Die Geliebte des Piraten
zu Ende, richtig zu Ende führen musste. Shamirs Seele würde niemals Ruhe finden, niemals aufhören durch seine Träume zu spuken, es sei denn, er übte seine Rache. Raiden trank den letzten Schluck Whisky und stellte das Glas zur Seite. Als er tief Luft holte, roch er den Sandelholzduft, der in der Luft hing. Er dachte daran, dass Willa es ihm, trotz ihrer Enttäuschung über seine Entscheidung, in sein Badewasser gegeben hatte. Sie ließ nicht zu, dass ihr Zorn ihre Liebe zu ihm beeinflusste, und Raiden hielt an der Hoffnung fest, dass er zu ihr zurückkehren würde, dass es eine Chance geben würde, dass sie sich heute Nacht mit ihm versöhnte. Denn bis jetzt hatte sie ihm diese Möglichkeit nicht gegeben. Sie hatte sich geweigert, mit ihm zusammen zu essen, sie beschäftigte sich ausschließlich mit Mason, bis dieser ins Bett gebracht wurde. Und sie schlief allein in einem der vielen Schlafzimmer.
Wieder einmal sah Raiden sich vor eine Wahl gestellt, die sein Leben für immer verändern würde.
Ein Mann, der es vorzieht, für seine Rache zu sterben, anstatt zu leben und mich zu lieben.
Traute sie ihm nicht zu, seinem Feind zu begegnen und ihn zu besiegen? Die Möglichkeit, dass er nicht überleben würde, flößte Raiden plötzlich Angst ein, denn er hatte weit mehr zu verlieren als jemals zuvor.
Ein Laut klang an sein Ohr, ein lauter Schrei, und Raiden runzelte die Stirn. Er stand auf, als ihm bewusst wurde, dass es Mason war. Er lief die Treppe zum Zimmer des Jungen hinauf und trat an dessen Bett.
»Mason, Junge«, sagte er und schüttelte ihn sanft am Arm. »Wach auf, Junge, es ist nur ein Traum.«
Mason wimmerte und begann um sich zu schlagen. Raiden setzte sich auf die Bettkante und zog den Jungen in seine Arme, hielt ihn fest und sprach beruhigend auf ihn ein. »Du bist in Sicherheit, Sohn, in Sicherheit. Niemand wird dir hier etwas tun. Ich schwöre dir, du bist hier sicher.« Er wiederholte es wieder und wieder, bis der Junge ruhiger wurde und leise weinend in seinen Armen lag. Raiden verstand Masons Ängste, denn als kleiner Junge hatte er selbst so schreckliche Träume gehabt, dass er kaum hatte schlafen können.
Mason legte den Kopf in den Nacken, und Raiden schaute in tränenumflorte grüne Augen. Er strich dem Jungen das kastanienbraune Haar aus der Stirn und lächelte ihn an. Und Mason, Gott segne ihn, versuchte mühsam, zurückzulächeln.
Es wäre schön, wenn dieses Kind mein Sohn wäre, dachte Raiden und begriff, dass die Vaterschaft ein Geschenk war, dass die Blutsverwandtschaft nicht bedeutete, auch der beste Vater für ein Kind zu sein. Auch wenn er, Raiden, seinen Vater zum Teufel wünschte, so blieb er doch noch immer sein Vater. Und mochte Granville auch nicht für Raiden da gewesen sein, als dieser ein Kind gewesen war, auf der Insel hatte er ihm das Leben gerettet. Und dafür, und damit für die Chance, Willa und ihren Jungen zu lieben, war Raiden dankbar.
Willa eilte zum Zimmer ihres Sohnes und blieb stehen, als sie Raidens leise und tröstende Stimme hörte. Sie schlich näher und spähte um die Ecke, und ihr Herz zog sich zusammen, als sie Raiden sah, der ihren Sohn im Arm hielt, ihm den Rücken rieb und ihn in seinen starken Armen wiegte. Sie wollte zu ihrem Sohn gehen, doch als dieser seine dünnen Arme um Raidens Nacken schlang und seine Tränen versiegten, wusste sie, dass er in guter Obhut war. Dennoch blieb sie noch, trat nur einen Schritt zurück, um nicht entdeckt zu werden, und lehnte sich gegen die Wand. Stundenlang hatte sie geweint und getobt, hatte Dunfee dafür gehasst, dass er ihr diesen Schmerz brachte, und hatte versucht, Raidens Durst nach Vergeltung zu verstehen. Sie hörte ihn mit Mason reden, und diese einseitige Unterhaltung enthüllte ihr, wie sehr er ihren Sohn liebte. Willa machte einen Schritt von der Wand weg und entschied, ihre Familie zu retten und sich zu weigern, den Mann, den sie liebte, an die Geister seiner Vergangenheit zu verlieren.
»Was geht in deinem Kopf vor, mein Kleiner?«, flüsterte Raiden. »Kannst du mich verstehen?«
Mason nickte.
»Eines Tages wirst du mit mir reden, ja? Denn ich sehne mich danach, deine Stimme zu hören.«
Mason sah ihn an, mit einem zweifelnden, sehr erwachsenen Blick.
»Weißt du, dass ich deine Mutter liebe?«
Mason nickte lebhaft.
»Und dich liebe ich auch, Sohn.«
Mason sah zunächst verblüfft aus, während sein Blick den Raidens mit einer Eindringlichkeit suchte, die im Widerspruch zu
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