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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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mir gar nicht vorstellen, was er Will antut, wenn er von heute Nachmittag erfährt.“
    „Dann willst du also Aaron, der offenbar unschuldig ist, für die Tat seines Freundes büßen lassen?“
    Aarons gequältes, aschgraues Gesicht tauchte vor Jesslyns innerem Auge auf. Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, wir werden Aaron hier rausholen“, verkündete sie entschlossen.
    „Jesslyn.“
    Sie zuckte die Schultern. „Er hat es nicht getan! Also kann er auch nicht bestraft werden! Es war Will.“
    „Also sollte er bestraft werden.“
    „Er ist doch noch ein Kind, Sharif! Und zwar eines, das gerade seine Mutter verliert! Sie wird den nächsten Monat nicht überleben. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie Will sich fühlen muss? Wie hilflos und wütend?“
    Sharif schaute sie nur stumm an.
    Oh ja, er konnte sich sogar sehr gut vorstellen, was der Junge gerade durchmachte. Es waren die gleiche Trauer, der gleiche Schmerz, die gleiche Wut, die seine Kinder erlitten hatten, als sie vor drei Jahren ihre Mutter verloren …
    Anders als in Wills Fall war Zulimas Tod vollkommen überraschend gekommen. Ihnen war nicht einmal Zeit geblieben, um Abschied zu nehmen. Gerade hatte sie noch ruhig in ihrem Krankenhausbett gelegen, um sich von einem Kaiserschnitt zu erholen, und im nächsten Moment war sie tot. Ein kleines Blutgerinnsel war schuld gewesen.
    „Meine Kinder haben ihre Mutter ebenfalls verloren“, sagte er rau. „Es ist nicht fair, doch so etwas passiert.“
    „Aber wenn man etwas tun kann … wenn wir helfen können, ihnen ihr Schicksal zu erleichtern …“
    „Das können wir nicht.“
    „Doch, das können wir!“, beharrte sie. Sie ergriff seine Hand und sah ihn flehentlich an. „Bitte, Sharif. Bitte, hilf mir, diese Kinder zu retten! Hilf mir, Aaron zu befreien und Will zu finden, damit ich mit ihm reden kann. Vielleicht können wir die gestohlenen Papiere einfach zurückgeben.“
    „Du bittest um ein Wunder.“
    Jesslyn drückte seine Hand. „Dann mach, dass dieses Wunder geschieht, Sharif! Wenn irgendjemand es kann, dann du. Du hast doch immer alles fertiggebracht …“
    Fasziniert betrachtete er ihre geröteten Wangen und schaute in ihre leuchtenden Augen. In ihnen stand Zuversicht und ein unerschütterlicher Glaube an seine Fähigkeiten, seine Macht.
    Sie war sich so sicher, dass er es schaffen könnte, dass er es tun würde …
    Jesslyns uneingeschränktes Vertrauen und ihre Leidenschaft berührten ihn. In all den Jahren ihrer Ehe hatte Zulima ihn nicht einmal so angeschaut.
    „Dafür muss ich eine ganze Reihe Fäden ziehen“, murmelte er schließlich. Innerlich spielte er bereits alle Möglichkeiten durch, um den beiden Jungen so schnell wie möglich zu helfen. Es würde nicht einfach werden, aber er hatte einen gewissen Einfluss und kannte die richtigen Leute …
    „Dann tu es!“, forderte Jesslyn leidenschaftlich.
    „Das geht nicht so einfach mit einem Fingerschnippen.“
    Diese neue Jesslyn Heaton, die hier vor ihm stand, beeindruckte ihn. Diese Frau war keineswegs naiv oder hilflos. Tatsächlich war Jesslyn Heaton eine Kämpferin geworden, eine Fürsprecherin der ihr anvertrauten Kinder.
    „Das ist mir klar, aber ich liebe diese Kinder und kenne sie sehr gut. Seit Jahren unterrichte ich sie. Will ist ausgerastet, und Aaron versucht, ihn zu beschützen. Doch letztlich sind es Jungs. Eigentlich noch Kinder.“
    Sharif hatte keine andere Frau je mit so viel Gefühl sprechen hören – aber so war Jesslyn schon immer gewesen. So hatte er sie kennengelernt. Sie trug ihr Herz auf der Zunge. Und heute, elf Jahre später, stellte er fest, dass sie sich zumindest in dieser Hinsicht kein bisschen geändert hatte.
    Aus einem Impuls heraus streckte er die Hand aus und fuhr sanft über ihre Wange. Ihre Haut war warm und samtweich. Rasch ließ er die Hand wieder sinken und bemühte sich, nicht auf ihr Flehen einzugehen. „Meiner Ansicht nach wäre es besser, wenn die Jungen die Konsequenzen ihres Handelns ausbaden müssten. Daraus könnten sie eine Menge lernen.“
    „Mag sein“, erwiderte Jesslyn ruhig. „Unter anderen Umständen wäre ich auch deiner Meinung. Aber nicht in diesem Fall. Will verliert gerade seine Mutter, und Aaron muss seinen Freund und seine neu gewonnene Heimat aufgeben.“ Sie sah ihm offen und fest in die Augen. „Tu es für mich, Sharif. Dafür werde ich für dich tun, was in meiner Macht steht.“
    Sein Pulsschlag beschleunigte sich. „Wie soll deine Hilfe

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