Die Geliebte des Koenigs
Vereinigten Arabischen Emiraten lebte, hatte Jesslyn das exklusive Hafengebiet von Jumeirah Beach nicht mehr als ein oder zwei Mal aufgesucht. Zum einen fühlte sie sich zwischen all den vornehmen Besuchern nicht wohl, zum anderen durfte man die Hotels hier nur als Gast betreten. Und sich auch nur für eine Nacht im Burj Al Arab , dem exklusivsten Hotel der Welt, einzumieten, lag weit außerhalb ihres Budgets. Für das günstigste Zimmer bezahlte man schon 1.280 $ pro Nacht! Doch offensichtlich war das für einen reichen Mann wie Sharif kein Problem.
„Werden wir hier essen?“, fragte sie, als die Limousine vor dem Privateingang für VIPs hielt.
„Und übernachten. Ich bewohne hier eine Suite, die nur zu meiner privaten Nutzung zur Verfügung steht.“
„Wie nett.“
Sharif verzog amüsiert die Lippen. Es war das Lächeln eines Königs, der es gewohnt war, alles zu bekommen, was er wollte.
Als sie aus dem Wagen stiegen, fühlte Jesslyn sich wie im Märchen Tausend und eine Nacht. Vergoldete Türen öffneten sich wie von Zauberhand, sobald sie sich ihnen näherten, kristallene Deckenleuchten dimmten automatisch ihren hellen Schein, und ein wahrer Dschungel von üppigen grünen Palmwedeln schien sich wie von selbst vor ihnen zu teilen.
Uniformierte Hotelangestellte standen bereit, um Sharif zu dienen. Und obwohl Jesslyn wusste, wie außergewöhnlich zuvorkommend das Hotelpersonal in Dubai war, fand sie diese Aufmerksamkeit doch beinahe überwältigend. Zu viele Leute, zu viele Verbeugungen, zu viel von allem …
„Du hast eine eigene Suite“, erklärte Sharif. „Und der Hotelmanager hat versprochen, persönlich dafür zu sorgen, dass du alles bekommst, was du brauchst.“
Jesslyn sah sich um. „Mein Gepäck …“
„Ist bereits in Ihrer Suite, Ma’am.“ Der Hotelchef nickte ihr lächelnd zu.
Während Sharif in einem Lift verschwand, stieg sie mit dem Manager und einer jungen Frau in einem eleganten Gewand mit Schleier in einen anderen Fahrstuhl. Während der Aufzug lautlos nach oben schwebte, machte der Manager sie mit dem Hotel vertraut, erklärte ihr die zahlreichen Annehmlichkeiten, inklusive der zahlreichen Restaurants und Lounges. „Selbstverständlich haben Sie Ihre eigene Dienerin“, informierte er sie und wies auf die verschleierte junge Frau an seiner Seite. „Sie wird Ihnen zur Verfügung stehen und sich um Ihre Angelegenheiten kümmern. In dreißig Minuten werden Sie mit Seiner Hoheit speisen. Meena wird Sie zum Restaurant begleiten, wo Sie Scheich Fehz treffen.“
Jesslyn blieb kaum Zeit. Sie nahm ein kurzes Erfrischungsbad und schlüpfte anschließend in einen schlichten schwarzen Rock und eine silbergraue Seidenbluse. Eilig fuhr sie sich noch ein paarmal mit der Bürste durchs Haar. Dann war es Zeit zu gehen.
Sie folgte der Frau zurück zum Lift, mit dem sie auf eine der unteren Etagen fuhren. Dort stiegen sie in einen anderen Aufzug, der sie direkt in die oberste Etage brachte, wo sich das Restaurant befand.
Jesslyn passierte eine Gruppe Araber in traditionellen Gewändern, die in eine lebhafte Diskussion vertieft waren. Sie unterhielten sich so lautstark, dass Jesslyn nicht umhinkam, einige Brocken aufzuschnappen. Offenkundig sprachen sie über Sharif. Wenn Jesslyn sie richtig verstand, hatten zwei von ihnen Töchter im heiratsfähigen Alter und stritten sich darum, welche von ihnen König Fehz im September zur Frau nehmen würde.
Jesslyn erstarrte. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können.
Sharif wollte wieder heiraten? Und wieder eine Prinzessin aus Dubai?
Gepeinigt schloss sie die Augen und presste kurz ihre Handballen gegen die Schläfen. Ihr Kopf schmerzte mit einem Mal fürchterlich.
Das konnte doch alles nicht wahr sein! In was war sie da nur hineingeraten?
Tragischerweise konnte sie niemanden dafür verantwortlich machen. Sie selbst hatte sich bereit erklärt, Sharifs Wunsch nachzukommen – und nun musste sie sich dieser Aufgabe auch stellen und sie erfüllen.
Schuld waren allein ihre überzogenen Ansichten über Ehre und Moral! Und ihr Helfersyndrom!
Doch das würde sich zukünftig ändern. Eines Tages würde sie an erster Stelle kommen, würde sie dafür sorgen, dass es ihr gut ging, dass sie beschützt wurde.
„Kopfschmerzen?“, fragte eine tiefe, warme Stimme dicht neben ihr. Jesslyn sah auf und direkt in Sharifs dunkles, attraktives Gesicht.
Die Wimpern, die seine perlgrauen Augen umrahmten, waren unglaublich lang und dicht. Jesslyn
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