Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
Vom Netzwerk:
nun war es
sowieso egal. An den kaiserlichen Hof brauchte ich nicht zurückzukehren.
    „Wir sollten ihn suchen, wenn all das hier vorbei
ist“, schlug Bao vor.
    Da legte ich meine Hand auf die seine. „Das wird
nicht möglich sein. Ich glaube, ich weiß, wo unser Sohn ist.“ Und da erzählte
ich ihm von meiner Vermutung, dass Suan-Jen Shao als ihren eigenen Sohn
angenommen hatte.
    „Wang Anshis hat mir von dem Thronfolger erzählt.
Ich wusste nicht, dass… Nun… Dann ist es vielleicht besser, wenn niemand weiß,
wer er wirklich ist.“ Er nahm mich in seine Arme und beide trauerten wir um den
Sohn, den man uns genommen hatte.
     
    ***
     
    Bao wollte Min-Tao nicht länger in der Obhut der
Ärzte lassen und nahm sie mit zu sich in sein Quartier. Das warf einige Fragen
unter den Männern auf. Manche konnten nicht einsehen, warum ihr Heerführer eine
Frau bei sich wohnen lassen durfte, was er ihnen selbst verboten hatte. Doch
sie blieben ruhig, solange die Prostituierten zu ihnen kommen durften.
    Ein größerer Teil der Soldaten um Bao freute sich
für ihren Heerführer, denn es war schon länger das Gerücht umhergegangen, dass
er eine Frau gehabt hatte, die er für tot hielt.
    Dem Großteil war es schlicht und ergreifend vollkommen
egal, was er tat, solange sie nur kämpfen konnten.
    Ketùn sah sich hin- und hergerissen zwischen
denen, die sich mit Bao freuten und denen, die es nicht billigten. Auf der
einen Seite war er natürlich froh, dass sein Heerführer und Freund sein Glück
wieder gefunden hatte; dennoch blieb der fahle Beigeschmack, dass es auf seine
eigenen Kosten ging und er dabei leer ausging. Shao-Ma war nun mal eine schöne
Frau, auch wenn er noch immer nicht wusste, wer sie wirklich war. Niemand im Lager
kannte sie oder hatte von ihr gehört. Kaum einer hatte am Palast gelebt, und
wenn, dann war es keinem möglich gewesen, die Frauen dort näher zu betrachten.
Bao war damals mit keiner Frau gesehen worden, zumindest laut Aussage derer,
die bereits am Palast von Bao ausgebildet worden waren.
    Doch Ketùn fand keine Ruhe. Er hatte ein wenig nachgedacht.
Irgendetwas stimmte nicht und er wollte herausfinden, was es war. Zielstrebig
ging er auf Baos Quartier zu und trat ein, ohne zu Klopfen.
    „Ich habe dir ihren Namen genannt“, rief er, „und
er sagte dir nichts!“
    Bao sah von seinen Briefen auf. „Was meinst du?“
    „Deine… Frau.“ Ketùn tat sich schwer, das auszusprechen.
„Ich hatte dir erzählt, dass sie Shao-Ma hieß und du hast nicht reagiert.“ Er
beobachtete ihn genau. „Ihr Name ist nicht Shao-Ma. Hab ich Recht?“
    Bao nickte lediglich.
    „Wie heißt sie dann? Warum verheimlicht sie ihren
Namen? Und warum unterstützt du das?“
    „Sie tut es, um sich zu schützen. Mehr kann ich
dir dazu nicht sagen!“
    Ketùn war sich plötzlich sicher: „Du bist gar
nicht ihr Mann, nicht wahr?“ Baos Schweigen bestätigte seine Annahme. „Wer ist
es? Wer ist ihr Mann?“
    Baos heftige Reaktion überraschte ihn dann doch.
„Das geht dich nichts an, Mann!“, herrschte er ihn an. „Sie ist meine Frau und ich lasse sie mir nicht noch einmal wegnehmen!“
    „Offensichtlichhast du sie jemandem
weggenommen. Wie kannst du so selbstgefällig sprechen? Ich erkenne dich nicht
wieder!“ Ketùn sprach lauter als beabsichtigt. Er sah sich um, ob auch niemand
etwas gehört hatte. „Bao. Sag mir die Wahrheit! Wer ist sie?“
    Doch Bao sah überhaupt keine Veranlassung, sich zu
offenbaren.
    Ketùn begann seinen Freund mit anderen Augen zu
sehen und war enttäuscht. „Ich dachte, ich kenne dich, aber da habe ich mich
wohl geirrt!“

32   Der Hinterhalt
     
    Lager der Tanguten, 6. Mondmonat 1076
     
    Mi Kejian lachte in sich hinein. Sein Gesandter
war gerade von dem Vortreffen zurückgekehrt, das er Bao frech aufgedrängt
hatte. Dieser hatte den fremden Mann tatsächlich empfangen, wenn auch nicht direkt
im Lager.
    Das Treffen war friedlich abgelaufen, jedoch eher
unverbindlich geblieben.
    „Was konntest du über den Heerführer der Song in Erfahrung
bringen?“, fragte der Kanzler nach den Dingen, die ihn wirklich interessierten.
    „Die Soldaten verehren ihn und er scheint ein sehr
guter Kämpfer zu sein.“
    Kejians Stirn fiel in Falten. Er vertrug selbst
nach all den Jahren nicht, wenn er mit dieser Erkenntnis konfrontiert wurde.
„Ist das alles, was du mir zu berichten hast? Bis jetzt erzählst du mir nichts
Neues. Überrasche mich zur Abwechslung!“
    „Er lebt mit einer

Weitere Kostenlose Bücher