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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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Kranke kümmerten.
    Ketùn hielt an, stieg vom Pferd und nahm mich auf
die Arme, um mich zu den Ärzten zu tragen. Die nahmen sich meiner sofort an und
versorgten die Wunden und Prellungen. Da im Moment keine Kämpfe stattfanden,
gab es auch keine Verletzten. Zwischen den wenigen Schrammen, die es zu
versorgen galt, war ich offenbar eine willkommene Abwechslung.
    „Ich muss noch etwas erledigen“, verabschiedete
sich mein Retter, „doch dann komme ich und sehe nach Euch. Ihr seid hier in
guten Händen.“ Er konnte es sich offenbar nicht verkneifen, mir über die Wange
zu streicheln und mich aufmunternd anzulächeln.
    Erschöpft nickte ich und legte mich auf meinem
Lager zurück.
     
    ***
     
    „Mir gefällt die Sache nicht, Bao. Es sind viel zu
wenige, als dass das ein ernstgemeinter Angriff sein könnte.“
    Bao hatte sich die Worte seines jüngeren Freundes
angehört. „Ich stimme dir zu. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. – Hast du
sonst etwas Merkwürdiges beobachten können?“
    Ketùn wurde rot und Bao sah ihn aufmerksam an.
    „Mein Freund. Was ist mit dir?“, fragte er.
    Ketùn räusperte sich und fuhr mit seiner Erzählung
fort. Er berichtete von der Frau im Wasser und dass er sie hierher gebracht
hatte. „Sie tat mir so leid. Sie ist fürchterlich zugerichtet.“
    Bao musste lachen. „Ketùn. Was muss ich sehen. Hat
da jemand sein Herz verloren? Weißt du ihren Namen?“
    Der Jüngere nickte. „Shao-Ma nennt sie sich.“ Eine
Hitzewallung färbte sein Gesicht abermals krebsrot.
    Bao amüsierte dieser Anblick. Er legte ihm die
Hand auf die Schulter und sagte: „Sollst wenigstens du eine kleine Freude haben
in diesen Zeiten.“ Kaum hatte er es ausgesprochen und begriffen, was er eben
gesagt hatte, verdunkelte sich sein Gesicht und er wandte sich ab.
     
    „So so, Bao Sen-Ho will mich also treffen.“
    Mi Kejian blickte auf die Schrifttolle, die er in
Händen hielt und in der er um ein Treffen gebeten wurde. „…um des Friedens
willen“ , las Mi Kejian laut. „Gehst du mir also tatsächlich in die Falle.
Was für ein Narr! – Ein Treffen kannst du gerne haben, alter Freund. Aber es
wird nicht zu deinen Gunsten ausgehen.“
    Der Kanzler der Xia freute sich und machte sich
auf, alle Vorbereitungen zu treffen, um sich dem Heer anzuschließen. Den
abgefangenen Brief an Li Sawing warf er – wie immer – sofort ins Feuer seines
Kamins. Er sah sich seiner Rache ein Stück näher.
    „Bao, ich komme.“

31   ENDLICH am Ziel…?
     
     
    Im Kriegslager der Song, 5. Mondmonat 1076
     
    Bao erhielt täglich Berichte aus Xia, und bald war
auch eine Antwort des Kanzlers dabei. Im Gegensatz zu den vorangegangenen
Schreiben, herrschte in diesem ein freundlicherer Ton:
    „…zum Wohle der beiden Völker, und um möglichst
viele Leben zu schonen, wäre ein beiderseitiger Frieden natürlich nur von
Vorteil. Doch die vielen Jahre der eisigen Stimmung können nicht von heute auf
morgen beiseitegeschoben werden. Aus diesem Grund habe ich gegen ein den
Verhandlungen vorgeschobenes Treffen nichts einzuwenden und wäre sehr geehrt,
Eure Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen…“
     
    „Er will hierher kommen?“ Ketùn hatte Bao
zugehört, wie dieser des Kanzlers Brief aus Xia vorlas. „Hast du ihn etwa
eingeladen?“
    „Nein, er hat sich selbst eingeladen“, antwortete
Bao. „Ich weiß noch nicht, ob mir das gefällt.“
    „Es könnte eine Falle sein“, spekulierte Ketùn.
    „Ja“, stimmte Bao ihm zu. „Zumindest ein Akt der
Spionage. Er kann doch nicht ernsthaft glauben, dass ich ihn in mein Heer
lasse, nur weil du dort frei herumspazieren konntest.“
    Ketùn lachte. „Ja, das war schon sehr seltsam, wie
sie mit offenen Karten spielten.“
    „Zu offen, wenn du mich fragst.“
    „Und was gedenkst du zu tun?“
    Bao dachte nach. „Ich weiß es noch nicht. Ich
denke, wir haben noch ein wenig Zeit für ein Antwortschreiben.“
    Ketùn erhob sich. „Wenn du mich hier im Moment
nicht brauchst, dann…“
    Bao lachte. „Ich verstehe schon. Du hast
Wichtigeres zu tun. Wie geht es deinem Mädchen?“
    Ketùn schmunzelte in sich hinein. „Von Tag zu Tag
besser. Die blauen Flecken verschwinden und man sieht langsam ihre wahre
Schönheit.“
    „Na, dann muss ich sie mir wohl auch einmal ansehen“,
scherzte Bao.
     
    ***
     
    Mein Gesicht war nicht mehr geschwollen und die
blauen Flecken an meinem Körper hatten sich in dunkles Gelb-Braun verwandelt.
Meine Hand war noch verbunden, doch der

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