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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hob die Hand, in der sie die Zeitung hielt.
    »Fein, dann komm hoch. Aber hör endlich mit diesem idiotischen Krach auf.« Bevor sie noch ein Wort sagen konnte, verschwand er von der Reling. Cassidy ging weiter zum Bug, bis sie eine steile Bordtreppe fand. Energisch erklomm sie die Stufen und stand dann auf dem Oberdeck. Mit in die Hüften gestemmten Händen funkelte sie böse Colins nackten Rücken an.
    Er saß auf einem dreibeinigen Schemel vor einer Staffelei und schwang den Pinsel in großzügigen Strichen über die Leinwand. Am Horizont konnte Cassidy die Segelboote erkennen, die er auf die Leinwand bannte. Sie glitten über die Bucht, die Segel bauschten sich in leuchtenden Farben flatternd im Wind.
    »Nun, was veranlasst dich, fast meine Tür einzutreten, Cass?« Seine Worte klangen undeutlich zu ihr herüber, weil er einen Pinsel mit den Zähnen hielt, wie ein Pirat seinen Säbel. Der andere in seiner Hand fuhr weiter über die Leinwand. Resolut marschierte sie auf ihn zu und hielt ihm die Zeitung vor die Nase.
    »Das hier!«
    Mit aufreibender Gelassenheit legte Colin die beiden Pinsel ab, warf mit einer hochgezogenen Augenbraue einen abschätzigen Blick auf Cassidy und nahm ihr dann endlich die Zeitung aus der Hand.
    »Das Foto von uns ist doch gut getroffen«, meinte er dann ungerührt.
    » Colin!«
    »Still, ich lese.« Konzentriert hielt er den Kopf über die Zeitung gebeugt, während Cassidy mit zusammengebissenen Zähnen auf dem Deck auf und ab marschierte. Einmal lachte er sogar erheitert auf, doch als sie empört etwas sagen wollte, hob er abwehrend die Hand. Sie schloss den Mund mit einem Laut, der an ein Knurren erinnerte, und drehte ihm den Rücken zu.
    »Nun«, sagte er schließlich, »das ist doch höchst unterhaltsam.«
    Cassidy wirbelte herum. »Unterhaltsam? Unterhaltsam?! Ist das alles, was du zu diesem … diesem Geschmiere zu sagen hast?«
    Colin zuckte mit den Schultern. »Sicher, wahrscheinlich hätte der Stil flüssiger sein können.«
    »Hast du das hier gelesen?« Sie stürmte zu ihm, blieb vor ihm stehen. Der Wind wehte ihr das Haar ins Gesicht, entnervt schob sie es sich zurück. »Hast du überhaupt gelesen, was sie da alles behaupten?« Vor lauter Frustration begann Cassidy zu stammeln und versetzte ihm einen Knuff gegen die Schulter. »Ich bin nicht deine neue Flamme, Sullivan.«
    »Ah.«
    Ihre Augen schleuderten Blitze. »Komm mir nicht mit diesem ›Ah‹. Ich bin weder deine noch sonst jemandes neue Flamme! Ich verwehre mich gegen diese Bezeichnung! Ich verwehre mich generell gegen all die armseligen Anspielungen! Was für eine geistlose Unterstellung, ich sei deine neue Geliebte!« Sie warf den Kopf zurück. »Was ist denn das für eine Logik?! Nur weil wir tanzen, schlafen wir auch miteinander?!«
    »Du musst zugeben, die Vorstellung entbehrt nicht eines gewissen Reizes.« Er lachte leise, als sie ihm einen bösen Blick zuwarf. Der Wind, der von der Bucht hereinzog, wehte ihr immer wieder die Haare ins Gesicht. Ganz selbstverständlich strich Colin sie ihr zurück und legte dann die Hand auf ihre Schulter. »Möchtest du die Zeitung verklagen?«
    Die leichte Belustigung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sie stopfte die Hände in die Hosentaschen. »Ich will ein offizielles Dementi«, beharrte sie eigensinnig.
    »Ein Dementi wovon? Sollen sie den Schnappschuss zurücknehmen? Den Klatsch widerrufen? Das Foto sagt genug aus, Cass – auch ohne den Artikel.« Er hob die Zeitung an, sodass Cassidy das Foto ansehen konnte. »Diese beiden Leute auf dem Foto hier sind völlig versunken ineinander.«
    Stumm wandte Cassidy sich ab und ging zur Reling hinüber. Es war das Foto, das sie so aufgewühlt hatte, das wusste sie selbst. Ihre Körper schmiegten sich auf der Tanzfläche eng aneinander, sie hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen, ihre Blicke waren ineinander versunken. Der schummrige Nachtclub bildete die perfekte Kulisse. Worte waren gar nicht nötig, um das Bild zu beschreiben. Cassidy erinnerte sich an den Moment, an die Gefühle, die sie erfüllt hatten, an die Intimität, die sie miteinander geteilt hatten.
    Dieses Foto war viel zu privat, und sie hasste es. Wie sie auch den lockeren kleinen Artikel hasste, der sie so lässig mit Colin in Verbindung brachte. Ohne überhaupt ihren Namen zu kennen, hatte man aus ihr die Frau an seiner Seite gemacht. Seine Neue … Bis die Nächste kam. Mit gerunzelter Stirn sah Cassidy aufs Wasser, beobachtete die Möwen, die im

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