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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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wenige waren in regelmäßigen Abständen unterwegs
an den feindlichen Linien, um den Feind zu beobachten, damit Bao stets auf dem neuesten
Stand der Dinge blieb. Er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit und seinen
Soldaten.
    Während der Herbstmonate waren sie immer weiter in
Richtung Westen vorgedrungen und Bao hatte bereits ein paar Männer aus Xia auf
seiner Seite. Wie er es vermutet hatte, war das Volk im Grunde froh, sich mit
einem handelsstarken Nachbarn zu vereinen und viele Zivilisten begrüßten die
Soldaten aus Song. Bao hatte noch immer Schwierigkeiten, die Bevölkerung von
Xia als „den Feind“ zu betrachten. Was für einen Hass musste es auf Seiten der
Tanguten geben, damit dieser Li Sawing bereit war, Krieg über sein Land zu
bringen, in Anbetracht der Übermacht der Song?
    Bao war noch immer nicht wirklich überzeugt, dass
hier alles mit rechten Dingen zuging.
     
    Ende des zweiten Monats erreichten ihn mehrere
Schreiben aus Qin. Wang Anshi hatte wieder Briefe mit den neuesten
Entwicklungen, den aktuellen Befehlen und auch ein wenig Tratsch und Klatsch
geschickt. Was die Befehle anging, so brauchte Bao den ersten Brief gar nicht
zu lesen. Es war ohnehin immer wieder ein ähnlicher Wortlaut:
    „…und nehmt, sobald es die Witterung erlaubt,
den Befreiungskampf wieder auf…“
    „Als gäbe es eine andere Option.“ Bao musste ein wenig
lächeln und nahm den zweiten Brief zur Hand.
    „…Hier am Hofe hat sich einiges getan und wenn
man von den Tragödien während eines Krieges hört, so mag man in den friedlichen
Hallen des Palastes gar nicht glauben, dass es Ereignisse gäbe, die von
ähnlicher Tragweite wären.
    Wir betrauern das plötzliche Ableben der guten
alten Hausmutter der Nebenfrauen, die nun schon so lange im Dienste des Kaisers
stand. Qualvoll musste sie sterben und das alles nur, weil sie einer ihrer
Frauen helfen wollte. Die Ärzte – und auch ich – konnten nur hilflos zusehen,
wie sie mit fiebrigem Körper in ihr nächstes Leben ging…“
    Bao sah kurz von den Papierseiten auf und
überlegte. Hatte er die alte Frau jemals näher kennen gelernt? Wieso erwähnte
Wang Anshi ihr Ableben so emotionsgefüllt? Er lenkte seinen Blick wieder auf
die Zeilen und las weiter.
    „…Niemand hätte geglaubt, dass Shinlans Tod so
viel Unruhe in die Reihen der Frauen bringen würde. Umso unfassbarer ist die
Tragödie um Min-Tao…“
    Bao starrte auf die letzten Worte. Tragödie um
Min-Tao? Was sollte das bedeuten?!
    …Du kannst dir sicher vorstellen, wie schwierig
es ist, die Nebenfrauen im Zaum zu halten, und das nun auch noch ohne ihre
Hausmutter.
     
    Ich bin nur froh, dass der Krieg nicht in der
Verantwortung von Frauen steht. Man merkt deutlich, dass sie mit
Ausnahmezuständen nur schwer zurechtkommen…“
    Bao starrte auf die Zeilen und überflog sie noch
einmal. War Min-Tao gestorben? Davon war bisher keine Rede gewesen, aber er war
sich nicht sicher. Es stand auch nichts von einem Neugeborenen in dem Brief.
Wang Anshi hätte das doch sicherlich erwähnt, wenn er sich schon dermaßen über
die Todesfälle ausließ.
    Baos Herz hatte kurz ausgesetzt und er spürte eine
pochende Hitze in seinen Kopf steigen. Seine Wangen glühten und er hielt
merklich die Luft an, als er weiterlas.
    „…Nun können wir also nur Cheng-Sis Körper
begraben. Min-Tao liegt wohl irgendwo im Schnee, wer weiß wo. Ich wusste schon
immer, dass diese Frau mit ihrem Starrsinn Unruhe stiften würde…“
    Baos sah fassungslos auf das Schreiben und dann in
die Ferne. Seine Faust knüllte den Brief langsam zusammen und knallte
schließlich auf dem Tisch nieder. Wang Anshi wusste doch, wie viel ihm Min-Tao
bedeutete, egal ob sie nun des Kaisers Frau war oder nicht. Warum musste er in
diesem unpersönlichen Brief von Min-Taos Tod erfahren? Warum musste er überhaupt
davon erfahren? Wie hatte das geschehen können? Was war mit ihrem gemeinsamen
Kind?
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er schon lange
nicht mehr lebhaft von ihr geträumt hatte. Freilich war sie ihm oft im Traum
erschienen – aber anders als früher. War sie am Ende wirklich tot und er hatte
deshalb nichts mehr von ihr gesehen?
    Bao schnürte es die Kehle zusammen und er erfuhr
das erste Mal in seinem Leben, was es bedeutete, Angst zu haben; Angst um
Menschen, die er liebte. Dieses Gefühl hatte er in dieser Intensität noch nie
zuvor gehabt und beinahe schien es ihn zu lähmen.
    Er strich die Seiten wieder glatt und überflog den
Rest des Briefes. Stand

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