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Die Geliebte des Rebellen

Die Geliebte des Rebellen

Titel: Die Geliebte des Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Gedanken zu haben, denn er lenkte das Pferd fort von den menschlichen Stimmen zu einem Fluss. Eine Weile folgte er dem Lauf des Gewässers, bevor er unvermittelt die steile Böschung hinauf und dann tiefer als zuvor in den Wald hineinritt.
    Hier standen die Bäume so dicht, dass sie mit ihren Zweigen ein Blätterdach bildeten, durch das weder Himmel noch Sterne zu sehen waren. Umgeben von den Geräuschen und Gerüchen des Waldes, hatte AnnaClaire das Gefühl, sich in einem Kokon zu befinden, der eher Frieden als Bedrohung ausstrahlte.
    Der Boden war weich und eben. Das Pferd bewegte sich in gleichmäßigem, ruhigem Tempo, und AnnaClaire fühlte, wie ihre Lider immer schwerer wurden. Der Schock und die schreckliche Angst forderten jetzt in Form großer Erschöpfung ihren Tribut.
    Die verkrampften Muskeln lockerten sich, und AnnaClaire ließ den Kopf zur Seite fallen und auf Rorys Schulter ruhen. Es tat so unendlich gut, sich bei ihm anzulehnen, und sie war so unsagbar müde. Sosehr sie sich auch bemühte, wach zu bleiben, sie schaffte es nicht, die Augen offen zu halten, sondern schlief ein.
    Plötzlich schrak AnnaClaire hoch. Verwirrt blickte sie sich um. Durch das Blätterdach über ihr drang frühes Morgenlicht.
    “Wo sind wir? Warum halten wir an?”
    “Es wäre unklug, am Tag weiterzureiten”, erklärte Rory ruhig und bestimmt. “Wir bleiben bis zum Einbruch der Dunkelheit hier.”
    “Hier? Im Wald?” Sie machte ein ungläubiges Gesicht.
    “Allerdings.” Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und hob sie anschließend von dem Pferderücken herunter.
    AnnaClaire fühlte sich noch etwas benommen und sah reglos zu, wie Rory das Tier zu einem nahe liegenden Bächlein führte, um es zu tränken. Dann band er es an einem der Bäume fest, die eine Gruppe bildeten und das Tier vor neugierigen Blicken abschirmten.
    Als er sich ihr wieder zuwandte, fiel ihm auf, dass AnnaClaire unnatürlich blass war. Er nahm sie bei der Hand und führte sie zielstrebig durch den Wald. Dort, wo die Bäume am dichtesten standen, befand sich eine kleine Hütte. Ohne zu zögern, führte Rory AnnaClaire hinein.
    Drinnen war es zunächst zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Doch nachdem Rory in der offenen Feuerstelle einige Holzscheite angezündet hatte, sah AnnaClaire, dass dieser Unterschlupf in seiner bescheidenen Ausstattung ausnehmend gemütlich war. Außer einem grob gezimmerten Tisch und einigen gleichermaßen gefertigten Stühlen gab es noch eine große Schlafstelle, die mit Fellen bedeckt und gepolstert war.
    Aus einem ledernen Beutel holte Rory einige Stücke Brot hervor. “Das muss uns genügen, bis ich uns einen Fisch zum Mittagessen gefangen habe.”
    “Mittagessen?” wiederholte AnnaClaire. “Habt Ihr etwa vor, mich hier festzuhalten?”
    Er brach ein Stück Brot. “Was erwartet Ihr denn von mir?”
    “Nun, ich erwarte von Euch genug Anstand, dass Ihr mich nach Eurer geglückten Flucht so schnell wie möglich freilasst.”
    “Freilassen? Wo? Hier im Wald?”
    AnnaClaire zuckte ungeduldig die Schultern. “Was weiß ich! Irgendwo. Ich denke, dass irgendjemand in einem der Dörfer, an denen wir vorbeigekommen sind, mich sicher zurück nach Clay Court bringen könnte.”
    “Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht”, versetzte Rory unbeeindruckt von AnnaClaires Unwillen, der deutlich in ihrer Stimme mitschwang. “Es ist auch gut möglich, dass die Leute einen Blick auf ihre hungernden, frierenden Kinder werfen und dann auf Euren Mantel aus bestem Tuch und Euer schönes Kleid. Daraufhin entscheiden sie vielleicht, dass Ihr ihnen tot mehr zu bieten habt als lebendig.”
    AnnaClaire gab einen verächtlichen Laut von sich. “Ihr wollt doch wohl nicht allen Ernstes behaupten, dass man mich wegen meines Mantels umbringen würde!”
    “Doch, das ist durchaus möglich. Vielleicht auch wegen der kostbaren Kämme in Eurem Haar oder des wertvollen Rings an Eurem Finger. Die Leute leiden Hunger, Mylady. Und wenn sie erfahren würden, dass Ihr die Tochter von Lord James Thompson, dem einflussreichen Ratgeber der Königin, seid, würden sie Euch wahrscheinlich schon allein aus diesem Grund töten.”
    “Wie könnt Ihr so etwas Abscheuliches behaupten?” entrüstete sich AnnaClaire. “Meine Mutter war schließlich Margaret Doyle aus Dublin, eine von ihnen. Sie gehörte hierher.”
    “Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein armer Bauer, dessen Ernte von den englischen Soldaten mutwillig zerstört wurde, davon beeindruckt

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