Die Geliebte des Normannen
verzweifelten Lachen hervor. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet, Isobel.«
»Hältst du mich für so dumm? Du machst Babys, Steph, und den Mädchen gefällt das, das weiß ich auch, weil ich sie über dich reden gehört habe.«
Dieses Mal wurde er still.
»Du hast sie reden gehört ...« Er stotterte. »Und was sagen sie, du große Lauscherin?«
»Na ja«, sie rollte mit ihren großen, dunkelblauen Augen, »sie sagen, er ist groß und stark und sehr ... aber manchmal zu schnell, viel zu schnell ... und manchmal ...«
Stephen war entsetzt.
»Genug!«
Er ging auf sie los, doch sie wich ihm lachend aus. »Ich hoffe, du hast keine Ahnung von dem, was du da von dir gibst«, knurrte er. »Und Mutter werde ich sagen, dass du heimlich lauschst – beim Gesinde zumindest!«
Nun blickte Isobel verletzt, ehrlich und aufrichtig betroffen.
»Dann schickt mich Mutter zu Pater Bertold«, sagte sie mit zitternder Stimme und begegnete seinem Blick mit großen, unschuldigen Augen. »Ich verspreche dir, nicht mehr zu lauschen, wirklich. Aber sag Mutter nichts.«
Er seufzte ärgerlich. Sie konnte einem ganz schön zusetzen, das war schon immer so gewesen; zweifellos würde sie dereinst ihren Gemahl beherrschen und sich von ihm nichts befehlen lassen.
»Also gut, diesmal sage ich nichts«, lenkte er ein. »Aber stelle mich nicht auf die Probe, Isobel.«
Sie biss sich auf die Lippe, nunmehr ganz ernst. Wie er, wusste auch Isobel, dass sie ihn nur bis zu einem gewissen Grad manipulieren konnte.
»Warum ist Mairi eine Gefangene?«
»Ah. Die geheimnisvolle Mairi hast du also auch schon kennengelernt. Ich betrachte sie allerdings lieber als meinen Gast.«
»Sie sagt, sie ist deine Gefangene – und dass du sie sofort freilassen musst.«
»Hat sie dich mit dieser Botschaft zu mir geschickt, Isobel?«
»Ich wiederhole nur, was sie mir gesagt hat«, erwiderte Isobel mit großen, erwartungsvollen Augen.
Stephen ärgerte sich einmal mehr über seinen Gast. Wollte Mairi über seine Schwester Einfluss auf ihn ausüben?
Konnte sie so schlau sein?
»Wo ist sie?«
»Im Frauengemach. Warum hast du ihr solche Angst gemacht?«
»Deine neugierige Nasenspitze wird dich eines Tages noch den Kopf kosten, Isobel. Wenn du klug bist, nimmst du dir meine Worte zu Herzen und kämpfst gegen diese Neigung an.«
Isobel war enttäuscht, aber unverzagt. »Heißt das, du willst mir nicht erzählen, was du mit ihr gemacht hast?«
»Ich habe nichts mit ihr gemacht«, erwiderte er und fügte dann hinzu: »Noch nicht.«
Isobel blinzelte fasziniert.
»Geh jetzt und sag Mairi, sie soll zu mir kommen«, trug er seiner Schwester mit einem strengen Blick auf. »Und dann kannst du nach unten gehen zu Brand.« Er wollte nicht, dass sie vor seiner Zimmertür herumschnüffelte.
Isobel nickte, noch immer mit großen Augen, und lief davon. Stephen legte mit ernster Miene sein Unterkleid beiseite. Es war an der Zeit, seine Absichten wahr zu machen – es war an der Zeit, dass Mairi Sinclair die Wahrheit über sich preisgab.
4
Die schwere Holztür des Wohnturms von Liddel öffnete sich, um eine Gruppe Männer einzulassen. Sie waren vom Regen durchnässt und voller Schmutz, denn draußen stürmte es heftig.
Der Wind heulte, Donner krachten und Blitze erhellten den schwarzen Himmel. Königin Margaret saß im rauchgeschwärzten Saal beim Feuer, regungslos und verzweifelt, eine unvollendete Stickerei zu ihren Füßen. Beim ersten Geräusch der eintretenden Gruppe sprang sie auf.
»Irgendwelche Neuigkeiten?«
Malcolm ging den anderen Männern voraus, schleuderte den nassen Umhang von sich, noch ehe ihn ein Diener entgegennehmen konnte, und ging unverzüglich auf seine Gemahlin zu.
»Wir haben sie nicht gefunden, Margaret.«
Mit einem angstvollen Laut rang Margaret die Hände.
Vier weitere Männer, alle nass und erschöpft, traten in den Saal. Drei der Söhne von Malcolm und Margaret, Edward, Edmund und Edgar, legten ihre tropfnassen Umhänge ab und nahmen sich Becher mit warmem Wein, die Bedienstete ihnen hastig reichten. Der vierte Mann stand nur da und starrte in das prasselnde Kaminfeuer; zu seinen Füßen bildete sich eine kleine Pfütze. Er machte keine Anstalten, seinen durchgeweichten Mantel auszuziehen.
»Ihr habt etwas gefunden!«, schrie Margaret und packte Malcolm bei der Hand. »Ihr verheimlicht mir doch etwas!«
»Wir können lediglich Vermutungen anstellen, weiter nichts«, erklärte Malcolm verbittert.
Doch sein Gesicht zeigte
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