Die Geliebte des italienischen Millionaers
es sei vorhin niemand zu Hause gewesen."
Bernice schwieg sekundenlang. "Ich war nicht weg. Aber als ich ihn gesehen habe, hatte ich keine Lust zu öffnen. Er ist mir zu langweilig", antwortete sie dann gereizt.
"Kannst du bitte die Musik leiser stellen, damit du Marco hörst, falls er weint?" bat Vivien ihre Schwester freundlich. "Ich bleibe heute Nacht in London und komme morgen mit dem ersten Zug zurück. Wenn es dir jedoch lieber ist, dass ich noch heute Abend …"
"Ach, red keinen Unsinn. Nimm dir ruhig Zeit", unterbrach Bernice sie ungeduldig. "Marco schläft tief und fest. Wie ist es gelaufen mit Lucca?"
Vivien setzte sich auf das Bett. "Schlecht. Er ist mit Bliss Masterson zusammen. Ich habe sie heute kennen gelernt. Die Frau sieht einfach großartig aus."
Bernice lachte. "Dann war es wirklich kein guter Tag für dich. Ich habe dich gewarnt, oder?"
"Ja, das hast du", gab Vivien zu.
"Lucca ist ein ganz gemeiner Kerl", stellte ihre Schwester nachdrücklich fest. "Hast du mit ihm über Geld reden können?"
Vivien schluckte. "Ja. Ich glaube, er wird es regeln."
"Wunderbar", rief Bernice aus.
Plötzlich glaubte Vivien, noch eine andere Stimme im Hintergrund zu hören. "Hast du Besuch?"
"Warum fragst du?"
"Ich dachte, ich hätte jemanden sprechen gehört."
"Das war im Fernsehen. Bis morgen also."
Dann war die Leitung tot.
Langsam legte Vivien den Hörer auf. Lucca wird nie wieder zu meinem Leben gehören, dachte sie, und ihr ging ein Stich durchs Herz. Vor mehr als drei Jahren hatte sie Serafinas Party verlassen, als sie ihn mit einer anderen schönen Frau entdeckt hatte. Aber er war Vivien auf die Straße nachgelaufen.
"Sie wollen also doch etwas mit mir zu tun haben", erklärte er zufrieden. "Dass ich in Begleitung gekommen bin, hat nichts zu bedeuten. Ich wollte nur nicht allein erscheinen, das ist alles."
"Weiß sie es?" Vivien war entsetzt über seine Einstellung.
Er zuckte die Schultern. "Ich will Sie haben, meine Schöne. Jede andere Frau wäre ein schlechter Ersatz. Wenn man jemandem etwas vorwerfen kann, dann Ihnen."
"Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, dass Sie ein Frauenheld sind!"
"Ich bin Single, mache niemandem etwas vor und verletze keine Regeln. Wenn ich so perfekt wäre, wie Sie es gern hätten, wäre ich längst verheiratet und hätte Kinder. Sie würden sich in dem Fall damit herumquälen, dass ich für Sie unerreichbar wäre. Aber ich bin noch zu haben. Sie brauchen nur etwas Mut, um nicht mehr davonzulaufen wie ein kleines Mädchen."
Um drei Uhr in der Nacht stand er dann plötzlich vor ihrer Haustür. Aus lauter Erleichterung darüber, dass er nicht mit der anderen Frau zusammen war, ließ sie ihn in ihre Wohnung. Er nahm sie in die Arme und flüsterte: "Mit dir wird alles anders, Liebes. Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit …"
"Du liebe Zeit", unterbrach sie ihn. Er bot ihr etwas an, was sie für selbstverständlich gehalten hatte.
"Ich werde dich glücklich machen", versprach er. "Warum sollte das so schwierig sein?"
Und dann war ihr nur eins leicht gefallen: ihn zu lieben. Sie sahen sich, wann immer sie konnten. Aber es war für beide nicht genug. Vivien liebte ihn so sehr, dass sie den Heiratsantrag annahm, den Lucca ihr nach zwei Monaten machte. Doch als sie den Verlobungsring am Finger trug, war es vorbei mit dem unbeschwerten und von anderen unbemerkten Zusammensein, das sie beide so sehr genossen hatten.
Luccas Freunde schmeichelten ihr in seiner Gegenwart. Hinter seinem Rücken machten sie jedoch bissige Bemerkungen. Er war ein begehrter Junggeselle gewesen, und die Frauen aus seinen Kreisen empfanden es als Affront, dass er eine eher unauffällige Akademikerin heiraten wollte. Verletzende Andeutungen über sein ausschweifendes Liebesleben und ihre mangelnde Weltgewandtheit erschütterten schon vor der Hochzeit Viviens Selbstbewusstsein und ihr Vertrauen zu Lucca.
Das war ihr damals nicht bewusst gewesen. Ihr Hochzeitstag war der glücklichste Tag ihres Lebens. Und die kurzen Flitterwochen waren herrlich. Doch nur zehn Monate später fühlte sie sich ausgesprochen einsam und war unglücklich. Dennoch wäre sie bei ihm geblieben, wenn Jasmine Bailey nicht behauptet hätte, eine Liebesnacht mit Lucca verbracht zu haben. Wegen seiner vermeintlichen Untreue hatte Vivien daraufhin die Trennung für die beste Lösung gehalten. Aber auch schon vor diesem Vorfall hatte sie gespürt, dass er es bereute, sie geheiratet zu haben.
Plötzlich liefen ihr
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