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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Blick über das undurchdringliche Dickicht und über die dicht gewebten Wände aus Kletterpflanzen und Schlinggewächsen, die sie umgaben. Er ritt auf einer grauen Stute, deren Zügel er lässig in der Hand hielt, und wenn seine Haltung auch nichts von seiner Anspannung verriet, so war diese doch spürbar. War es Zorn oder Enttäuschung – Willa war sich nicht sicher, doch was Verrat bedeutete, verstand sie nur allzu gut. Raiden hatte sich das Haar mit einem schwarzen Band zurückgebunden, und das Hemd klebte ihm am Körper. Den Tornister hatte er am Sattel befestigt und wie eine Satteltasche quer über den Rücken seines Pferdes gelegt. Schon vor Stunden hatte er das Packpferd freigelassen, damit sie schneller vorankamen.
    Wohin sie ritten – Willa hatte keine Ahnung, aber sie wollte ihn auch nicht vor seinen Männern danach fragen, da er auch ihnen nicht voll vertraute. Es entging ihr nicht, wie sehr es ihn beschäftigte, denn immer wieder streifte sein Blick die Männer, wenn diese es nicht bemerkten. Und Willa schaute Raiden an. Zu hilflos, um ihrem Sohn helfen zu können, und sich bewusst, dass sie sich nur noch weiter verrückt machte, sagte sich Willa, dass es auch noch andere Dinge gab, über die sie während des Ritts nachdenken konnte. Sie brauchte eine Ablenkung, und Raiden war, bei Gott, eine Augenweide. Der Gedanke, die Nacht mit ihm im Dschungel zu verbringen, regte ihre Fantasie an und ließ sie in eine schamlose, sündige Richtung wandern.
    Unvermutet ritt Raiden langsamer und sah Willa mit einem wissenden Lächeln an. Sie ahnte sofort, dass er ihr diese Gedanken angesehen haben musste.
    »Wollt Ihr mir etwas sagen?«
    Sie schaute unverwandt geradeaus und vermied es, in seine dunklen, eindringlichen Augen zu sehen. »Nein.«
    Er beugte sich zu ihr hinüber. »Dann hört auf mich anzusehen, als ob Ihr wünscht, gleich hier und auf der Stelle von mir genommen zu werden.«
    Willa errötete und schlug nach einem Käfer, der um sie herum schwirrte. »Das habe ich nicht getan.«
    »Doch, Willa, das habt Ihr … und noch viel mehr.«
    Langsam wandte sie ihm den Blick zu. »Bin ich für Euch so leicht zu durchschauen?«
    »In dieser Beziehung … ja.« Der sinnliche Ausdruck in ihren Augen machte ihn hart vor Verlangen. Er wollte sie auf seinen Schoß ziehen und jede Kurve ihres Körpers spüren, die sich unter der roten Seide verbarg.
    »Und was seht Ihr jetzt? Sagt es mir.«
    »Eine Frau, die noch viele Geheimnisse hütet. Sogar vor sich selbst.« Er legte den Kopf schräg. »Habt Ihr noch immer nicht gelernt, mir zu vertrauen?«
    Es war nicht Raiden, dem sie misstraute. Sie wollte Alistars Bild nicht ständig vor sich sehen, sie wollte jenes bedauernswerte Leben mit ihm vergessen und hier bleiben, wo sie sich lebendig und begehrt fühlte. Doch nur ein einziges Wort über ihr früheres Leben zu erwähnen, zuzugeben, dass sie gelogen hatte, würde diese zarte Freundschaft zerstören, die sie mit Raiden verband. Und sie könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren. Denn diese Freundschaft war das Wichtigste, was sie zurzeit besaß.
    Willa schaute rasch fort. Sie musste plötzlich an den Juwelenbeutel denken und an die Papiere, die darin versteckt waren. Sie hatte nicht erwartet, um ihr Leben fliehen zu müssen, und den Beutel zwischen den Polstern der Bank versteckt. Wenn jemand ihn dort fand, war sie erledigt.
    »Ich sehe Panik in Euren Augen.«
    »Diese Situation ist bedrohlich. Und ich habe Angst.«
    Raidens Augen verengten sich sekundenlang, ehe er seufzte und den Kopf schüttelte. Sie hatte nicht mehr Angst als das Pferd, das sie ritt. Wie sehr er sich wünschte, sie würde sich ihm öffnen und ihn an ihren Gedanken teilhaben lassen, sich von ihm helfen lassen, welche wohl gehüteten Geheimnisse auch immer sie ängstigen mochten. Dass sie sich vor ihm verschloss und zurückzog, sodass sie unerreichbar für ihn schien, ließ ihn wünschen, diese Bastion ihrer Weiblichkeit durchbrechen zu können, um all das zu sehen, was sich dahinter verbarg. Raiden ergriff ihre Hand, und für einen kurzen Augenblick schlang sie ihre Finger um seine. »Wir werden Mason finden und dann …«
    Sie zog die fein geschwungenen Augenbrauen hoch. »Und dann?«
    »– dann werde ich mein Versprechen einlösen.«
    Sie zu lieben, bis sie vor Lust schrie, erinnerte sich Willa seiner Worte. Sie spürte, wie ihre Haut vor Erwartung zu prickeln begann. Eine Erwartung, für die sie allen Grund hatte, sie zu wollen, aber kein Recht,

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