Die Geliebte des Piraten
Monat, aber der Aufstand würde losbrechen. Und wenn sie die Stadt einnahmen, würde es Hunderte von Toten geben. Innerhalb weniger Tage würden Clive und die East India Company einen Vergeltungsschlag quer durch Indien bis hin zur mongolischen Grenze führen. Die Stammesfürsten waren ein wankelmütiger Haufen, und sie führten untereinander Krieg, während die Engländer die Reichtümer des Landes plündern würden. So wie sie es in Bombay und den Orten entlang der Gewürzstraße getan hatten.
Und die Company würde sich behaupten. Sie war zahlenmäßig zu stark überlegen, zu gut ausgerüstet und vorbereitet für einen Angriff, als dass man etwas anderes erwarten konnte. Und zur See würde Dunfee den Oberbefehl haben. Aber Raiden wollte, dass dieser Kampf nach seinen Bedingungen ablief, zu einer Zeit, die er bestimmte. Und das war ein weiterer Grund, so schnell wie möglich zur Renegade zurückzukehren, denn wenn sie dem Feind in die Hände fiel, würde sein Leben vorbei sein.
Und gerade jetzt, da er dachte, dies kümmere ihn nicht, fühlte Raiden, dass er leben wollte.
Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um Mason zu finden, sagte er sich und zog Willa ein wenig fester an seine Seite. Er hatte sich auf mehr festgelegt als nur auf ihren Handel, und er hoffte, dass sie es wusste. Er hatte eine beachtliche Zahl von Chinin-Phiolen erstanden, um den Vorrat an Bord der Renegade damit aufzustocken, und obwohl sie noch mehr Medikamente brauchen konnten, durfte er jetzt keine Verzögerung mehr riskieren. Das Chinin würde Willa helfen, die Krankheiten zu überstehen, die im Dschungel lauerten. Falls Mason wirklich an Malaria litt, gab es allerdings nur wenig Hoffnung, aber er wollte alles dabei haben, was notwendig sein konnte, ihm zu helfen. Raiden empfand fast so etwas wie Eifersucht auf das Kind, das Willa so sehr liebte, und das Bild eines kleinen, schwachen Jungen, der nach seiner Mutter weinte und nicht sagen konnte, was ihn quälte, peinigte ihn von Stunde zu Stunde mehr. Das Einzige, was sein Gewissen beruhigte, war die Tatsache, dass zwanzig Männer die Stadt durchkämmten und nach jedem forschten, auf den die Beschreibung passen könnte, die der Arzt ihm gegeben hatte. Und die herausfinden sollten, auf welchem Weg Mason, diese irische Kinderfrau und der junge Schwarze die Stadt verlassen hatten.
Der Name eines Schiffes würde vollauf genügen, und er war jetzt froh, dass er den Männern befohlen hatte, ihm erst auf der Renegade Bericht zu erstatten und nicht erst an Land nach ihm zu suchen.
»Ihr seht schrecklich nachdenklich aus.«
Er schaute auf Willa herunter, die ihn verschlafen anblinzelte.
Gott, war sie schön. »Ich muss immer vorausdenken, meine Füchsin.«
Willa war unbeschreiblich dankbar für die Neuigkeiten und ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie begriff, dass Mason lebte. Hoffnung war alles, was ihr geblieben war, und Raiden hatte sie ihr gegeben. »Habe ich Euch eigentlich angemessen für das gedankt, was Ihr über meinen Sohn in Erfahrung gebracht habt?«
Sein ganzer Körper spannte sich an vor süßer Erwartung. »Das hängt davon ab, was man unter angemessen versteht.«
Er zog neckend die Augenbrauen hoch. Willa lachte, und es war ein weiches, sehr weibliches Lachen. Sie legte die Hand in seinen Nacken. »Glaubt mir, Raiden, ich weiß sehr gut darüber Bescheid, was angemessen ist.« Sie zog ihn zu sich herunter, und er gehorchte höchst bereitwillig.
Sein Kuss traf sie mit heißer Sinnlichkeit, und Raiden ließ sich auf die Polster sinken, um ihren Kuss auszukosten und zu spüren, wie ihr Körper nachgab und sich an ihn schmiegte. Als er Willa in seine Arme schloss, fragte er sich für einen kurzen Augenblick, ob sie ihm diesen Kuss schenkte, weil sie ihm dankbar war, oder weil sie ihn als Mann begehrte. Doch schon beim nächsten Atemzug schwor er sich, dass es ihm egal war.
Ein lauter Ruf riss sie aus ihrer Selbstvergessenheit, und Raiden ließ Willa los. Er beugte sich vor und schaute aus dem Fenster. Ein derber Fluch kam von seinen Lippen.
Willa spähte an ihm vorbei. »O du lieber Gott. Jetzt ist alles aus.«
11
Die Renegade war davongesegelt. Ohne ihren Kapitän.
Raiden rief dem Kutscher laut etwas zu, woraufhin dieser die Kutsche anhielt. »Spannt die Pferde aus«, befahl er Perth und warf seinen Dreispitz zur Seite. »Vazeen, Kahlid, durchkämmt das Gelände. Jabari, du bleibst dort sitzen.«
Willa begriff nicht, was vorging, doch Raiden hatte
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