Die Geliebte des Rebellen
dir beginnen, O’Neil. Dann ist der Junge dran. Der Frau werde ich vielleicht erlauben, lange genug zu leben, um mir Vergnügen zu bereiten. Danach kannst du sie dann für alle Ewigkeit haben.”
Boshaft lächelnd strich Tilden mit dem Handrücken sacht über die Schwertklinge. Dann schwang er die Waffe. Rory schaffte es, dem Schlag auszuweichen und Tilden sogar einen Fausthieb zu versetzen. Doch dann traf Tilden ihn an der Hüfte, und stöhnend sank Rory in die Knie. Hilflos sah er, wie der Soldat sich über ihm aufbaute und sein Schwert erhob.
“Ich wusste nicht, dass die Frau für dich bestimmt war, O’Neil”, sagte Tilden. Seine Augen glitzerten, als hätte er den Verstand verloren. “Meine Männer und ich wollten an dem Tag einfach nur ein bisschen Spaß haben, und dafür war deine Kleine gerade richtig. Die Mutter von diesem Jungen hier war jedoch etwas Besonderes. Sie schrie und bettelte um Erbarmen wegen ihrer Babys, und das machte die ganze Sache erst richtig reizvoll.”
Aus dem Hintergrund erklang ein gedämpfter Schrei. “Rory hatte recht. Du bist kein Mensch, Tilden. Du bist ein tollwütiges Tier und verdienst es nicht, zu leben.”
Tilden drehte sich halb zu Innis um und sah, wie dieser irgendetwas aus der Westentasche des Wärters zog. Er nahm noch wahr, dass ein blitzender Gegenstand durch die Luft flog und ihn in der Brust traf. Dann durchfuhr ihn ein mörderischer Schmerz.
Mit einem Schrei wollte er sich auf Innis stürzen, doch da wurde ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Rasend vor Wut schnellte er zu Rory herum. Zu spät! Dieser hatte die Waffe an sich genommen.
“Weißt du, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe?” brachte Rory keuchend hervor und stieß dann mit letzter Kraft zu.
Benommen standen er, AnnaClaire und Innis neben dem toten Soldaten. Dann verließen Rory die Kräfte.
Er stützte sich mit einem Arm schwer auf AnnaClaires Schultern. Sie und Innis mussten all ihre Kräfte aufwenden, um Rory durch die finsteren Gänge zurück ans Tageslicht zu führen.
“Wir müssen ihn in das Haus Eures Vaters schaffen, Mylady.” Innis kniete neben Rory, der in einer Gasse neben dem Gefängnis endgültig zusammengebrochen war und das Bewusstsein verloren hatte.
Um ihn vor neugierigen Blicken zu schützen, rollten AnnaClaire und der Junge ihn unter eine Hecke.
“Nein, Innis, das ist bestimmt der erste Ort, an dem sie nach ihm und uns suchen werden”, widersprach sie.
“Aber er wird bald verbluten.”
AnnaClaire konnte in der Ferne eine auf der Straße vorbeirollende Kutsche sehen. Es schien so ungerecht, dass sie, Rory und Innis es bis hierher geschafft hatten und es jetzt so aussah, als würde ihnen die Freiheit in letzter Sekunde doch noch entrissen. Es musste einen Ausweg aus ihrer Situation geben!
“Bleib hier”, flüsterte sie Innis zu. “Ich bin gleich wieder da.” Sie raffte ihre Röcke und eilte davon. Ihr war eingefallen, dass ganz in der Nähe des Gefängnisses ein Markt war. Dorthin ging sie jetzt.
Unauffällig begutachtete sie die verschiedenen Karren und Wagen der Händler und überzeugte sich davon, dass diese so beschäftigt waren, dass sie ihr keinerlei Aufmerksamkeit zollten.
AnnaClaire entschied sich für das Pony-Fuhrwerk eines Gemüsehändlers. Sie griff nach den Zügeln und führte das Pony durch die Gasse, bis sie außer Sichtweite waren. Erst dann kletterte sie auf den Kutschbock und knallte mit der Peitsche, bis das Pony in einen schnellen Trab fiel.
“Mylady, habt Ihr dieses Fuhrwerk gestohlen?” Innis sah sie ungläubig aus weit aufgerissenen Augen an.
“Ja, mein Junge.” Sie sprang ab, und gemeinsam gelang es ihr und Innis, Rory in den hinteren Teil des Wagens zu hieven. Während AnnaClaire ihn mit einigen Säcken bedeckte, sagte sie vor sich hin: “Ich weiß ja, dass es Unrecht ist, aber im Moment zählt nur, dass ich Rory retten muss.”
“Wenn wir ihn nicht in Euer Haus bringen können, wo sollen wir ihn denn dann verstecken?” wollte Innis wissen, als sie auf dem Kutschbock saßen.
“Ich weiß, es klingt verrückt”, erwiderte AnnaClaire, “aber es ist der einzige Ort auf der Welt, wo sie Rory niemals vermuten würden.”
“Wo ist dieser Ort?”
“Im Palast der Königin. Mein Vater hat einige Gemächer in Greenwich Palace.”
“Ah, da seid Ihr ja, Conor O’Neil.” Die Königin wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und scheuchte ihre Zofe mit einer Handbewegung davon.
Sobald sie und Conor allein waren,
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