Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
Vom Netzwerk:
das
hier“, ich zeigte um mich, „viel lieber!“
    Der Seitenausgang war im hinteren Bereich des
Palastes und wir befanden uns somit sofort in der Natur. Hier gab es kaum
Häuser, da sich die Stadt vor dem Palast befand. Ich genoss die
neugewonnene Freiheit. Gerade nach der langen kalten Zeit war es für mich immer
wieder eine Wonne, hinaus zu können. Diese alljährlich wiederkehrende Freiheit
nun zusätzlich auf dem Rücken der Pferde zu genießen und das auch noch außerhalb der Palastmauern, erschien mir wie ein Geschenk der Götter. Hier war ich so
frei, wie lange nicht mehr. Es kam dem vollkommenem Glück sehr nahe, als ich
auf dem Rücken des Pferdes über die frischen grünen Wiesen galoppierte und die
ersten warmen Tage nach dem langen Winter genoss.
    Quo-Mi zeigte mir eine Strecke, die den Pferden
einiges abverlangte, ohne ihnen zu schaden. Über Wiesen und Hügel ging es,
durch Felder und dünn besiedelte Wälder. Es war herrlich.
    Und doch spürte ich die Trennung von Bao.
    „Mein Geliebter“, war ich in Gedanken bei ihm,
„wie mag es dir wohl ergehen?“

12   Ein Neues HAus Entsteht
     
     
    Qin, Frühling 1072
     
    Baos Tage verliefen wie früher, bevor Min-Tao in
sein Leben getreten war. Er trainierte seine Männer in gewohnter Weise und
kontrollierte in regelmäßigen Prüfungen das Können seiner Schüler.
    Das Lager in Qin wurde ständig durch neue Soldatenabordnungen
ausgebaut. Das Heer umfasste im Moment etwa dreißigtausend Mann und die
Unterkünfte für die neuen Soldaten waren fast fertig gestellt. Für den Sommer
erwartete Bao wieder einen Schwung an Neuankömmlingen.
     
    Vier Jahre sollte es noch dauern, bis Shenzong gen
Westen ziehen wollte. Bao nutzte die Zeit, um erste Erkundungen aus dem
Nachbarland einzuholen. Er wollte sich im Vorfeld ein Bild machen, mit wem er
es zu tun hatte. Sein Spion würde jeden Tag zurück sein.
    Bis dahin widmete er sich seinem persönlichen Training.
Er hatte eine Abfolge von Übungen entwickelt, die ihm helfen sollte, sich
stetig zu verbessern. Dazu kämpfte er gerade konzentriert gegen fünf imaginäre
Männer, als er einen sechsten – realen – hinter sich spürte und die Übung
abbrach.
    Der Bote war gekommen.
    „Hast du Neuigkeiten für mich?“, fragte Bao.
    Der Mann trat vor und überreichte ihm ein
Schreiben. Erst als der Mann sich wieder entfernt hatte, brach Bao das Siegel.
    Aus dem Brief ging hervor, dass sich in Xia ein
Familienkonflikt anbahnte. Der derzeitige Tanguten-Kaiser war alt und hatte die
Thronnachfolge noch nicht geklärt. Obwohl er nicht krank zu sein schien,
entbrannte ein familiärer Streit. Eine Seitenlinie der Dynastie sah wohl ihre
Chance, nach dem Tode des Kaisers an die Macht zu kommen.
    Bao wusste, dass solch ein interner Zwist den
Blick nach außen ablenken konnte. Er war überrascht, dem Schreiben entnehmen zu
können, dass der Kaiser einer Einverleibung durch die Song nicht allzu
skeptisch gegenüber stehe. Vielleicht würden sie unter diesen Umständen gar
nicht kämpfen müssen?
    Bao nahm sich vor, dieser Information weiter nachzugehen.
Wang Anshi würde sich dafür sicherlich sehr interessieren.
    Der Kanzler hatte sich für die nächsten Tage
angekündigt. Die Wege nach Qin waren offenbar schon passierbar, denn Späher
hatten den Tross, mit dem der Kanzler angereist kam, bereits entdeckt. Es
konnte nur noch eine Frage von wenigen Tagen sein, bis Wang Anshi in Qin ankam.
     
    „Xia scheint an einer Vereinigung interessiert zu
sein.“ Bao hatte Wang Anshi gleich nach dessen Ankunft in seinem Quartier
empfangen.
    „Ist diese Information vertrauenswürdig?“, fragte
der Kanzler zweifelnd.
    „Ich habe sie von einem Boten erhalten, dem ich
Glauben schenke. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir der Quelle
nachgehen sollten. Wenn es tatsächlich stimmt, dann sollten wir eher
diplomatische Verhandlungen anstreben als einen Angriff aus dem Nichts.“
    „Sollte sich aber herausstellen, dass der Kaiser
nicht interessiert ist an einer Einheit, so könnten wir von einem möglichen
innerfamiliären Konflikt profitieren“, schloss Wang Anshi die Überlegungen.
Dann wechselte er das Thema: „Ich habe aber noch etwas anderes mit dir zu besprechen.“
    Bao sah auf.
    „Shenzong will auf jeden Fall festhalten am Aufbau
des Heeres, egal wie sich die Situation nun verändern mag.“ Wang Anshi legte
eine kleine Kunstpause ein. „Aus diesem Grunde hat er beschlossen, dem
Geschehen – wenn es so weit sein wird –

Weitere Kostenlose Bücher