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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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nur
ein Gedanke. Ich kann alles schaffen, wenn ich nur daran glaube.“
    „Was du aber offensichtlich nicht tust, sonst
würden wir wohl kaum diese Unterhaltung führen.“
    Darauf wusste ich nichts zu antworten. Mir war
aber klar, dass diese Gedanken nicht stärker werden durften, denn sonst hätte
ich gleich aufgeben können. Doch ich wollte mir keine Schwächen eingestehen und
zwang mich, die Zähne zusammen beißend, weiter.
    „Hinter dem Berg ist mein Ziel. Du wirst sehen,
dass wir dort auf das Heer treffen.“
    Zweifel mischten sich in meine Gedanken und
suchten jede Möglichkeit, sich zu vermehren.
    Dazu kam der immer stärker werdende Hunger, der
mir allmählich jegliche Willenskraft raubte.
    „Oh nein“, jammerte ich. „Nicht jetzt.“
    Doch dem Hunger war das vollkommen egal. Er wollte jetzt gestillt werden und nicht später. Es gelang mir, ihn eine Weile zu
ignorieren, aber als sich mein Magen schon zusammenkrampfte und übel
schmeckender Magensaft meine Kehle vergällte, hielt ich an, um nach etwas Essbarem
in meinem Rucksack zu wühlen. Itosu hatte mir getrockneten Fladen und
Dörrfleisch eingepackt, doch als ich es auspackte, musste ich feststellen, dass
der Regen Teile des Rucksacks vollkommen durchnässt hatte. In meinen Händen
hielt ich das mittlerweile verdorbene Essen: Der Fladen war nur noch ein
geschmackloser Brei und das Dörrfleisch roch seltsam süßlich. Nichts davon
konnte ich essen und legte es auf den Boden. Nirgends sah ich etwas Essbares,
das man der Natur entlocken konnte. Hier wuchsen keine Sträucher mit Beeren,
keine Pilze, nichts… Weit und breit gab es nichts als Moos und Flechten, und
davon konnte man unmöglich satt werden.
    Aus lauter Verzweiflung stopfte ich den
gequollenen Fladenbrei in den Mund und schluckte ihn angewidert hinunter.
Wenigstens hatte der Magen etwas zu tun und ließ mich für eine Weile in Ruhe.
Ein klein wenig gestärkt ging ich weiter und erkannte, dass ich mich der
Bergkuppe näherte.
    „Bald sind wir da. Wir müssen einfach bald da
sein“, murmelte ich immer wieder vor mich hin. Meine Gedanken schwiegen und ich
hatte ein seltsames Gefühl. Dieses Gefühl schlug schlagartig in Panik um, als
ich entdecken musste, dass sich hinter der Bergkuppe nicht etwa der Abstieg zum
Ziel befand, sondern ein weiterer, noch höherer Berg. Ich verlor allen Mut, den
ich mühselig zusammengenommen hatte. Erschöpft fiel ich auf die Knie und glitt
– mich zusammenkrümmend – auf den Boden. Regungslos blieb ich liegen und merkte
gar nicht, wie ich vor Erschöpfung mitten auf dem steinigen Boden einschlief.
     
    „Mama. Ist es nicht schön hier?“, tönte eine Kinderstimme.
    Suchend setzte ich mich auf und fand mich in einem
Garten wieder. Ein kleiner Junge spielte in einiger Entfernung mit Enten, die
laut schnatternd vor ihm flüchteten. Diese Art von Spiel – hinter ihnen her zu
rennen und zu johlen – behagte den Wasservögeln einfach nicht und so suchten
sie den direkten Weg ins sichere Nass. Unter lautem Protest blieb der Knabe
zurück und hüpfte trotzig auf und ab: „Das ist gemein! Ihr wisst genau, dass
ich noch nicht schwimmen kann!“
    „Shao! Schrei hier nicht so herum. Such dir etwas
anderes zum Spielen.“
    Ich wandte den Kopf zu der Frau, die in meinem
Blickwinkel den Schauplatz betrat.
    „Mutter“, war mein erster Gedanke, als ich die
Frau näher sah. „Wo bin ich hier?“ Erstaunt sah ich mich um und erkannte den
Garten meiner Eltern. Und dann fiel mein Blick noch einmal auf den Jungen.
„Shao?“, entfuhr es mir und der Junge sah in meine Richtung.
    Neugierig kam er angerannt und blieb direkt vor
mir stehen. „Wer bist du?“, fragte er.
    „Mein Name ist Min-Tao.“
    „Wo kommst du her? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“
    „Ich bin hier aufgewachsen.“ Ich konnte nicht
fassen, wie ruhig und gefasst ich sprach. „Kennst du mich nicht?“
    Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er
und rief dann der anderen Frau zu: „Da ist eine fremde Frau in unserem Garten.“
    Diese letzten Worte trafen mich wie ein Pfeil ins
Herz und meine Hände verkrampften sich. „Sag ihm bitte, wer ich bin“, flehte
ich in Richtung Mutter.
    Doch die kam angelaufen und griff Shao am Arm.
„Komm, kleiner Mann. Mit fremden Menschen sprechen wir nicht.“
    „Aber ich bin doch keine Fremde!“ Ich verstand die
Welt nicht mehr. Fassungslos sah ich mit an, wie Shao sich schnell aus dem
Griff seiner Großmutter wand, auf mich zu gesprungen kam und

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