Die Geliebte des Prinzen
Normalerweise konnte er nicht schnell genug aus dem Bett kommen, wenn er mit einer Frau zusammen gewesen war. Bei Grace aber war es anders. In ihrer Nähe empfand er eine wunderbare innere Ruhe.
Sinnend blickte er in das Feuer, das allmählich herunterbrannte. Er könnte die Fusion mit Exemplary Oil immer noch durchziehen. Sich an Barrington rächen. Alles verwirklichen, wovon er seit Langem geträumt hatte: den weltweit größten und mächtigsten Konzern in der Gas- und Ölindustrie zu erschaffen und zu leiten.
Oder er könnte das Undenkbare tun: vergessen, was er gerade gehört hatte, und Grace als seine Geliebte behalten.
Er hatte ohnehin vorgehabt, nach Abschluss der Fusionsverhandlungen nach Moskau zu reisen und den Rest des Winters dort zu verbringen. Grace könnte mit ihm in seiner neu erworbenen Villa im Nobelvorort Rublyovka wohnen. Ihm gefiel die Vorstellung, dass sie für ihn kochen, sich im Haus beschäftigen, ihn zum Lachen bringen und nachts das Bett mit ihm teilen würde. Gab es eine bessere Art, warm durch den langen, harten russischen Winter zu kommen?
Er würde dafür sorgen, dass Grace in den exklusivsten Läden einer der teuersten Städte der Welt uneingeschränkt Kredit genoss. Vielleicht würde er einen Privatlehrer engagieren, der ihr Russisch beibrachte. Während er, Maxim, ihr Privatstunden ganz anderer Art gab. Jung und unerfahren, wie sie war, wäre sie sicher eine gelehrige Schülerin … Ihre einzige Aufgabe als seine Geliebte würde darin bestehen, ihm Gesellschaft zu leisten und sein Geld auszugeben. Sie wäre sicher glücklich dort.
Stirnrunzelnd blickte er in die funkensprühende Glut. Sollte er Barrington den Sieg überlassen? Sollte er auf das Geschäft verzichten und seinen Traum von einem weltbeherrschenden Großunternehmen vorerst begraben? Sollte er seinem Erzfeind den Triumph gönnen, sich stillschweigend zurückziehen – und sich in aller Ruhe auf eine feindliche Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt vorbereiten?
Seine Pläne jetzt aufzugeben bedeutete, alles zu verlieren, wofür er jemals gekämpft hatte. Aber er musste sich entscheiden. Grace oder die Fusion.
Er brauchte sich nicht einzubilden, dass er beides haben könnte. Wenn Grace jemals herausfände, dass er ihre unüberlegte Äußerung benutzt hatte, um gegen ihren Chef vorzugehen, würde sie ihm das nie verzeihen.
Und angenommen, er hinterginge sie – würde er sich selbst je verzeihen?
Durch die hohen Fenster mit ihren Schleiergardinen fiel silbern das Mondlicht ins Zimmer. Das Feuer war zur flackernden Glut heruntergebrannt. Maxim hielt Grace fest in seinen Armen.
Nie zuvor hatte er dieses Haus so zu schätzen gewusst. Nie zuvor war ihm ein Augenblick so bedeutsam erschienen. Er erkannte, dass es ein unvergesslicher Moment in seinem Leben war, der nie wiederkehren würde. Grace seufzte leise im Schlaf, drehte sich mit wogenden Brüsten zu ihm um. Sein Puls ging schneller. Diese Frau berührte ihn wie keine andere.
Ihre Lider flatterten. Verträumt sah sie zu ihm auf.
„Ich glaube, ich liebe dich“, flüsterte sie.
Er zuckte zusammen. Sein Körper wurde hart wie Stein.
„Oh, habe ich das laut gesagt?“ Sie blinzelte verwirrt. „Ich dachte, ich träume …“
„Du hast es gesagt“, meinte er barsch.
„Ich meine doch nur …“
„Ich weiß, was du meinst.“
Sie hat gerade zum ersten Mal Sex gehabt, sagte er sich zu seiner Beruhigung. Sie liebte ihn, wie ein Mann einen gut geschnittenen Anzug liebte, ein perfekt durchgebratenes Steak, eine Sportsendung im Fernsehen oder den Sieg über einen Konkurrenten. Sie liebte ihn wie etwas, das einem Vergnügen bereitet.
All das versuchte er sich einzureden, aber er wusste, dass es nicht stimmte.
„Maxim …“ Sanft berührte sie seine Schulter.
„Schlaf jetzt.“
Erst als die Glut im Kamin längst erloschen war, spürte er, wie Grace in seinen Armen endlich von Schlaf übermannt wurde. Er selbst fand keine Ruhe mehr. Er lag wach, bis über dem nebelverhangenen Moor blassrosa der Morgen dämmerte.
Er musste eine Entscheidung treffen.
Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen ins Zimmer. Flirrende Staubkörnchen tanzten in der Luft. Da weckte er Grace mit sanften Küssen auf Schläfen, Wangen und Schultern. Küsste jeden Zentimeter ihrer nackten Haut, bis sie sich seufzend zu ihm umdrehte.
Noch im Halbschlaf, streckte sie lächelnd die Arme nach ihm aus und hieß ihn in ihrem warmen, weichen Körper willkommen. Und in ihrem warmen, weichen
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