Die Geliebte des italienischen Millionaers
Sie, Vivien, war keineswegs das unschuldige Opfer mehr, für das sie sich damals gehalten hatte. Sie hatte entscheidende Fehler gemacht. Lucca war damals sicher nicht der ideale Ehemann, doch sie war mit ihm glücklich gewesen. Zugegeben, er hatte viel gearbeitet, und sie hatten sich nicht oft gesehen. Aber das Leben ohne ihn war leer und sie ohne ihn zu unglücklich.
"Dieser selbstgefällige Kerl wird triumphieren", hielt Bernice ihr verächtlich vor.
Vivien runzelte die Stirn und sah ihre Schwester vorwurfsvoll an. "Was hast du eigentlich gegen Lucca?"
Bernice errötete und warf den Kopf zurück. Das lange dunkle Haar fiel ihr über die Schultern. "Es gefällt mir nicht, wie er dich behandelt. Das weißt du doch."
Vivien war mit der Antwort nicht zufrieden. Aus irgendeinem Grund fand sie es plötzlich seltsam, dass Bernice Lucca zu hassen schien. "Ich verstehe trotzdem nicht, warum du dich so sehr über ihn aufregst."
Bernice schien sich unbehaglich zu fühlen, was nur selten vorkam. "Vielleicht weiß ich etwas über ihn, was dich schockieren würde."
Sekundenlang herrschte Schweigen. Vivien war entsetzt und betroffen. "Was willst du damit sagen?"
In dem Moment läutete es. Der Wagen war da, mit dem sie abgeholt werden sollten.
Doch Vivien blickte ihre Schwester immer noch an. "Was hast du mit der Bemerkung gemeint?" hakte sie nach.
"Ach, es war nur ein Scherz", behauptete Bernice, während sie an Vivien vorbeiging und dem Chauffeur die Tür öffnete. "Warum nimmst du immer alles so ernst?"
Doch auch als Vivien im Wagen saß und ihrer Schwester zum Abschied noch einmal zuwinkte, wurde sie das unbehagliche Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Weiß sie wirklich etwas von Lucca, was ich nicht weiß? überlegte sie. Ehe Bernice Konkurs hatte anmelden müssen, war ihre elegante Modeboutique in London vor allem bei der reichen Kundschaft sehr beliebt gewesen und Bernice oft zu Partys eingeladen worden. Deshalb war es durchaus möglich, dass Bernice irgendwelche Gerüchte gehört hatte, die über Lucca in Umlauf gewesen waren. Vivien hatte jedoch gerade erst die schmerzliche Erfahrung machen müssen, was es mit solchem Klatsch auf sich hatte. Deshalb wollte sie nicht länger darüber nachdenken.
Schon kurz nach ihrem Eintreffen in London musste sie sich eingestehen, dass sie sich unter einer möblierten Wohnung etwas anderes vorgestellt hatte. Ihr neues Heim stellte sich als elegantes Haus heraus, das in einem der exklusivsten Vororte Londons lag. In der Eingangshalle stand eine Vase mit einem wunderschönen Blumenstrauß. Die Zimmer waren luxuriös möbliert, es fehlte nichts. Im Arbeitszimmer standen ihre eigenen Bücher in den Regalen, ihre Kleider hingen in dem Schrank des größten Schlafzimmers, und Marcos Gitterbett stand für ihn im Kinderzimmer bereit. Sogar in der Küche war alles vorhanden, was man sich nur wünschen konnte, und der Kühlschrank war gefüllt.
Vivien befreite den Hund aus dem Transportkorb. Sogleich fing er an, die neue Umgebung zu erforschen, und lief hinaus in den Garten hinter dem Haus.
Wenig später läutete das Telefon. Nach kurzem Zögern meldete Vivien sich.
"Sag mir ehrlich deine Meinung", forderte Lucca sie ruhig auf.
Als sie seine tiefe Stimme hörte, überlief es Vivien heiß. "Es ist ein wunderschönes Haus, und so groß und luxuriös habe ich mir meine neue Bleibe nicht vorgestellt", erwiderte sie.
"Das Personal kommt vormittags und erledigt alles, was an Arbeiten anfällt", erklärte er.
"Das ist wirklich nicht nötig. Ich kann das allein erledigen", versicherte sie ihm im Brustton der Überzeugung.
Lucca stöhnte insgeheim auf. Er erinnerte sich daran, dass Vivien ihn nach den Flitterwochen davon überzeugt hatte, den Haushalt ganz allein führen zu können. Danach war es zunächst mit der Ruhe im Haus vorbei gewesen. Vivien hatte ein wahres Chaos angerichtet. Sie war viel zu zerstreut gewesen, um sich auf das Kochen zu konzentrieren. Der Kühlschrank war entweder leer gewesen, oder die Lebensmittel waren verschimmelt. Sie hatte die Sachen nicht aus der Reinigung abgeholt, und zuweilen konnte Lucca seine Anzüge nicht finden, weil sie nicht mehr wusste, wo sie sie hingehangen hatte.
"Das ist leider nicht möglich, denn das Personal gehört sozusagen zum Haus", behauptete er. "Um wie viel Uhr wird Marco gebadet?"
Vivien strahlte vor Freude übers ganze Gesicht. "Um sieben …"
"Gut, ich bin pünktlich da, Liebes."
Lucca schob das Telefon weg
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