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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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tiefen
Verbeugung.
    „Mein lieber Kanzler“, sagte Shenzong. „Die
Architekten haben vortreffliche Arbeit geleistet und wenn es innen genauso
prachtvoll ist wie außen, dann werde ich mich hier sehr wohl fühlen!“ Er wandte
sich an uns Frauen. „Dies ist Euer neues Heim. Ich habe mir sagen lassen, dass
Euch wunderbare Unterkünfte erwarten, die ihr mit Sicherheit nun gerne erkunden
möchtet. Fühlt Euch hier wie zu Hause in Dongjing und…“
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu
werden. Meine Haut kribbelte und ich musste mich sehr konzentrieren, mich nicht
suchend umzusehen. Da ich auf den Boden blickte, war mein Sichtfeld stark
eingeschränkt. Aber ich hatte das Gefühl, sogar die Richtung fühlen zu können,
aus der dieser Blick kam; ich war sicher, wenn ich mich nach rechts drehte,
würde ich direkt in Baos Gesicht sehen.
    Er war eindeutig hier.
    Mein Herz klopfte und schlug mir bis zum Hals;
meine Kopfhaut pulsierte und ich hoffte, nicht zu erröten – denn wie hätte ich
das erklären sollen? Das Pochen in meinen Adern musste für jedermann zu sehen
sein und ich griff mir reflexartig an den Hals.
     
    ***
     
    Sie war wunderschön, dachte sich Bao. Er hatte die
letzten Tage nur mit Mühe die Nervosität unterdrücken können, die ihn erfasst
hatte, seit die Späher den kaiserlichen Tross gesichtet hatten. Wang Anshi
hatte ihm nicht gestattet, den Kaiser zu empfangen und so hatte Bao einen
eigenen Weg gefunden, sich die Ankunft anzusehen. Er hatte es nicht mehr länger
ertragen können und war froh, hier im Verborgenen einen heimlichen Blick auf
seine Geliebte werfen zu können.
    Die Frauen waren ausgestiegen und die Treppen hinaufgetragen
worden. Er hatte keinen Wimpernschlag benötigt, um sie in der Gruppe der Frauen
zu entdecken. Sie war zwar zu weit entfernt, als dass er genaue Gesichtszüge
erkennen konnte, aber ihre Haltung war noch immer dieselbe. Aufrecht und
selbstbewusst stand sie da, obwohl sie den Blick auf den Boden richtete. Er war
sich sicher, dass sie das zum Selbstschutz tat, um nicht wie ein neugieriges
Mädchen in die Gegend zu starren. Schließlich waren die Frauen davon gegangen
und er erkannte auch, dass die kleinen Tippelschritte bei ihr die Folge von
Übung waren. Er musste innerlich lächeln. Er liebte ihre Füße.
    Bao konzentrierte sich nur auf seine Geliebte.
    Spürte sie ihn? Er glaubte, ein leichtes Zucken
ihres Kopfes zu bemerken. Sein Herz klopfte so laut, dass er dachte, jeder
müsse es hören.
    Sein Verstand ermahnte ihn schließlich,
vorsichtiger zu sein: „Ihr habt beide nichts davon, wenn ihr bereits am ersten
Tag auffallt! Halte dich zurück!“
    Bao konzentrierte sich.
    Da blieb sie plötzlich stehen.
     
    ***
     
    Die Ansprache des Kaisers schien zu Ende. Die
Frauen wandten sich ab und machten sich daran, in den Gebäudekomplex zu gehen.
Ich allerdings konnte den Drang, nach hinten zu sehen, nicht unterdrücken. Ich
gab vor, meinen Blick über die Palastdächer streifen zu lassen. Unterhalb der
Treppe lag der große Hofplatz. Ich traute mich nicht, mich genauer umzusehen,
aber es war dennoch ein erstaunlich beruhigendes und sicheres Gefühl zu wissen,
er würde hier sein und mich jetzt ansehen. Ich war mir dessen sicher, denn ich
konnte seine Nähe förmlich spüren.
    Der neue Palast war dem in Dongjing ähnlich. Die gesamte
Anlage war allerdings nach Westen ausgerichtet. Fast hatte es den Anschein, als
wolle Shenzong so in die feindliche Richtung sehen, obwohl sich eine Bergkette
dazwischen befand.
    Wenn man aus dem Thronsaal hinaus und auf den
Vorplatz trat, befand man sich oberhalb des Innenhofes, an dem wir angekommen
waren. Dieser war umsäumt von einem Häuserring mit grünen, zur Innenseite
überstehenden Dächern, so dass sich ringsum ein überdachter Rundgang bildete.
Der Platz war nach moderner Art mit flachen Steinen gepflastert. Wenn man auf
den oberen Stufen der Treppe zum Haupthaus stand, konnte man über den Dächern
direkt auf die grünbewachsenen Berge im Westen sehen.
    „Gefällt es dir?“
    Shenzongs Stimme riss mich aus den Gedanken, doch
ich war geistesgegenwärtig genug, um meine Hand auszustrecken in Richtung
Horizont. „Es ist eine wunderschöne Gegend, die Ihr ausgesucht habt für Euren
neuen Palast.“
    Der Kaiser musterte mich genau und ich senkte den
Blick.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor
Shenzong wieder sprach. „Du bist die seltsamste unter meinen Frauen.“ Mit
diesen Worten wandte er sich ab.
    Ich war schon

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