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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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mich in die Hand
biss.
    „Aua“, schrie ich erschrocken und alles begann
sich zu drehen. Ich hörte ein entferntes Schnurren und versuchte, die Augen zu
öffnen. Mein Körper fühlte sich schwer an und schmerzte. Ich spürte, dass ich
auf dem Bauch lag, den Kopf auf meinen Oberarm gelehnt. Das Geräusch hörte
nicht auf und als ich die Augen öffnete, sah ich einer Wildkatze ins Gesicht.
    Panisch fuhr ich hoch und das Tier suchte
erschrocken das Weite. Den Blick auf das flüchtende Tier gerichtet, bemerkte
ich, dass meine Hand tatsächlich schmerzte. Sie blutete und ich erkannte, dass
dieses Mistvieh mich gebissen hatte.
    Übelkeit überkam mich. Ich fiel auf die Knie und
musste mich übergeben. Erschöpft und angewidert bekam ich einen hysterischen
Weinanfall und ließ mich wieder auf den Bauch fallen.
    „Warum?! Warum muss ich das alles erleiden? Ist es
nicht schon schlimm genug? Ich werde niemals bei Bao ankommen. Niemals!“ Mein
Körper bebte vor Weinen und Schluchzen. Über mir kreiste ein Adler und ich
hörte sein helles Schreien. Er zog ein paar Mal seine Runden über meinem Körper
und flog dann davon.
    „Ach, könnte ich doch fliegen“, jammerte ich wehmütig.
„Dann wäre ich schon längst angekommen.“
    Die Tränen versiegten nach einer Weile und auch
die Hysterie verschwand nach und nach. Eine Zeitlang hielt ich die Augen
geschlossen und richtete mich schließlich wieder auf.
    „Es nutzt alles nichts. Ich muss weiter, wenn ich
hier nicht sterben will.“
    Und sterben wollte ich sicher nicht. Der Tod hatte
schon einmal an meine Tür geklopft und sie leise geöffnet. Doch damals hatte
Itosu sie vor dessen Nase zugeschlagen. Jetzt war ich alleine und musste es aus
eigener Kraft schaffen.
    Ich stand auf und blickte mich um. Hinter mir lag
der beschwerliche Aufstieg auf das Bergplateau, das nun kein Ende zu nehmen
schien. Den Horizont konnte ich nicht sehen, denn er befand sich hinter einer
weiteren Bergkuppe. Mir war klar, dass ich einen weiteren Aufstieg nicht
schaffen konnte und entschied, auf der Hochebene zu bleiben. Das bedeutete,
dass ich um die Bergspitze herumlaufen musste; also machte ich mich auf den
Weg.
    Wie betäubt lief ich einen Schritt nach dem
anderen und gelangte mit der Zeit in einen seltsam ruhigen Zustand, der mich
genug benebelte, um meine Umgebung kaum wahrzunehmen, der mich aber davor
bewahrte, zu straucheln und zu fallen. Als es Abend wurde, legte ich mich an
einen großen Stein und fiel augenblicklich in tiefen Schlaf.
     
    Als der Morgen graute, erwachte ich, weil mir kalt
war. In der Dämmerung hangelte ich mich weiter, so gut es ging. Nach einer
Weile kam ich an einen Bach in dem ich vereinzelte Fische sah. Meine Augen
wurden groß und ich überlegte, wie ich einen fangen konnte. Überall lag Treibgut
herum: Sträucher und Äste, die mit dem Schmelzwasser angeschwemmt worden waren.
Ich wählte einen besonders dünnen aber spitzen Ast, mit dem ich einen der
Fische aufspießen wollte. Doch vom Ufer aus konnte ich die Fische nicht
erreichen und in das kalte Wasser steigen wollte ich nicht. Meine Füße pochten
zu sehr vor Schmerz.
    Mein Magen hatte offensichtlich vom Verstand die Information
erhalten, dass sich Essbares direkt vor meiner Nase befand und gab entsetzliche
Geräusche von sich. Erst jetzt merkte ich, dass der aufgeweichte Fladen meine
letzte Nahrung gewesen war. Das war vor – wie viele Tage war es her? Ich hatte
die Orientierung verloren. Das ohnmächtige Gefühl schlug schlagartig um in
Panik. Schreiend stocherte ich wie wild in dem reißenden Bach herum und
spießte, mehr aus Zufall, einen kleinen Fisch auf. Fassungslos starrte ich auf
meine Waffe und begann hysterisch zu lachen. Dann riss ich den kleinen Fisch
vom Holz und schlug mit einem Stein auf dessen Kopf. Der Schlag war etwas zu
heftig und verwandelte den kleinen glitschigen Körper in einen rohen
Fleischbrei. Die Gedärme quollen heraus und ich warf alles angeekelt von mir.
Aus der geringen Entfernung starrte ich auf den blutigen Haufen und wusste
nicht ein noch aus. Der Hunger wurde immer schlimmer und letztendlich griff ich
wieder nach meinem Fang, entfernte alles, was mir widerlich vorkam und stopfte
den Rest, blank wie er war, in den Mund. Zum Schlucken musste ich mich zwingen
und auch dazu, mich nicht noch einmal zu übergeben. Vom Wasser trank ich
reichlich nach, so dass der fischige Geschmack langsam weggespült wurde.
    Mein Weg zog sich schleppend entlang des Baches
und als es langsam dunkel

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