Die Geliebte des Kosaken
Hund liefen dort herum. Als sie dichter herangeritten waren, erblickten sie einen grauen Kater, der sich auf der geschnitzten Veranda die ersten Sonnenstrahlen aufs Fell scheinen ließ.
„Bleib auf dem Pferd sitzen“, ordnete Andrej an, „ich schau mal nach, ob hier Gäste überhaupt willkommen sind.“
Es passte ihr nicht, denn sie wäre lieber an seiner Seite gewesen, doch Andrej war schon abgestiegen und klopfte an der breiten Eingangspforte. Gleich darauf stellte er fest, dass die Tür nicht verschlossen war, sondern sich nach innen drücken ließ. Er tat einige Schritte in das Haus hinein und kehrte dann kopfschüttelnd zurück.
„Ich fürchte, wir werden die Hausherren nicht antreffen. Da drinnen schaut alles ziemlich verlassen aus. Reiten wir weiter.“
Aber Natalja war vom Pferd gestiegen und drängte sich jetzt neugierig an ihm vorbei in das Gebäude hinein. Andrej hatte recht – in dem Zimmer, das sie nun betrat, lag dicker Staub auf den Holzdielen, und der Raum war seltsam leer. Nur eine hölzerne Bank mit schönen Schnitzereien stand längs einer Wand, davor ein Tisch, dessen eingelegte Platte mit einem harten Gegenstand beschädigt worden war. Auch der große, gekachelte Ofen wies Spuren von Zerstörungswut auf.
„Um Gottes willen – was ist hier geschehen?“
„Wie es aussieht, haben hier die Räuber gehaust“, mutmaßte Andrej.
„Vielleicht ist ja noch jemand hier, der unsere Hilfe benötigt. Lass uns nachschauen“, bat sie.
Andrej war nicht begeistert. Nach der Staubschicht zu urteilen, hatte der Überfall bereits vor Monaten stattgefunden. Dennoch folgte er ihr auf ihrer Suche durch das ganze Haus, öffnete Türen, schob zerschlagene Möbel beiseite und hob herabgerissene Vorhänge hoch. Es war keine Menschenseele in dem gesamten Gebäude zu finden. Auch die Küche war leer und verlassen, und in dem Ofen hatte ganz sicher lange Zeit kein Feuer mehr gebrannt.
„Wie trostlos“, seufzte Natalja, „aber wir können hier wenigstens ein paar Stunden ausruhen. Du brauchst Schlaf, Andrej.“
Sie hatte nicht unrecht, denn ihm fielen nach der durchwachten Nacht fast die Augen zu. Sie teilten die wenigen Vorräte, die sich noch in seiner Satteltasche befanden, tranken Wasser aus dem Ziehbrunnen, und dann legte sich Andrej im Hof in den Schatten eines jungen Baumes, um zu schlafen. Natalja setzte sich neben ihn, auch sie war müde. Doch als sie, an das Bäumchen gelehnt, einschlummerte, hatte sie das seltsam beunruhigende Gefühl, das leere Gutshaus bewege sich auf sie zu.
Kapitel 8
Oleg traute seinen Ohren nicht. Was Katja ihm da flüsternd berichtete, bedeutete das Ende aller seiner Hoffnungen. Verflucht – er hatte diesem schrägen Kerl, diesem Orlow, immer misstraut. Ein gerissener Hund, der niemals zu viel redete, sich kleinmachte und ihn, Oleg, beständig mit seinen rotgeränderten Augen anglotzte. Oleg konnte sich sehr gut denken, weshalb man ihn „heimlich“ aus dem Kerker befreien wollte – dieser Schweinehund war hinter dem Gold her.
„Nun siehst du, wie ich dir vertraue und zu dir halte“, schwatzte das Mädchen und schmiegte sich an ihn. „Wir sollten gemeinsam überlegen, wie wir ihn überlisten, findest du nicht auch?“
Sie hatte ihn natürlich erst zu erneuten Liebesbezeugungen genötigt, war dieses Mal noch anstrengender als gewöhnlich gewesen, und er fühlte sich vollkommen erschöpft. Wie er diese Person hasste! Er konnte machen, was er wollte, nie war sie zufrieden, immer hatte sie neue Einfälle, auf die er eingehen musste, denn das Täubchen hatte ihn in der Hand. Jetzt lag sie frisch und rosig neben ihm, strotzte vor Leben und Wärme, während er sich vollkommen ausgelaugt vorkam. Besonders nach dieser Nachricht.
Und immer noch war er von ihr abhängig. Jetzt mehr als je zuvor.
„Wie könnte das aussehen, mein Engel“, seufzte er, „ich möchte auf keinen Fall, dass du dich dabei in Gefahr begibst.“
„Oh, du weißt doch, dass ich für dich alles tun würde. Sogar mein Leben würde ich für dich geben …“
Er zwang sich, ihr einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen, und dachte daran, wie er sich ihrer entledigen würde, wenn er nur erst aus diesem verdammten Gefängnis heraus war.
„Dafür könntest du mir ein wenig Vertrauen entgegenbringen“, fuhr sie fort. „Warum will Orlow, dass du heimlich fliehst?“
„Wie soll ich das wissen, mein Rehlein?“
„Ich denke mir, dass er dich verfolgen will, Liebster. Weshalb könnte er das
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