie selber gemacht haben. Wir scheinen – zumindest momentan – diese Dinge zu brauchen. Konzepte wie Götter, Wahrheit* [ * ›Wahrheit‹ ist ein Privativum von derselben Art, wie es ›nüchtern‹ ist – solange man keine Lügen erfindet, weiß man nicht, was die Wahrheit ist. Die Natur scheint es zu wissen, sonst hätten Tiere nicht soviel Mühe auf eine wirksame Tarnung verwendet. ] und Seele scheinen insofern zu existieren, als Menschen sie als existent betrachten. (Man weiß allerdings, daß Elefanten sich unbehaglich und verwirrt finden, wenn sie in der Wildnis Elefantenknochen finden – wobei unbekannt ist, ob sie eine nebelhafte Vorstellung von der Großen Savanne Im Himmel haben oder ob es nur offensichtlich keine gute Idee ist, an einer Stelle zu bleiben, wo Elefanten getötet werden.) Aber sie vollbringen einen Zauber für uns. Sie fügen unserer Kultur Narrativium hinzu. Sie bringen Schmerz, Hoffnung, Verzweiflung und Zufriedenheit. Sie ziehen unseren Gummimotor auf. Gut oder schlecht, sie haben Menschen aus uns gemacht.
    Wir fragen uns, ob die Benutzer glaubten, jener kältefokussierende Spiegel könnte für sie zaubern. Wir können uns mehrere Arten vorstellen, wie es den Anschein haben könnte. Und ein paar sehr kluge Freunde von uns sind überzeugt, daß auch Seelen existieren könnten. Auf einem bestimmten Niveau ist fast alles ein Prozeß. Für einen Physiker ist Materie ein Prozeß, der von einer Quantenwellen-Funktion getragen wird. Und Quantenwellen existieren nur, wenn die Person, mit der man disputiert, behauptet, es gäbe keine – vielleicht existieren Seelen also auf dieselbe Weise.
    In diesem Gebiet müssen wir zugeben, daß die Wissenschaft nicht alles weiß. Die Wissenschaft beruht darauf, nicht alles zu wissen. Aber manches weiß sie.

DREIUNDZWANZIG
    Leben ausgeschlossen
    Es war recht schwer, Brote zu essen, die man nicht sehen konnte. Rincewind nahm sie vom Bibliothekar in der anderen, realen Welt entgegen, und er konnte nur hoffen, daß er wirklich Käse und Chutney bekam. Als Zugabe erhielt er Bananengeschmack.
    Die Zauberer waren schockiert. Es ist schrecklich, wenn man feststellen muß, daß man mit dem eigenen Universum nicht nach Belieben verfahren kann.
    »Warum sollte es unmöglich sein, mit Magie Leben ins Projekt zu bringen?« fragte der Dekan.
    »Das läßt sich leider nicht bewerkstelligen«, sagte Ponder. »Wir können ziemlich große Kontrolle ausüben, aber nur auf eine sehr subtile Weise. Das habe ich bereits alles erklärt.«
    »Ich würde das Bewegen großer Welten nicht gerade als subtil bezeichnen«, sagte der Dekan.
    »Nach den Maßstäben des Projekts hat es hunderttausend Jahre gedauert, den Mond in die richtige Position zu bringen«, erwiderte Ponder. »Die Zeit im anderen Universum vergeht schneller. Es ist erstaunlich, was man alles bewegen kann, wenn man an der richtigen Stelle lange genug Druck ausübt.«
    »Aber wir haben soviel geleistet …«
    »Letztendlich läuft es darauf hinaus, daß wir Dinge hin und her geschoben haben, Herr.«
    »Ich finde es schade, daß es keine Bewohner für die von uns geschaffene Welt gibt«, sagte der Oberste Hirte.
    »Als ich klein war, hatte ich einen Spielzeug-Bauernhof«, sagte der Quästor und sah von seiner Lektüre auf.
    »Danke, Quästor«, erwiderte der Erzkanzler. »Sehr interessant. Na schön, halten wir uns an die Spielregeln. Was muß man bewegen, um Leute zu bekommen?«
    »Nun … Teile von anderen Leuten, wie mein Vater sagte«, ließ sich der Dekan vernehmen.
    »Das finde ich geschmacklos, Dekan.«
    »Viele Religionen beginnen mit Staub«, sagte der Oberste Hirte. »Man haucht ihm irgendwie Leben ein.«
    »Das ist selbst mit Magie ziemlich schwer«, meinte der Erzkanzler. »Und wir können keine Magie verwenden.«
    »Oben in Nichtsfjord glaubt man, das Leben sei entstanden, als der Gott Noddi seine … unaussprechlichen Dinge abschnitt und sie nach der Sonne warf, die sein Vater war«, erläuterte der Oberste Hirte.
    »Was, meinst du seine … Unterwäsche?« fragte der Dozent für

Weitere Kostenlose Bücher