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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Es ist ein einzigartiges, ein selten ausdrucksstarkes Gesicht. Einfach nur ›schön‹ allein, ist ein viel zu unzulängliches und banales Wort dafür.«
    Hitze schoss in Cassidys Wangen. Sie fragte sich, warum ihr das nach so vielen ausführlichen Musterungen noch immer passierte, wenn er sie ansah. »Ein wirklich charmanter Versuch, die Beleidigung auszumerzen. Das muss die irische Seite an dir sein.«
    »Ich kenne da einen viel besseren Weg.«
    Der Kuss kam so schnell, so unerwartet, dass ihr keine Zeit zum Nachdenken blieb. Nur, auf ihn zu reagieren. Ein zufriedener Seufzer entschlüpfte ihr, als sie die Hände auf seine bloße Brust legte und die nackte Haut an ihren Fingerspitzen fühlte. Sie spürte die wärmenden Sonnenstrahlen und die eigene Sehnsucht.
    Ihr Mund wurde gierig, Verlangen brandete in ihr auf, rauschte durch ihre Adern, brachte sie dazu, ihn herauszufordern statt sich zu ergeben. Die Leidenschaft, die er in ihr erweckte, verwandelte Unterwerfung in Verwegenheit. Sie spürte, wie Colin seine Arme um sie schlang und sie an sich presste, vernahm ein zufriedenes Knurren in seiner Kehle.
    »Cassidy«, murmelte er, während seine Lippen über ihr Gesicht wanderten. »Du verhext mich.«
    Voller Neugier ertasteten Cassidys Hände seinen bloßen Oberkörper, erkundeten die Muskeln an seinem Rücken, strichen über seine Arme. Sein Herz hämmerte ebenso wild wie ihr eigenes. Hier öffnete sich eine ganz neue Welt, und Cassidys Mund suchte wie ausgehungert nach seinem, während sie eintrat.
    »Ach du meine Güte, ich unterbreche hier wohl bei etwas.«
    Cassidy riss sich erschreckt von Colins Mund los, doch aus seiner Umarmung konnte sie sich nicht befreien. Mit einem Ruck drehte sie den Kopf und starrte auf Gail Kingsley. Die andere Frau stand auf der obersten Stufe der Bordtreppe, eine Hand am Geländer. Ihr smaragdgrüner Seidenschal flatterte im Wind.
    »Ja, scheint so«, erwiderte Colin ruhig. Cassidy lief puterrot an bis in die Haarspitzen und versuchte vergeblich, sich aus seinen Armen freizumachen.
    »Du musst entschuldigen, Colin, Darling, ich konnte ja nicht wissen, dass du Gesellschaft hast. Das kommt schließlich selten vor, vor allem an einem Sonntag.« Sie lächelte, wie um zu beweisen, dass sie seine Gewohnheiten kannte. »Ich wollte nur die Rothchild-Bilder abholen, weißt du noch? Und wir haben auch ein oder zwei Dinge zu besprechen. Ich warte unten.« Sie ging über das Deck und zog eine Tür auf. »Soll ich Kaffee für drei machen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand sie im Innern des Hausboots.
    Cassidy wandte sich wieder Colin zu und drückte ihre Handflächen gegen seine Brust. »Lass mich los«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Sofort!«
    »Warum? Vor einer Minute hat es dir noch gefallen.«
    Cassidy warf den Kopf zurück und stemmte sich gegen ihn. Die Muskeln, die sie eben noch liebkost hatte, machten ihren Befreiungsversuch jetzt nutzlos. »Vor einer Minute hat animalische Lust mich blind werden lassen. Jetzt sehe ich wieder klar.«
    »Animalische Lust also«, wiederholte Colin mit einem breiten Grinsen. Es schien ihm sehr zu gefallen. »Höchst interessant. Überkommt die dich häufiger?«
    »Grins mich nicht so unverschämt an, Sullivan! Wag es erst gar nicht!«
    Colin gab sie frei, aber das Grinsen stand noch immer auf seinem Gesicht. »Manchmal ist es schwierig, es nicht zu tun.«
    »Ich lasse nicht zu, dass du mich umarmst, während Gail danebensteht und überlegen lächelt.« Mit einem entrüsteten Schnauben zog sie ihr T-Shirt zurecht.
    »Da schau an. Bist du etwa eifersüchtig, Cass?« Falls überhaupt möglich, wurde sein Grinsen noch breiter. »Nun, das ist sehr schmeichelhaft für mich.«
    Ihr Kopf kam mit einem Ruck hoch. »Also, das ist doch …!« Vor lauter Empörung verhaspelte sie sich. »Du eingebildeter, unerträglicher …«
    »Als du noch von animalischer Lust geblendet warst, da konntest du mich aber recht gut ertragen, nicht wahr?«
    Ein wilder Aufschrei stieg tief aus ihrer Kehle empor. Bis aufs Blut gereizt, holte Cassidy weit aus und setzte zu einem rechten Haken an, so schwungvoll, dass sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Colin duckte sich, wich geschickt aus und umfasste sie dann an der Hüfte.
    »Frauen teilen Ohrfeigen aus, keine Schwinger wie im Boxring«, belehrte er sie gespielt streng.
    »Ich kenne die Regeln leider nicht so genau«, fauchte sie bissig und riss sich los. Sie drehte sich um, wollte auf dem gleichen Weg

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