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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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im Abgrund der Hölle.
    »So habe ich niemals gedacht«, flüsterte sie. Aber hatte sie das in gewisser Weise nicht doch? Hatte sie nicht bei jedem Wort, das sie sprach, an seine Spione gedacht?
    »Na komm, Mary, ein kluger Kopf wie du? Ich würde doch meine Zeit nicht darauf verschwenden, dir nachzuspionieren, wenn du ohnehin damit rechnest!« Sein Blick war kurz, aber brennend heiß. Dann stieg er ins Bett.
    Mary starrte mit leerem Blick ins Feuer.
    »Ich bin nicht so gerissen«, flüsterte sie schließlich.
    Sie drehte sich zu ihrem Gemahl um, der auf dem Rücken ausgestreckt lag, die Augen geschlossen, als würde er schlafen. Sie war wütend.
    Sie sprang auf das Bett, auf ihn, schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Er packte sie sofort und hielt sie fest.
    »Was soll das?«, fragte er mit düsterer Miene.
    »Ich hasse dich!«, schrie sie, und in diesem Moment war es die Wahrheit. »Ich habe mich so angestrengt ...«
    Er hob sie auf die Knie, sodass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren.
    »Du hast dich so angestrengt, Mary? Wobei? Mich mit deinem süßen Körper so zu manipulieren, dass ich dir vertraue, dass ich die Vergangenheit vergesse?«
    »Nein!« Vergeblich versuchte sie, sich seinem Griff zu entwinden. »Ich habe mich so angestrengt, dich davon zu überzeugen, dass ich mein Eheversprechen niemals brechen würde!«
    »Wenn das nur wahr wäre.« Stephen ließ sie los. »Wenn das nur wahr wäre.«
    »Es ist wahr, verdammt! Ich habe gelauscht, weil ich Schottin bin und weil es offensichtlich war, dass du einen Verrat an Schottland plantest! Das gebe ich zu! Aber ich habe nicht versucht, Malcolm zu warnen, und ich hatte das auch gar nicht vor!«
    »Du siehst aus wie ein Racheengel.« Stephen berührte flüchtig ihr Haar. »Ein Mann wäre verrückt, wenn er dir misstraute.«
    Sie schwieg ungläubig.
    Er lächelte, als wäre er gezwungen, eine widerliche Medizin zu schlucken.
    »Ein Mann wäre auch verrückt, wenn er dir glaubte.« »Das ist nicht fair!«
    »Warum sollte dir dein Ehegelübde so viel bedeuten, Mary? Wo du doch dein ganzes Leben lang mich, die Normannen und England gehasst hast?«
    Mary überlegte, bevor sie ihm antwortete, denn diese Antwort war ein schmerzliches und riskantes Unterfangen. »Ich habe die Normannen gehasst, ja – aber nicht dich.« Er musterte sie.
    Sie errötete und hoffte, dass er es nicht bemerkte. Wenn sie nur nicht so stolz wäre. Ihr Stolz war in diesem Moment nicht hilfreich.
    »Ich habe Euch nie gehasst, Mylord«, flüsterte sie.
    Und sie dachte an das erste Mal, als sie ihn gesehen hatte, daran, wie mächtig und unbesiegbar er ihr erschienen war, wie stolz, wie edel, wie kraftvoll und männlich. Schon damals, vor zwei Jahren in Abernathy, hatte sie sich in ihn verliebt.
    Endlich fand Stephen seine Sprache wieder, doch sein Ton war spöttisch.
    »Kommt nun das große Geständnis, dass du mich liebst?« Mary schluckte. »Du machst es so schwer.«
    Er blickte sie stumm an.
    »Du verdienst meine Liebe nicht«, sagte sie nach einer langen Pause.
    Seine grausamen Zweifel, sein Spott machten es ihr unmöglich, ihm die ganze Wahrheit über ihre Gefühle für ihn zu erzählen. Dass ihre Liebe für ihn so verboten war, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war, als sie hinter einer Mauer aus Hass zu verstecken. Sie wischte sich eine Träne von der Wange.
    »Und zweifellos habe ich sie auch nicht«, erwiderte er sarkastisch.
    Mary wandte sich ab.
    Stephen packte sie. Ihr Atem stockte, als er sie auf den Rücken warf, unter sich. Seine Augen blitzten.
    »Ihr lasst Euch auf gefährliche Spiele ein, Madame.«
    Sie schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen. Er war wütend, sie fürchtete sich. Aber dennoch war sie plötzlich erregt und atemlos und sich dessen bewusst, dass sie unter ihm lag, ihm völlig ausgeliefert.
    »Wenn Ihr mich liebt«, sagte er mit tiefer, heiserer Stimme, »dann würde ich vorschlagen, Ihr beweist es mir.«
    Mary schwitzte. Sie leckte sich die Lippen. »Habe ich das denn noch nicht bewiesen, Mylord?« Ihre Stimme war belegt und kaum erkennbar.
    Sein Lächeln erinnerte an ein zähnefletschendes Tier.
    »Im Bett wirst du mir deine Liebe nie beweisen, Mary. Das meine ich nicht.«
    Sie musterten einander. Die erste Erregung war vorüber. Mary begriff, und ihr Mut sank.
    Dann wandte sich Stephen von ihr ab und berührte sie in dieser Nacht nicht mehr.
    Am folgenden Tag erschien Prinz Henry in Alnwick. Er war nicht allein, sondern in Begleitung eines kompletten

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