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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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seinen Schreibtischstuhl sinken. Das Leder knarrte leise, als er sich vorbeugte und den Kopf in die Hände stützte. An dem Tag, an dem Raiden auf dem Gefangenenschiff zu sich gekommen war, hatte er geschworen, dass er nie wieder so verletzlich sein würde, nie wieder lieben würde, niemals wieder zulassen würde, dass ein Mensch ihm etwas bedeutete. Und dass Dunfee sterben würde und vor seinem Tod erfahren sollte, durch wessen Hand und warum. Nur so konnte er seine Schuldgefühle abtragen, die Schuldgefühle darüber, dass er seine Frau nicht hatte beschützen können. Es war für ihn der einzige Weg. Raiden hatte sich Piraten angeschlossen, hatte bei ihnen alles gelernt, was er hatte lernen können, hatte deren Anerkennung gewonnen und sich einen Ruf erworben; dann hatte er das Schiff übernommen und seine Karriere als Seeräuber begonnen, angetrieben von dieser unseligen Suche.
    »So sieht es also aus, Mylord.« Raiden hob den Kopf und ließ die Hände sinken. »Dunfee will mich nicht aus der Welt schaffen, weil ich ihn an die Indiskretionen seiner Verlobten erinnere oder er ihren Tod rächen will. Nein, er sucht mich, um den Zeugen seiner Verbrechen zu beseitigen. Denn ich bin der Einzige, der die Wahrheit kennt.«
    »Und seine Ernennung zum Earl ist deswegen in Gefahr.«
    Raiden nickte. »Ich bin der Fleck auf seiner ach so makellosen Weste.«
    »Großer Gott, Raiden.« Granville fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er wirkte erschöpft. »Ich kann mit dem König sprechen …«
    »Nein. Ich brauchte Eure Hilfe damals nicht, und jetzt will ich sie nicht.«
    »Ich verstehe deine Gefühle für mich, aber was ist mit Willa und Mason?«
    »Was mit ihnen ist? Das ist nicht Eure Angelegenheit.«
    Sein Gesicht verschloss sich, und er gab Granville das Gefühl, dafür dankbar sein zu müssen, dass sein Sohn ihm so viel von seiner Zeit geopfert hatte. Aber schließlich hatte er auch nichts anderes zu verlieren.
    »Willa hat ein Recht zu erfahren, dass du sie und ihren Sohn verlassen willst, um dem Admiral hinterherzujagen – aus Blutrache für deine tote Frau.«
    »Sie wird es beizeiten erfahren.«
    »Und wann wolltest du ihr sagen, dass du vorhast, dein Leben hinzugeben, nur um an Dunfee Rache zu nehmen?«
    »Ja, Raiden, wann? Sag es mir«, ertönte es von der Türschwelle her.
    Raiden fuhr herum, und sein Gesicht verzerrte sich vor Anspannung. Willa stand an der Tür, sie hielt ein Tablett in den Händen. Ihre Miene war wie versteinert. Raiden erhob sich langsam aus seinem Stuhl. »Willa.«
    Granville stand ebenfalls auf, sein Blick ging zwischen den beiden hin und her.
    »Verzeih mir, ich hatte nicht vor zu lauschen«, sagte sie und trug das Tablett zum Sofa. Sie klang verletzt, verraten. »Ich dachte, ihr hättet gern etwas Kaffee.« Sie schluckte mühsam und beugte sich über den kleinen Tisch, um das Tablett abzusetzen. »Er ist mit Zimt gewürzt«, brachte sie heraus, bevor sie sich aufrichtete und die beiden Männer ansah. Dabei ignorierte sie Granvilles mitfühlenden Blick und starrte Raiden an. »Aber wie ich sehe, bevorzugt ihr stärkere Getränke.«
    »Willa, du musst es mich erklären lassen.«
    Abwehrend hob sie die Hand. »Ich habe dich und deinen Vater gestört.«
    Raidens Blick schoss zu Granville, dann wieder zu ihr. »Du wusstest es?«
    »Sie hat es mir auf den Kopf zugesagt, auf Ceram«, erklärte Granville. »Offensichtlich hatte ich sie nicht täuschen können.«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«, fragte Raiden, ohne den Blick von ihr zu wenden. Er sah ihren Schmerz, spürte ihn.
    »Vielleicht aus gleichen Grund, aus dem du mir nicht gesagt hast, dass du einmal verheiratet warst.« Ihre Stimme brach, und es zerstörte Raidens Fassung. »Weil es wehtut, zu erfahren, dass man belogen worden ist.«
    Raiden ging auf Willa zu, aber sie wich vor ihm zurück und sah ihn gekränkt an, bevor sie ging. Wie betäubt starrte Raiden seinen Vater an.
    »Sei nicht wieder ein Narr, Mann, geh ihr nach!« Granville wies zur Tür.
    Raiden lief aus dem Arbeitszimmer, aber Willa war nirgendwo zu sehen. Er ging den Stimmen nach, die er aus der Küche hörte. Dort traf er Mason, der am Tisch saß und schon wieder aß. Er strich dem Jungen über den Kopf, als er an ihm vorbei in das Esszimmer ging. Der Tisch war für drei gedeckt, und Raiden wusste sofort, dass Willa seinen Vater hatte einladen wollen, ihnen Gesellschaft zu leisten. Sie hat gehofft, ich söhne mich mit ihm aus, dachte er resigniert und rief

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