Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
Vom Netzwerk:
und sie übergab sich
zur Seite. Blut war im Speichel und er schöpfte ein wenig Wasser mit der Hand, das
er ihr zu trinken gab.
    Ketùn wartete, bis sich die Frau soweit gesammelt
hatte, dass sie mit ihm sprechen konnte.
    „Wer seid Ihr?“, fragte er schließlich.
    Sie sah ihn verwirrt an, sah auf das Pferd und
dann wieder auf ihn. Man verstand sie kaum, so leise sprach sie.
    „Wo bin ich? Was ist geschehen?“
    „Ich weiß es nicht. Mein Pferd hat Euch gefunden.
Ihr habt hier im Wasser gelegen.“
    „Wasser“, murmelte die Frau und sah bergauf. Eine
Gänsehaut zog sich über ihren Körper und sie schüttelte sich. „Ich bin hineingefallen.
Meine Güte, ich lebe noch. Unfassbar!“
    Ketùn stand auf, holte eine Decke aus einer der
Satteltaschen und legte sie der Frau um. Er sah sie weiterhin sehr neugierig
an. „Verzeiht, aber Ihr habt mir noch immer keine Antwort gegeben auf meine Frage,
wer Ihr seid.“
    Die junge Frau sah ihn genau an und murmelte
wieder etwas. Beim näheren Hinhören verstand er sie schließlich.
    „Mein Name ist Shao-Ma“, sagte sie verängstigt.
„Ich war auf dem Weg in den Westen.“
    „Zu Fuß?“, entfuhr es Ketùn.
    „Ja, zu Fuß“, antwortete die junge Frau und wirkte
etwas verloren. „Und wer seid Ihr?“
    „Oh, verzeiht.“ Ketùn sah sie beschämt an. „Mein
Name ist Fong Ketùn. Ich bin Soldat und auf dem Weg in mein Lager. Kommt mit
mir und Eure Wunden werden versorgt werden.“
    Als Antwort streckte sie ihm ihren Arm entgegen
und Ketùn half ihr auf. Sie konnte kaum stehen. Er stellte sie neben Nano ,
damit sie sich an seinem Sattel festhalten konnte. Dann saß er auf und zog sie
schließlich mit einem kräftigen Zug vor sich auf das Pferd.
     
    ***
     
    Mit Erleichterung hatte ich festgestellt, dass ich
die Sonne stets auf meiner rechten Seite gehabt hatte. Wir ritten also gen
Osten und die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Richtung Bao ritten, war sehr
groß. Ich bin Soldat hatte er gesagt. Und er war auf dem Rückweg.
Vielleicht hatte ich Glück und ich war auf der richtigen Seite des Krieges.
    Ich merkte aber auch, dass dieser Ketùn mich einen
Tick zu eng hielt, doch nach all den Strapazen der letzten Wochen war mir das
fast egal. Endlich ein menschlicher Körper, an den ich mich lehnen konnte, der
mir Halt gab und Schutz. Müde schmiegte ich mich an seine Brust und döste über
dem Schaukeln des Pferdes ein.
     
    ***
     
    Ketùn spürte einen seltsamen Beschützerdrang gegenüber
dieser Frau, die er noch nie zuvor gesehen hatte und die ihm trotz ihrer vielen
Verletzungen sehr gefiel. Er ertappte sich bei der Frage, ob es „nur“ das
Wasser war, welches sie so zugerichtet hatte oder vielleicht doch ein Mann, dem
sie gehörte.
    „Bestimmt nicht“, murmelte er und zog den Umhang noch
enger um sie. Sie fror nicht mehr so sehr, wie noch am Anfang. Er bemerkte, wie
ihr Körper locker wurde und sich gegen ihn lehnte. Ketùn war zufrieden mit sich
und der Welt. Fast vergaß er, dass er sich hinter den feindlichen Linien
befand.
     
    ***
     
    Es war weit nach Mittag, als wir im Lager ankamen.
Ich war überrascht, wie groß es war, und ließ meinen Blick über die vielen
Zelte schweifen, in der Hoffnung, Bao unter dem Gewimmel von Männern zu
erspähen. Die Zelte reihten sich dicht aneinander und wurden durch Lagerfeuer
unterbrochen, die in regelmäßigen Abständen Sammelplätze für die umliegenden
Soldatenzelte bildeten. Natürlich bemerkte ich die neugierigen Blicke der
Männer, an denen wir vorbeikamen. Während der ganzen Zeit sah ich nur Soldaten.
    „Gibt es hier keine Frauen?“, fragte ich
neugierig.
    „Nein“, antwortete Ketùn. „Wir befinden uns im
Krieg. Da wollen Frauen an einem sicheren Ort leben. Es gibt nur einige wenige ,
die es in solchen Zeiten zu Soldaten zieht.“ Ketùn bemühte sich, seine Worte
neutral zu halten.
    Doch ich verstand sehr wohl, welche Art von
Frauen er meinte.
    „Oh“, sagte ich nur.
    „Keine Angst. Euch wird hier nichts geschehen.
Dafür sorge ich.“
    „Wo bringt Ihr mich hin?“, fragte ich und war
froh, mich hinter seinem Umhang verstecken zu können. Die Männer, die mich
anstarrten, sahen teilweise ziemlich furchterregend aus.
    „In Eurem Zustand seid Ihr wohl am besten bei den
Ärzten aufgehoben. Eure Hand sieht übel aus und bedarf fachkundiger
Behandlung.“
     
    Das Quartier der Ärzte lag relativ zentral im
Lager. Es war eine größere Zeltanlage, in der viele Männer umhergingen und sich
geschäftig um

Weitere Kostenlose Bücher