Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
gewusst, dass sie in Gefahr waren, kaum dass die Kutsche in den zum Strand führenden Weg eingebogen war. Auf dem Lagerplatz brannten noch die Feuer. Kessel waren in der Hast des Aufbruchs umgestoßen und zurückgelassen worden, der Boden war übersät von verschüttetem Essen und Abfällen. Dies war bereits das zweite Mal in vier Monaten, dass sein Schiff gezwungen gewesen war, überstürzt die Anker zu lichten. Und es war das zweite Mal, dass jemand versuchte, ihn der Obrigkeit ans Messer zu liefern. Die Renegade hatte bereits Fahrt aufgenommen. Wenigstens war sie nicht aufgebracht worden. Das war ein weiterer Teil des Rätsels, das Raiden nicht begreifen konnte. Jahrelang hatte es solche ernsten Zwischenfälle nicht gegeben, und er hatte überlebt, weil er allem gegenüber argwöhnisch war und nur wenigen Menschen vertraute. Verrate den Kapitän, und es ist dein sofortiger Tod. Verrate die Mannschaft, und die Männer neunmal so vieler Schiffe würden sich aufmachen, dem Verräter Stück um Stück das Fleisch von den Knochen zu reißen, wie es sonst nur der Aussatz bei einem Menschen tat, den er befallen hatte. Was konnten die Behörden einem Mann bieten, das es wert war, seinen Kapitän und seine Kameraden zu verraten? Denn jeder Mann hatte das Recht, seine Reichtümer zu nehmen und unbehelligt von Bord zu gehen.
    »Ich kann nicht glauben, dass sie ohne Euch gesegelt sind«, sagte Willa, die noch immer aus dem Fenster schaute. Raiden zog sie zurück.
    »Die erste Pflicht ist, das Schiff in Sicherheit zu bringen. Was uns betrifft, so dürfte die Gefahr noch nicht vorüber sein.« Obwohl er weder Blutspuren noch Verwundete oder gar Tote am Strand entdecken konnte, würde Raiden es nicht riskieren, seine Deckung zu verlassen.
    Er prüfte, ob seine Pistole geladen war, und deutete auf die Sitzpolster der Bank ihm gegenüber. »Nehmt die Kissen hoch und holt alles heraus, was Ihr findet«, forderte er Willa auf.
    Sie kniete sich auf den Boden und tat, was Raiden ihr aufgetragen hatte. In dem Hohlraum unter der Bank fand sie mehrere Pulverhörner und Beutel verschiedenen Inhalts. »Ihr wusstet, dass sie lossegeln würden.«
    »Ja.« Raiden hatte seine Waffen überprüft und kniete sich neben Willa. »Für den Fall, dass es Ärger gibt, gilt eine Übereinkunft. Es wird gesegelt, ganz egal, wer zurückgelassen wird.« Er schaute kurz auf, und sein Blick verweilte auf Willas schlanken Fesseln unter den hochgerafften Röcken. »Wir werden ständig gejagt. Und das bedeutet …«
    »Wir sind verraten worden?«
    »Höchstwahrscheinlich.« Raiden machte eine Bestandskontrolle und legte die Gegenstände vor sich auf die Sitze. »Und ich weiß nicht, wer der Verräter auf dem Schiff ist«, seine Stimme senkte sich, »oder unter den Männern, die hier bei uns sind.« Doch die Tatsache, dass irgendjemand sie an die Behörden hatte ausliefern wollen, blieb bestehen, denn die Renegade hatte an einem abgeschiedenen, verborgenen Platz geankert, an den sich selbst die Einheimischen so gut wie nie verirrten.
    »Es tut mir Leid.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Ich habe Euch in diese Lage gebracht.«
    Er schüttelte den Kopf, während er einen englischen Armeetornister packte. »Die Soldaten auf dem Marktplatz in Kalkutta wussten, dass ich dort sein würde. Das hatte nichts mit Euch zu tun. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich nur um Haaresbreite entwischen konnte.«
    »Aber Ihr könntet ohne mich fliehen.«
    »Ich lasse Euch nicht zurück, Willa.«
    »Ihr habt Euer Versprechen erfüllt.«
    »Nein, ich habe versprochen, den Jungen zu finden. « Er stopfte Munition, Trockenfleisch und die Phiolen mit dem Chinin, die er sich beschafft hatte, in den Tornister.
    »Euer Leben ist in Gefahr, und ich behindere Euch nur.«
    »Ihr kommt mit mir«, sagte er mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch duldete. Es war undenkbar, sie zurückzulassen, aus keinem Grund. »Wir müssen an Land weiter, um die Renegade einzuholen.«
    »So etwas ist Euch auch schon zuvor passiert.« Die Vorräte, die unter den Sitzpolstern versteckt gelegen hatten, ließen vermuten, dass er sich auf diese Situation vorbereitet hatte.
    »Ich … der Schwarze Engel wird nicht nur von der Royal East India gejagt, Mylady. Da gibt es noch ganz andere, die ihn gern fangen würden. Und jetzt ist meine Anwesenheit in dieser Stadt bekannt. Unsere einzige Hoffnung ist, dass der, der mich so beharrlich sucht, glaubt, dass ich an Bord bin.« Raiden vermutete, dass es Dunfees oder

Weitere Kostenlose Bücher