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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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diesem Augenblick sein Fernrohr auf ihn gerichtet hielt. Obwohl die Royal East India- Armee auf fast jeder Insel vertreten war – um die Eingeborenen zu kontrollieren, die nicht kontrolliert werden konnten –, wagte sie es nicht, die Handelsvereinbarungen zu brechen. Es war ihre eigene Schuld, dass man ihnen die Einfahrt in den Hafen ohne vorherige Erlaubnis verweigerte. Das Handelsmonopol der East India Company war brüchig geworden, dank gerissener Händler und einer Hand voll Piraten. Und ihren einzigen sicheren Stützpunkt hatte sie jetzt nur noch im Dschungel selbst. Zu viel war auf See schon verloren.
    Doch die Royal East India war noch nie geduldig gewesen, wenn es darum gegangen war, Vereinbarungen einzuhalten. Die Portugiesen hatten sich den Eingeborenen wenigstens mit Respekt und Rücksicht genähert. Doch anders als sie oder auch die Holländer, bahnten sich die Engländer ihren Weg auf die Inseln ohne jeden Skrupel. Sie töteten jeden, der ihnen in die Quere kam, und waren überzeugt, die Eingeborenen durch Gewehre und religiösen Eifer unterwerfen zu können. Doch die Stämme herrschten noch immer, und die Eindringlinge hatten rasch begriffen, dass ein Blasrohr eine größere Distanz überwinden konnte als jede Muskete oder jede Büchse. Und falls sie einen der Stammesfürsten verärgerten oder mit dem Falschen paktierten, würden die Eingeborenen kurzerhand Feuer an die Muskatbaumwälder legen, um den Händlern eins auszuwischen.
    Diese Drohung hielt sie auf Distanz, bis Raiden die Chance hätte, die Insel abzusuchen. Aber viel Zeit blieb ihm nicht. Er schaute zu dem alten Fort, dessen Rückfront sich an den Hang eines kleinen Berges schmiegte. Ungefähr eine Meile dahinter lag der Gunung Api, ein Vulkan, der die Erde fast ständig zum Beben brachte.
    Raiden befahl, ein Boot bereitzumachen und es mit Reis, Stoffen und Dingen zu beladen, die annähernd europäisch aussahen. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte der Sultan eine Vorliebe für schöne Dinge aus der westlichen Welt. Er hoffte nur, dass Inaka – ebenso wie dessen Männer – seine Hände von Willa gelassen hatte.
    Raiden warf noch einen Blick auf die Mannschaft, ehe er Balthasar zu sich winkte. »Sollte einer der Männer versuchen, das Schiff zu verlassen, erschießt du ihn«, sagte er leise.
     
    Raiden hatte sich bis auf die Haut ausgezogen und einen Sarong angelegt. Dieser stammte von Java und war aus blau-schwarz gemustertem Stoff, dessen lange Bahnen Raiden sich um die Hüften gewickelt hatte. Seine Füße waren unbedeckt.
    Raiden war mit dieser Kleidung vertraut, und er wünschte sich, jetzt in seinem Haus sein zu können und auch Willa dort in Sicherheit zu wissen. Als seine nackten Füße in den nassen Sand einsanken, ließ die Anspannung, die ihn seit Tagen erfüllte, ein wenig nach.
    »Kein Wort«, warnte er Perth und Kahlid noch einmal, als die beiden sich hinter ihn stellten. »Bleibt immer drei Schritte hinter mir und seht dem Prinzen nicht in die Augen.«
    Die Leute des Prinzen zogen das Langboot auf den Strand und luden die Geschenke auf eine Art Trage um, die sie schließlich voll beladen davontrugen.
    Ein großes Freudenfeuer war im Widerschein des Sonnenuntergangs angezündet worden und flackerte hell. Über einem anderen Feuer briet ein ganzes Schwein, und vier kleine Jungen waren damit beschäftigt, den Spieß zu drehen, während ein paar Frauen, alle in Sarongs gekleidet, auf dem Boden die Festtafel vorbereiteten. Stunden vergingen, es wurde gegessen und getrunken, und Raiden wartete auf den Augenblick, in dem er sein Anliegen vorbringen konnte. Doch zunächst kamen noch die Geschichten, und der Sultan fragte immer wieder nach Einzelheiten, die er erklärt haben wollte, und Raiden betete um Geduld.
    »Warum bist du zu mir gekommen? Ich bin nicht dumm, Schwarzer Engel. Ich weiß, dass du mich für die Behandlung, die dir auf meiner Insel zuteil geworden bist, am liebsten töten möchtest.«
    »Das würde mir nichts bringen«, erwiderte Raiden. »Aber ich bitte Euch um einen Gefallen.«
    Der Prinz nickte.
    »Ich suche eine Frau, eine weiße Frau mit roten Haaren.«
    Die Augen des Prinzen flackerten. »Ich habe keine solche Frau. Du bist irregeführt worden.«
    »Bin ich das? Ich habe gehört, dass ihr Ehemann sie an Euch verkauft hat.«
    »Wozu sollte ich noch mehr Frauen brauchen? Ich habe genug.«
    »Ja wozu, Eure Hoheit?«
    Raiden wagte es, den Prinzen anzusehen, hart und entschlossen, und je länger er das tat, umso

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