Die Geliebte des Prinzen
erstaunlich leicht gefallen war. Er runzelte die Stirn. „Warum fragst du? Hast du vielleicht das Gefühl, du hättest Barrington betrogen?“
„Nein. Ich habe ihn nie wirklich geliebt. Es war nur eine kindische Schwärmerei.“
Das fand er sehr beruhigend. Versonnen streichelte er Graces nackten Rücken, fuhr zärtlich mit den Fingern über ihre sanft gerundeten Hüften, ihre samtweiche Haut. „Dann hindert dich ja nichts mehr daran, ihn zu verlassen und für mich zu arbeiten.“
„Sagtest du nicht, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sei strafbar?“, zog sie ihn auf.
„Bei mir würdest du es genießen.“
„Ein reizendes Angebot.“ Sie seufzte, schüttelte aber bedauernd den Kopf. „Nein, ich kann Alan nicht im Stich lassen.“
„Warum? Er bekommt das Geschäft und die Braut noch dazu.“
„Du irrst dich. Er hat gerade erfahren, dass Francesca nie vorhatte, ihn zu heiraten. Sie hat nicht mal mit ihm geschlafen. Sie hat das ganze Theater nur veranstaltet, um einen anderen Mann eifersüchtig zu machen. Dich, nehme ich an.“
Die Hand, die ihren Rücken streichelte, verharrte mitten in der Bewegung.
„Die Verlobung ist nur vorgetäuscht?“
„Ja, aber das Geschäft kommt trotzdem zustande. Ihr Vater ahnt nicht, dass sie die Verlobung wieder lösen wird.“ Grace holte tief Luft. „Dann kannst du Francesca wiederhaben, wenn du sie noch willst.“
Maxim war sprachlos. Welche Ironie des Schicksals! Nachdem er gerade beschlossen hatte, Grace nicht auszuhorchen, spielte sie ihm genau die Information in die Hände, die er brauchte, um Barrington zu vernichten.
Irgendwie hatte er es ja geahnt. Francesca war so unglaublich wütend gewesen, als er damals vor zwei Monaten nicht auf ihr Ultimatum eingegangen war. Nach einem stürmischen Jahr voller lautstarker Auseinandersetzungen und tränenreicher Versöhnungen hatte sie von ihm verlangt, sie zu heiraten. „Andernfalls“, hatte sie gedroht, „wirst du mich verlieren.“
Doch Drohungen oder Erpressungsversuche hatten Maxim noch nie beeindruckt. Anstelle einer Antwort hatte er sie geküsst, bis ihr Widerstand erlahmte, und ihr dann ins Ohr geflüstert: „Dann werde ich wohl auf dich verzichten müssen.“
Es sah Francesca ähnlich, ihm den Krieg zu erklären, indem sie geradewegs zu seinem erbittertsten Feind überlief. Barrington nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, ohne sich ihm hinzugeben … alle Achtung, dachte Maxim. Aber dass sie nie vorgehabt hatte, ihn zu heiraten, zeigte auch, wie schwach sie war.
Er brauchte nur ihren Vater, den Earl of Hainesworth, davon in Kenntnis zu setzen, was hier gespielt wurde, und schon gehörte der Deal mit Exemplary Oil wieder ihm. Und Francesca ebenso, wenn er sie noch wollte.
„Liebst du sie, Maxim?“, hörte er Grace fragen. „Sag es mir.“
Er wandte sich wieder der bezaubernden jungen Frau in seinen Armen zu. Sie war so ganz anders als seine frühere Geliebte, in jeder Beziehung. Sie war wunderbar weich und kurvig, hatte rosige Wangen, frische, gesunde Haut und naturblondes Haar, das im Kerzenlicht seidig schimmerte.
Francesca dagegen war klein und mager, trug ultraschicke Designermode und verdankte ihre feuerrote Mähne allein dem Können ihres sündhaft teuren Coiffeurs. Natürlichkeit war bei ihr Fehlanzeige. Sie gehörte zu den Frauen, die auch im Bett knallroten Lippenstift trugen.
Grace war arm, jung und unglaublich süß. Und gutherzig genug, um sich nach Strich und Faden ausnutzen zu lassen. Während Francesca es genoss, ihr Personal herumzukommandieren und jeden fertigzumachen, der schwächer war als sie.
Grace war geradezu sträflich aufrichtig. Auch jetzt sah Maxim die Verletzlichkeit in ihren Augen, als sie ihn erwartungsvoll ansah. Francesca aber fand Vergnügen daran, ein Netz aus Lügen zu spinnen. Sie plante ihre Affären so strategisch wie einen Feldzug.
„Sie ist so schön“, fügte Grace niedergeschlagen hinzu. „Die Art von Frau, um die sich alle Männer reißen.“
Es wäre so leicht, Grace zu verletzen, dachte Maxim. Aber das würde er nie tun.
„Ich bin doch hier bei dir.“ Er stand auf, um die niedergebrannten Kerzen zu löschen, und legte sich dann wieder zu ihr. Nahm sie in die Arme, schmiegte sich fest an ihren wundervollen, warmen Körper und drehte sich so, dass sie beide dem Kaminfeuer zugewandt lagen.
Seufzend schloss sie die Augen. Nach wenigen Minuten spürte er an ihren tiefen, regelmäßigen Atemzügen, dass sie friedlich eingeschlafen war.
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