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Die Geliebte des Rebellen

Die Geliebte des Rebellen

Titel: Die Geliebte des Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Mantel enger um sich und hielt die Kapuze unter dem Kinn fest, damit sie ihr nicht vom Kopf geweht wurde.
    Und so ritten sie weiter, ohne dass Regen und Wind nachließen.
    Rory bewunderte AnnaClaire wegen ihrer inneren Stärke und Willenskraft. Jede andere Frau an ihrer Stelle hätte wahrscheinlich vor Verzweiflung geweint.
    Doch AnnaClaire war ganz anders als alle jungen Damen, die ihm bisher begegnet waren. Sie akzeptierte Schmerz und Unbehagen auf die gleiche Weise, wie sie zuvor die Eleganz und den Luxus ihrer Umgebung hingenommen hatte: mit Anstand und unerschütterlicher Würde.
    Sie hätten durchaus die Nacht nutzen können, ein wenig zu schlafen und neue Kräfte zu sammeln. Rory kannte so manche einfache Bauern, die dem Blackhearted O’Neil von Herzen gern Unterschlupf gewährt und ihn beköstigt hätten. Der Wunsch, für einige Stunden Schutz vor den Naturgewalten zu finden, überwältigte ihn beinahe.
    Doch das Wissen um die Notwendigkeit, AnnaClaire in Sicherheit zu bringen, ließ dem Bedürfnis nach Wärme und Nahrung keinen Raum und beherrschte seine Gedanken, als er die kleinen Dörfer um Galway herum hinter sich ließ und die Hänge der Maamturks vor ihm auftauchten.
    Bei Tagesanbruch lenkte Rory das Pferd durch eine Bergschlucht, hinter der ein See sichtbar wurde. Es hatte endlich aufgehört zu regnen, und in der Morgensonne glitzerte die Wasseroberfläche wie flüssiges Silber.
    Rory brachte das Tier auf einer Anhöhe zum Stehen und nahm mit allen Sinnen die Schönheit der Landschaft in sich auf.
    AnnaClaire wurde wach und hob den Kopf. “Wo sind wir, Rory?” Verwundert rieb sie sich die Augen.
    “Wir sind zu Hause, Liebste.” Er war zutiefst bewegt, und seine Stimme bebte kaum merklich. In seinen Augen war ein geradezu andächtiger Ausdruck, den AnnaClaire zuvor noch nicht bei ihm gesehen hatte. Liebevoll erwiderte sie sein glückliches Lächeln und erfreute sich dann wieder an dem herrlichen Ausblick.
    “Siehst du den Gipfel dort hinten? Das ist der Croagh Patrick, der schon seit Tausenden von Jahren die Wacht über Ballinarin hält.”
    “Und da, die Wasserfälle!” AnnaClaire streckte eine Hand aus. “Sie sind überwältigend.” Das Wasser strömte von den höchsten Gipfeln in gewaltigen Fontänen in die Talsohle, wo es in den See mündete. “Dieses Glitzern wie von Edelsteinen!”
    “Wir nennen es die Juwelen des Croagh Patrick. Es entsteht durch Herausspülen von Quarzen und Glimmerschiefer.”
    AnnaClaire schaute sich aufmerksam um und machte eine ausholende Handbewegung. “Und was von dieser Schönheit gehört deiner Familie?” wollte sie wissen.
    “Alles.” Rory trieb das Pferd zu einem leichten Trab an.
    “Alles?” wiederholte AnnaClaire ungläubig. Sie konnte es offenbar nicht fassen. “Die Seen, die Berge, das ganze Land?”
    “Ja”, flüsterte Rory beinahe andächtig. “Jeder, der das Glück hatte, schon einmal hier sein zu dürfen, sagt, es sei die schönste Gegend von ganz Irland.”
    AnnaClaire konnte die Bewunderung verstehen. Die kleinen Dörfer, in denen das Leben gerade erst erwachte, machten einen sauberen und wohlhabenden Eindruck. Auf den Feldern stand das Korn hoch, und Schafherden weideten auf grünen Hängen.
    Alte Männer zogen ihre Kopfbedeckungen, und junge Burschen klatschten begeistert, als sie den Mann auf dem Pferd erkannten. “Wieder zu Hause, Rory?” und “Gut, dich endlich wiederzusehen”, riefen sie ihm zu.
    “Gott segne dich.” Eine alte Frau winkte ihm aus der geöffneten Tür ihres Häuschens zu.
    “Euch auch, Mistress Fallon”, gab Rory zurück.
    Ein Junge schwang sich auf sein ungesatteltes Pony und jagte in gestrecktem Galopp davon, um die Kunde von Rory O’Neils glücklicher Heimkehr zu verbreiten.
    Rory und AnnaClaire ritten um eine Wegbiegung, und dann konnte sie einen ersten Blick auf sein Zuhause werfen.
    Die schlossähnliche Anlage war aus massivem Stein errichtet. Möglicherweise war das Gestein aus dem Croagh Patrick gefördert worden, denn es schimmerte in dem gleichen weichen Grauton wie der Berg. Das Gebäude war mehrere Stockwerke hoch und hatte sanft gerundete Türmchen.
    Ein von hohen Koniferen gesäumter Weg schlängelte sich in mehreren Biegungen nach oben zu dem weitläufigen, gepflasterten Hof.
    Schon aus der Ferne vernahmen Rory und AnnaClaire lautes Rufen. Die Menschen im Haus hatten offenkundig schon von der Ankunft des ältesten O’Neil-Sohnes gehört. Und dann wurden sie beinahe umgeworfen von einer

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