Die Geliebte des Rebellen
stellen und die Bereitschaft, sein Leben für das des anderen hinzugeben.
Liebe hatte zwangsläufig mit Verantwortung zu tun. Irgendwie musste Rory Lord Thompson eine Nachricht über das Schicksal seiner Tochter zukommen lassen. Vermutlich hatte er inzwischen schon davon gehört, dass AnnaClaire in den Händen des berüchtigten Blackhearted O’Neil sei, und machte sich große Sorgen.
Benommen legte sich Rory zu AnnaClaire unter die Felle. Dabei achtete er darauf, sie keinesfalls zu berühren, denn er liebte und begehrte sie so sehr, dass er sich nicht mehr hätte zurückhalten können. Doch er hatte kein Recht, sich ihr zu erklären. Zuerst würde er die Angelegenheit mit Tilden zum Abschluss bringen.
Das bedeutete aber auch, dass er AnnaClaire irgendwie und irgendwann unversehrt zurück nach Clay Court bringen musste. Unversehrt und unberührt, wie er sie vorgefunden hatte.
Ihretwegen würde er seine Pläne ändern. Er konnte AnnaClaire unmöglich auf seiner Suche nach Tilden mit sich durch das Land schleifen. Sie brauchte einen sicheren Ort, an dem sie bleiben konnte.
Und plötzlich wusste er, wohin er sie zuerst bringen würde – nach Ballinarin. Zwar hatte er sich geschworen, erst in die Heimat zurückzukehren, wenn sein Rachefeldzug erfolgreich abgeschlossen war. Doch das zählte jetzt nicht mehr. AnnaClaires Sicherheit und Wohlbefinden waren wichtiger als sein Schwur.
Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen beschäftigte sich mit der Frage, was seine Familie wohl davon halten würde, der Tochter von Lord James Thompson Schutz und Gastfreundschaft gewähren zu müssen.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als AnnaClaire wach wurde. Sie konnte Rory nirgendwo entdecken, bemerkte aber neben sich eine leichte Vertiefung, die er mit seinem Körper hinterlassen hatte. Einen Moment schloss sie die Augen und gab sich dem seltsamen Gefühl hin, das der Gedanke bei ihr auslöste, im selben Bett mit Rory geschlafen zu haben.
Die Tür wurde geöffnet, und Rory kam herein. “Wie ich sehe, seid Ihr wach”, sagte Rory. “Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen?”
AnnaClaire bedachte ihn mit einem verführerischen Lächeln. “Ja, danke, und zwar umso mehr, als ich wusste, dass Ihr an meiner Seite seid, um mich zu beschützen.”
Rasch wandte Rory sich von ihr ab und begann, die Fische, die er gefangen hatte, während AnnaClaire schlief, zu säubern und auszunehmen. Er tat alles, um sich von den Empfindungen abzulenken, die ihn beim Anblick der jungen Frau durchströmten.
Sie war aufgestanden und ging in die Ecke, in der eine Schüssel mit Wasser stand. Daneben lag ein Stapel grob gewebter Leinentücher. AnnaClaire wusch sich, so gut sie konnte, und strich sich mit nassen Fingern durch die hüftlange Lockenpracht. Schließlich warf sie mit einer schwungvollen Bewegung des Kopfes das Haar nach vorn und begann, sich einen dicken Zopf zu flechten.
Rory versuchte vergeblich, nicht zu ihr hinzuschauen. AnnaClaire ging einer ganz alltäglichen Tätigkeit nach, und doch kam es Rory so vor, als beobachtete er sie bei einer sehr intimen Angelegenheit. Wieder regte sich heißes Verlangen in ihm, und er klammerte sich an die Tischkante, um diesem nicht nachzugeben und AnnaClaire in die Arme zu reißen.
Sie war jetzt mit ihrer Toilette fertig und bemerkte seinen Blick. Langsam ging sie auf ihn zu. “Was ist los, Rory? Stimmt etwas nicht?”
“Nichts, nein, es ist alles in Ordnung.” Er schüttelte den Kopf, als könnte er damit die Empfindungen verdrängen.
“Ihr lügt!” AnnaClaire stand jetzt dicht neben ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. “Ihr habt etwas gehört oder gesehen. Was es auch war, es hat Euch irritiert. Das weiß ich ganz genau.”
Hastig zog Rory den Arm zurück, als hätte er sich verbrannt. “Ich brauche noch Wasser … zum Kochen.” Ein wenig frische Luft würde ihm hoffentlich helfen, den Zustand der Verwirrung zu überwinden.
“Aber in dem Krug haben wir noch genug Wasser”, wandte AnnaClaire ein und holte das Gefäß. “Was soll jetzt damit geschehen?”
“Ich habe Kräuter gefunden, aus denen wir Tee brühen können.” Er vermied es, sie anzusehen, und deutete auf den Kessel neben der Feuerstelle. “Darin können wir das Wasser zum Kochen bringen.”
Erleichtert sah Rory, dass AnnaClaire sich an der Feuerstelle zu schaffen machte, und kehrte zu seiner Arbeit, die Fische zuzubereiten, zurück. Er hatte sie soeben in das eiserne Bratgeschirr gelegt und dieses auf einen Rost
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