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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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Frau“, stellte er fest.
    „Ist das eine schmeichelhafte Umschreibung für ‚schrullige alte Jungfer‘?“
    „Wir wissen doch beide, dass du keine Jungfer bist …“, murmelte Sharif und beobachtete, wie Jesslyn seine Tasse füllte. „Du hattest doch sicher Freunde.“
    „Das stimmt. – Und du hast offenbar deine Mutter …“, konterte sie anscheinend gelassen.
    „Wie bitte?“ Sharif zuckte zurück und hätte beinahe seinen Tee verschüttet.
    „Du hast doch eben gesagt, deine Mutter will demonstrieren, dass sie das Zepter in der Hand hat, oder? – Und? Ist es so, Sharif? Ich frage nur aus Neugier.“
    „Natürlich nicht!“, fuhr er auf.
    Vielleicht dachte er das ja tatsächlich. Aber wenn Königin Reyna selbst daran glaubte, dann herrschte hier im Palast ein Kampf. Jesslyn hatte solche Machtkämpfe schon häufig zwischen Eheleuten erlebt, wenn es um die Verantwortung für die Kinder ging. Und in diesem Fall waren die Kontrahenten eben Großmutter und Vater. „Gibt es denn zwischen dir und deiner Mutter Unstimmigkeiten über die Erziehung der Kinder?“
    Sharif lachte bitter auf und fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs dichte schwarze Haar. „Nicht, dass ich wüsste!“, behauptete er viel zu vehement.
    „Was ist dann das Problem?“
    „Ich … ich weiß nicht!“, stieß er fast verzweifelt hervor. „Ich verstehe es einfach nicht. Irgendetwas läuft verkehrt. Leider sehe ich die Kinder zu selten, um sie wirklich zu kennen. Wenn wir zusammen sind, dann schauen sie mich kaum an und bleiben stumm. Sie beantworten zwar meine Fragen, starren dabei aber auf den Boden …“ Er seufzte. „Ich kenne keine Kinder, die sich so verhalten. Meine Schwestern waren da ganz anders. Ich bin ratlos …“
    „Dann also noch einmal von vorn. Was erwartest du von mir, Sharif? Soll ich deine Töchter unterrichten? Soll ich versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihnen eine Freundin zu sein? Oder soll ich ihr Verhalten analysieren?“
    Er warf ihr einen Blick aus seinen silbergrauen Augen zu. „Alles, wenn es geht …“, entgegnete er.
    „Dann brauchst du also eher eine Nanny, als eine Lehrerin.“
    „Nein, sie haben eine Nanny. Ich brauche …“ Er brach ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich brauche dich .“
    Jesslyn war sich nicht sicher, wie er das meinte. Doch in seinen Augen stand ein Ausdruck, der sie tief berührte. Spontan streckte sie die Hand nach ihm aus. Es hatte nur eine freundliche, warme Geste des Trostes und der Aufmunterung sein sollen – aber als sie plötzlich seine sonnenwarme Haut unter ihren Fingern spürte, zuckte sie zusammen, als hätte sie sich verbrannt.
    Abrupt zog sie ihre Hand zurück und presste sie gegen ihr wild pochendes Herz. Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Nein, das habe ich mir nur eingebildet, ermahnte sie sich. Dieses Feuer …
    Doch auch in seinen Augen glaubte sie nun, dieses Feuer zu sehen. Ein Blick in diese Augen und eine kurze Berührung erinnerten sie daran, wie es war, in seinen Armen zu liegen …
    „Irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte Sharif und musterte ihre geröteten Wangen.
    Wieder durchströmte sie diese außergewöhnliche Hitze. Ihre Haut schien zu prickeln. „Nein“, brachte sie hervor und faltete nervös die Hände. „Ich bin nur gespannt auf deine Töchter. Je schneller ich Gelegenheit bekomme, sie kennenzulernen, desto eher kann ich versuchen, deinen Sorgen auf den Grund zu gehen. Es hört sich so an, als läge eine Menge Arbeit vor mir.“
    „Ganz sicher“, erwiderte Sharif und versuchte, nicht auf ihren weichen, vollen Mund zu starren. „Wenn die drei erst einmal hier sind, wird dir nur wenig Zeit für dich selbst bleiben.“
    Jesslyn nahm seinen Blick wahr und bemerkte, wie ihre Unterlippe ganz leicht zu zittern begann. Sie riss sich zusammen und entgegnete: „Je eher, desto besser. Es ist noch ziemlich früh am Tag, und ich weiß, dass du arbeiten musst, also …“
    „Ich bin sicher, Mehta zeigt dir liebend gern die Bibliothek, deinen zukünftigen Unterrichtsraum. Dort liegen auch die Bücher, die ich gekauft habe.“
    „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich werde den Nachmittag nutzen, mich auf den morgigen Unterricht vorzubereiten. Vielen Dank.“
    Sharif lächelte über ihre Begeisterung und erhob sich von der Couch. „Dann kommst du also allein zurecht?“
    „Aber sicher!“
    „Großartig. Wir sehen uns später beim Dinner …“
    „Vielleicht sollten wir das heute ausfallen lassen“, unterbrach

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