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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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daran dachte, dass Raiden ihretwegen so schreckliche Rache an unbeteiligten Menschen nahm. Engländer, Franzosen oder Seeleute der East India Company – es kümmerte Raiden nicht. Der Bauch der Renegade musste inzwischen vor Reichtümern überquellen. Willa schaute auf die vielen neuen Truhen, die Ballen von Seide und Dosen mit kostbarem Safran. Wie viele Menschen hatten für diese verdammte Truhen ihr Leben lassen müssen?
    Die Schlacht tobte auf den oberen Decks, und Willa wusste, wann sie zu Ende ging. Zuerst waren das Kanonenfeuer und die Schreie zu hören, dann setzte diese schreckliche tödliche Stille ein, bis die Männer das gegnerische Schiff plünderten. Es drehte Willa den Magen um, und obwohl sie einmal mit angesehen hatte, wie Raiden Seeleute von ihren Ketten befreit hatte, betete sie darum, dass er dieses gefährliche Leben aufgeben würde.
    Sie kauerte sich zusammen und schlug die Hände vors Gesicht, um nicht von dem zersplitternden Glas getroffen zu werden. Beißender Rauchgestank erfüllte die Luft, und Willa ahnte, dass es der Renegade dieses Mal nicht gut ergangen war.
    Und dann – endlich – kam die Stille. Das Schiff knarrte, und Willa meinte, vor Ungewissheit verrückt zu werden. Sie stand auf und stellte die heruntergefallenen Gegenstände an ihren Platz zurück, ehe sie nervös hin und her zu gehen begann. Sie weigerte sich, sich Sorgen um einen Mann zu machen, für den es kein anderes Trachten mehr gab, als über die Meere zu segeln und sie auszurauben. Es kümmerte sie nicht mehr. Es kümmert mich nicht, was mit ihm ist, dachte sie, doch als die Tür geöffnet wurde, durchströmte Willa eine so große Erleichterung, dass ihre Beine sie kaum noch trugen.
    Raiden betrat die Kabine, beschmutzt mit Ruß, bespritzt mit Blut, und Willa schlug das Herz bis zum Hals, als er zum Schreibtisch ging und sein Schwert darauf ablegte. Schweigend erwiderte er Willas Blick, sein Gesichtsausdruck war nichts sagend und leer. Und dennoch beherrscht er jede Faser ihres Seins, dieser drohend aussehende Mann, und Willa konnte ihn nicht anschauen, ohne an seine glühenden Küsse zu denken, an die Zärtlichkeit seiner Berührungen. Doch nichts von diesen zerbrechlichen Augenblicken war geblieben. Trotz der vertrauten schwarzen Stiefel und der dunklen Hose, die er trug, schien er nichts mehr mit dem Mann gemein zu haben, der Willa im Dschungel in den Armen gehalten hatte. Bis auf die schwarze Lederweste war sein Oberkörper nackt, und in seinem breiten Gürtel steckten seine Waffen – blutbefleckte Waffen, die Willa deutlich daran erinnerten, wie gefährlich der Mann war, den sie erzürnt hatte.
    Raiden starrte auf Willas emporgewandtes Gesicht. Es spiegelte sich darin etwas wider, das er nicht benennen konnte. Ein Fensterladen, der geschlossen wurde. Sein Blick streifte sie kurz, das Kleid aus tiefblauer Baumwolle, die langen roten Haare, die ihr über Schultern und Rücken fielen. Sie hatte sich das Haar nicht mehr aufgesteckt, seit sie an Bord zurückgekehrt waren, und trotz seines Zorns musste Raiden sich eingestehen, dass es ihm gefiel, diese ungezähmten Locken anzusehen – und sich zu erinnern, wie seine Hände darin gespielt hatten, als er Willa zum letzten Mal geküsst hatte, als sie ihm ihre Leidenschaft geschenkt hatte, an jener Quelle im Dschungel.
    Sie soll verflucht sein, verflucht, weil sie gelogen und mir Schmerz zugefügt hat, dachte er. Verflucht für dieses Ehegelübde, das Gedanken und Bilder in ihm aufwühlte, die er nicht sehen wollte. Bilder, die ihm die kostbare Erinnerung an ihre Lust zu rauben drohten, die sie in seiner Umarmung gefunden hatte. Hatte sie sich von Eastwick auf diese Weise berühren lassen? Hatte sie laut gekeucht vor … Mit einem wütenden Laut des Abscheus verbannte er diese Fragen. Sie führten nur dazu, ihn noch tiefer zu verletzen.
    »Warum tust du das?« Willa wies durch die Fenster auf die See. »Musst du deinem Ruf gerecht werden und deshalb diese Schiffe zerstören?«
    »Ich tue, was ich tun muss.«
    »Wie viel mehr willst du denn noch?« Sie deutete auf die Truhen, die bis zum Rand mit seiner Beute angefüllt waren. Als er nicht antwortete, lächelte sie höhnisch: »Ich verabscheue dich, Pirat.«
    »Du denkst, wir haben angegriffen?«
    »Wie könnte ich das nicht denken! Ich habe dich gewarnt, dass die Schiffe hier sind! Du hättest ihnen ausweichen können!«
    »Wir wurden gejagt. Mason war der Grund dafür, dass die Renegade letzte Woche so rasch in See

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