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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Mitte, im Schoß der heiligen Kirche Verzeihung von Gott und den Frieden meiner armen Seele finden.
    Sobald ich dazu imstande bin, schreibe ich Dir, damit Du zu mir kommst und wir Abschied nehmen können für ewig Deine tief unglückliche Louise Françoise von La Vallière.”
    Die kleine Tourainerin stand einen Augenblick wie vor den Kopf geschlagen. Die Genossin ihrer goldenen Kindheit, die schöne, von allen geliebte Louise eingesperrt in ein Kloster! Das durfte sie nicht leiden, um keinen Preis! Hatte nicht Frau von Saint-Remi und Vater Jean sie dem Fräulein als Stab und Stütze mitgegeben? Sofort musste sie zu Madame laufen, Madame musste helfen, retten, Louise zurückholen lassen, ehe man sie im Kloster festhielt und vielleicht nie wieder hergab.
    Rosalie, das fröhliche Weltkind, hatte sich niemals mehr als nötig mit den Heiligen befasst. Von den Klöstern, die ihr nicht viel besser als Gefängnisse dünkten, wollte sie erst gar nichts wissen.
    Sie lief, das Briefblatt in der Hand, die Treppe hinunter auf den ovalen Schlosshof. Da stand sie ratlos und blickte sich um. Wie am schnellsten zu Madame gelangen?
    Von der Treppe des Königs stieg behaglich Monsieur Laporte. Niemand hätte ihr gelegener kommen können. Laporte wusste für alles Rat. Laporte standen alle Türen offen. Sie hielt den Alten am Rockärmel fest und erzählte laut weinend, was geschehen.
    „Sie müssen helfen, lieber Monsieur Laporte — Sie müssen.”
    Laporte, der sich gern im Mittelpunkt aufregender Begebenheiten sah, tröstete:
    „Vor allem weinen Sie nicht so laut, Mamsellchen. Sie schreien ja den ganzen Hof zusammen.”
    „Könnte ich's nur!”, schluchzte Rosalie.
    Dann nahm er der Kleinen den Brief aus der Hand und wollte eben zu lesen anfangen, als laut und scharf die Klingel des Königs ertönte.
    „Warten Sie, Mamsellchen, ich komme zurück!”, rief er Rosalie zu und verschwand im Schloss.
    Der König saß noch im Negligé bei der Schokolade, die „Gazette de France” und den „Merkur” vor sich.
    „Wo steckst du denn?”, fuhr er Laporte an. „In einer halben Stunde muss ich den neuen spanischen Gesandten empfangen und habe noch nicht Toilette gemacht. —
    Übrigens, was war das für ein Geheul da draußen und was hältst du da für eine Schrift hinter dem Rücken? Her damit.”
    Laporte, der dunkel ahnte, dass dem König die Flucht des Fräulein von La Vallière nicht ganz gleichgültig sein möchte, zögerte einen Augenblick. Dann stotterte er verlegen:
    „Das Fräulein von La Vallière — ”
    Der König fuhr auf. „Was ist's mit dem Fräulein von La Vallière?”
    Stumm reichte Laporte ihm den Brief. Der König wurde weiß bis in die Lippen.
    „Anspannen lassen. Die Karosse soll mir im Trab folgen. Straße nach Chaillot. Meinen grauen Mantel, rasch. Ich reite voraus.”
    Mit drei Sprüngen war Louis die Treppe hinunter und im Stall. Er rief laut nach den Reitknechten. Er pfiff. Niemand hörte.
    Da riss er sein Leibpferd von der Raufe fort, sattelte es im Umsehen, warf ihm die Zügel über den Hals und den Mantel auf den Schultern, den Laporte ihm hinaufgereicht, und sprengte davon in die grauen Herbstnebel hinein.
    Während der König im scharfen Trab auf der feuchten Straße dahinritt, die nebelnassen Zweige der Eichen und Weißbuchen ihm das Gesicht peitschten, der Leibfuchs strauchelte und schäumte, hatten die Pforten von Chaillot sich vor Louise von La Vallière aufgetan. Die Äbtissin der Soeurs de Sainte-Marie hatte nach kurzem Zögern eingewilligt, die blasse Fremde anzuhören, die bei Morgengrauen in dem schlichten Kleid eines armen Landfräuleins in einer dürftigen kleinen Kalesche angekommen war.
    Zuerst aber galt es die junge Novizin zu Grabe zu tragen, die einem tückischen Lungenleiden erlegen war. Sobald die traurige Zeremonie beendigt sein würde, der das ganze Kloster beiwohnte, wollte sie das verweinte junge Ding empfangen.
    Louise schloss sich dem stillen traurigen Zuge an, der sich durch den Kreuzgang auf den Kirchhof bewegte. Allen voran schritten acht Nonnen mit verschleierten Häuptern. Sie trugen den Sarg, in dem ein junges Geschöpf, um wenige Jahre älter als sie selbst, der Auferstehung entgegenschlief.
    Louise seufzte schwer. Hatte diese junge Novizin gesündigt wie sie? Hatte auch sie sich vor der letzten Versuchung ins Kloster geflüchtet? Wie dem auch sei, sie hatte den ewigen Frieden gefunden — wohl ihr!
    Der Sarg war in die Gruft gesenkt worden. Die letzten Töne des

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