Die Geliebte des Koenigs
Wanne.
„Ich soll helfen?“, fragte Mehta.
Die große Wanne war bereits gefüllt und dampfte. Jesslyn entschied, dass sie genug Aufmerksamkeit und Fürsorge für einen einzigen Tag genossen hatte. „Danke, ich komme zurecht.“ Als sie sich umschaute, sah sie einen weißen Bademantel auf einem Stuhl neben der Wanne liegen. Sie nahm ihn auf und hielt ihn lächelnd vor sich. „Wenn ich gebadet habe, ziehe ich das an und komme wieder raus, okay?“
Mehta strahlte. „Okay.“
Sobald sich die Badezimmertür hinter ihr geschlossen hatte, schlüpfte Jesslyn aus ihren Kleidern und ließ sich mit einem wohligen Seufzer ins warme Wasser sinken. Sie hatte eigentlich nicht baden wollen – aber wenn sie nun schon einmal hier in der Wanne lag, wollte sie es auch richtig auskosten. Genüsslich schloss sie die Augen und rutschte ein Stückchen tiefer, sodass der duftende Schaum ihr bis zur Unterlippe reichte.
In dieser Sekunde fühlte sie sich wunderbar entspannt und absolut zufrieden …
„Massage jetzt, Lehrerin Jesslyn Fine?“
Mehtas melodiöse Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Als sie die Augen öffnete, sah Jesslyn als Erstes die Grübchen der jungen Frau, die sich lächelnd über die Wanne beugte.
„Okay?“
Mit einem Ruck setzte Jesslyn sich auf und zog die Knie an. „Ich brauche keine Massage.“
„Nicht Massage vor Dinner?“
Mit wachsender Panik starrte Jesslyn auf die stattliche Frau, die plötzlich hinter Mehta aufgetaucht war. Gütiger Himmel! Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
„Massage vor Dinner mit Seiner Königlichen Hoheit …“
Es reichte Jesslyn allmählich. Genug von dem „Dinner mit Seiner Königlichen Hoheit“. Sie würde mit Sharif zu Abend essen – so wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte.
„Nein.“ Sie zog die Knie noch ein Stück dichter an sich heran. „Ich …“ Sie brach ab, als die Masseurin nach dem weißen Bademantel griff, der auf dem Stuhl lag, und ihn vor ihrer mächtigen Brust entfaltete. „Na gut … alles für den König“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, stand auf und wurde in den Bademantel gehüllt.
Kein Wunder, dass Mehta so strahlend lächelt, dachte sie grimmig. Immerhin war es ihr innerhalb von nur einem einzigen Tag gelungen, aus Jesslyn eine lebende Anziehpuppe zu machen …
6. KAPITEL
Jesslyns Herz schlug bis zum Hals, als sie im Eingang zum königlichen Garten stand. Viel zu sehr war sie sich ihres schulterfreien Seidenoberteils bewusst, auf dem Mehta bestanden hatte, nachdem sie Jesslyns Garderobe mit kritischem Blick durchgesehen hatte. Die schwarze Seide war mit silbernen Fäden durchwirkt und funkelte bei der kleinsten Bewegung wie der Sternenhimmel über der Wüste.
Sie hatte dieses extravagante Top für ihren Australienurlaub erstanden und es in Cairns oder Port Douglas anlässlich eines eleganten Dinners tragen wollen. Stattdessen trug sie es an diesem Abend mit einer schwarzen Satinhose und verwegenen High Heels, um mit Sharif zu dinieren …
„Wo ist Miss Heaton geblieben?“, hörte sie Sharifs dunkle Stimme am anderen Ende des Innenhofs fragen. Nur der silbrige Mondschein und einige Fackeln beleuchteten den Hof, und Jesslyn versuchte, Sharif in der Abenddämmerung auszumachen.
„Das weiß ich selbst nicht so genau“, antwortete sie nervös und machte einen Schritt in den Innenhof hinein. Sie fühlte sich schrecklich unsicher in ihrer Aufmachung und wünschte, sie hätte Mehta nicht nachgegeben und sich stattdessen dezent und unauffällig gekleidet.
Sharif trat ins Licht. „Ich habe dich noch nie so gesehen!“
Statt der traditionellen dishdasha trug er westliche Kleidung. Einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug zum blü tenweißen Hemd, das am Hals offen stand.
So hatte sie ihn noch nie gesehen. In London waren sie beide nie in teure oder angesagte Restaurants gegangen, die eine derartige Garderobe erfordert hätten. Damals hatten sie ein freies, einfaches und sehr glückliches Leben geführt …
„Dies ist nicht meine Vorstellung von korrekter Arbeitskleidung“, erklärte Jesslyn entschuldigend und schaute verlegen an sich herab. „Aber Mehta hat darauf bestanden.“
„Ah, ja … Lehrerin Fine“, murmelte er. Langsam kam er auf sie zu und betrachtete sie im Schein der Fackeln, deren Flammen sich sacht im Wind bewegten. „Du siehst tatsächlich sehr fein aus.“
Jesslyn senkte den Blick und zupfte unbehaglich an ihrem Ausschnitt.
Sie hatte es wirklich nicht
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