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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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trauen, und Willa hatte befürchtet, dass sie noch so viel hätte zahlen können und doch niemals etwas Neues erfahren hätte. Und jetzt bestand nicht einmal mehr diese Chance. Es gab überhaupt keine Chance mehr. Nein, dachte sie, ich werde nicht aufgeben. Sie war die einzige Hoffnung, die Mason hatte, und er war ihre.
    Willa zog die Beine an und schlang ihre Arme darum. In dem viel zu großen Gewand kauerte sie auf der Bank und presste die Stirn gegen die Knie. Sie wünschte, Raiden würde sie in Ruhe lassen. Seine Schritte zu hören, seine Nähe zu spüren beunruhigte sie. Sie wollte allein sein und weinen, auch wenn die Erfahrung sie gelehrt hatte, dass Tränen die Leere nicht vertreiben konnten, die sie in ihrer Seele empfand. Sie wünschte sich Trost, um diesen schrecklichen Schmerz in ihrem Herzen ertragen zu können, und unerklärlicherweise sehnte sie sich danach, diesen Beistand in Raidens Armen zu finden, ausgerechnet bei diesem Mann, der ihr ihre Freiheit genommen hatte. Dass sie ihn im selben Atemzug hasste und nach ihm verlangte, verwirrte Willa. Und tief in sich spürte sie die Sehnsucht nach mehr als dem, was das Schicksal ihr mit diesem Mann bestimmt hatte. Sie wandte das Gesicht zum Fenster, zur tiefschwarzen Nacht und dem glitzernden Ozean.
    Doch Raiden war da, sie spürte seine Nähe, sein Bild stand so klar vor ihr, als würde sie ihn ansehen. Groß und breitschultrig und bestürzend anziehend. Ihr Entführer. Ein Pirat, der behauptete, sie sei eine Gefahr für sein Leben und das seiner Männer, und der sie seltsamerweise dennoch beschützen wollte. Ein tieferer Grund musste sich dahinter verbergen, ein finsterer, wie sie vermutete. Raiden machte gnadenlos Jagd auf die Schiffe der Royal East India, und er war überzeugt, dass sie über interne Informationen verfügte. Er hatte Recht damit, aber sie würde ihm ihr Wissen nicht preisgeben. Weil das bedeutete, dass sie ihm auch ihre Lügen enthüllen müsste. Und sein Zorn war von einer Urgewalt, der sie keinen Widerstand entgegensetzen könnte.
    Willa kam es vor, als drohte ihr Kartenhaus jeden Augenblick in sich zusammenzufallen, und alles was sie dagegen tun konnte, war, eine weitere Karte hinzuzufügen und zu beten, dass das ihre Welt vor dem Einsturz bewahren würde. Wenn er ihr doch nur helfen würde! Sie würde ihn nicht noch einmal darum bitten. Nicht, weil sie zu stolz dazu war, ihn anzuflehen, das Leben ihres Sohnes zu retten, sondern weil sie wusste, dass er es nicht tun würde.
    Ich bin verloren, dachte sie und unterdrückte ein Schluchzen. Ohne mein Kind hin ich nichts.
    Raiden kam zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bank. »Willa?«
    »Lasst mich in Ruhe, Raiden. Geht und segelt Euer verdammtes Schiff sonst wohin und versenkt andere brennend in die See.« Langsam wandte sie den Kopf und erwiderte seinen Blick. Der Ausdruck in seinen Augen rief Erinnerungen in ihr wach und brachte die Gefühle zurück. Doch Willa wollte nichts davon. Sie wollte weder daran denken, wie es sich angefühlt hatte, seinen Mund auf ihren Lippen zu spüren, noch wollte sie sich an das Feuer erinnern, das jedes Mal in ihr aufflackerte, wenn sie sich vorstellte, sich in seine starken Arme zu flüchten, um dort Schutz und Geborgenheit zu finden. Sie verdrängte dieses Wollen mit aller Macht und klammerte sich an ihre Wut. Er hielt sie von ihrem Sohn fern. »Ihr seid ein Mann ohne Herz, Schwarzer Engel. Ohne Mitleid in Eurer Seele. Geht.«
    Doch er rührte sich nicht, zuckte mit keiner Wimper. »Ich weiß von jedem Schiff, das Kalkutta in den letzten zwei Wochen verlassen hat. Wie heißt das Schiff, auf dem Ihr Euren Sohn vermutet?«
    Ihre Worte klangen verächtlich. »Ich war kurz davor, das herauszufinden, als Ihr Euch so heldenhaft eingemischt habt, weil Ihr unbedingt den Kavalier spielen musstest.«
    Verdammt, dachte Raiden. Verdammt und verflucht. »Ihr müsst Euch jetzt ausruhen.« Er wies auf sein großes Bett, dessen Decke für sie zurückgeschlagen worden war.
    »Ich würde eher sterben als mich in Euer Bett zu legen.«
    Raiden zog die Augenbrauen hoch und verzog den Mund zu einem sarkastischen Lächeln. »Das werden wir ja sehen«, sagte er. Der drohende Unterton in diesen Worten entging Willa nicht. Sie zuckte zusammen, als er aufstand. Doch er ging zur Tür, stieg über deren hohe Schwelle und ließ Willa allein. Und erst als er fort war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
     
    Raiden schreckte aus dem Schlaf auf. Abrupt richtete er sich auf und

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