Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
gemacht.”
Louise war zu dem König getreten.
„François Corbert mag ein großer Künstler sein”, sagte sie, sich an ihn schmiegend, „ob er mehr zu Herzen spielt als Sie, Sire —?”
„Süße kleine Schmeichlerin.”
Er sah ihr in die Augen, in denen ein Strahl des Mondes träumte. Er lächelte.
„Wenn du mich wirklich so gern hörst — ich habe eine kleine Überraschung für dich, mein Herz. — Erinnerst du dich an das Billett, das ich dir von der Jagd auf einer Karo zwei-Karte am Spieltisch der Königin schrieb, als die Ungeduld und die Sehnsucht mich verzehrten?”
„Wie sollte ich es vergessen haben?”
„Und hast du noch deine reizende Antwort im Kopf?” „Meinen armen kleinen Vers”, sagte sie bescheiden.
„Er ist nicht arm, er ist reich an Geist und Grazie —
höre selbst — ich habe ihn von Lully für die Gitarre setzen lassen.”
Und der König spielte und sang den Vers seiner Geliebten.
Pour m'écrire avec plus de douceur,
Il fallait choisir un deux de cour.
Les carreaux ne sont faits, ce me semble,
Que pour servir Jupiter en courroux.
Mais deux cours vraiment unis ensemble,
Peuvent-ils rien s'annoncer que de doux?
IV
Am rechten Seineufer, auf dem großen Platz, den die Tuilerien und der Louvre einschließen, herrschte lautes buntes Leben. Tribünen wurden aufgeschlagen, ein kostbares Zelt aus blauem Damaststoff mit eingestickten Silberlilien aufgerichtet.
Auf dem ganz mit feinem weißem Sand bedeckten Riesenplatz wurden die edelsten Pferde aus des Königs Marstall hin und her geführt, um die Hufe an den fremden Boden zu gewöhnen. Ein großes Turnier, ein Ringspiel von nie dagewesener Pracht wurde vorbereitet.
In dichten Gruppen standen die Pariser und sahen mit neugierigen Augen den bunten, immer wechselnden Bildern zu. Da wurden Girlanden und Gobelins aus der neuen Gobelinfabrik des Herrn Lebrun zum Schmuck des Königszeltes herbeigetragen; rechter Hand umgab man die Tribünen für die Damen des Hofes mit kostbaren Stoffen. Schräg gegenüber legte man die letzte Hand an den Pavillon für die Musikkapellen, die Lully und Lambert abwechselnd dirigieren sollten.
Der Minister Colbert trat mit dem Herzog von Saint-Aignan, den Parisern eine wohlbekannte Erscheinung, begleitet von vier Hofherren auf, um die letzten Arbeiten zu inspizieren. Reitknechte und Lakaien in der Livree des Königs liefen hin und her. Der Oberstallmeister kommandierte.
In einer der dicht gedrängten Gruppen nahe dem Hofzelt führte eine behäbige Bürgerin das Wort.
„Einen schönen Haufen Gold wird das Turnier wieder verschlingen”, prustete sie, „ja, ja, die Liebschaft Seiner Majestät mit Madame kommt den Staat teuer zu stehen.”
Ein langer Mensch neben ihr — der rothaarige Spezereihändler vom Pont Neuf — wollte sich ausschütten vor Lachen.
„Wie klug Sie sind, meine liebe Bigault! Als ob der König sich noch um Madame scherte. Das Turnier da ist für ganz andere Augen als für die schwarzen Madames bestimmt.”
Die dicke Bigault riss den Mund auf wie ein schnappender Karpfen.
„Was Sie nicht sagen, Herr Moulin! — Was sind denn das für andere Augen, und wem gehören sie?”
Moulin lachte.
„Das werde ich Ihnen gerade auf die dicke Nase binden — mit der Zeit werden Sie's ja wohl merken — ganz Paris wird's merken, und die Provinz dazu. — Aber ein liebes Fräulein soll es sein, schön und recht bescheiden.”
Die Bigault rümpfte die Nase, auf die der lange Moulin ihr nichts binden wollte, und auf den Festplatz zeigend, meinte sie:
„Das sieht nicht gerade nach Bescheidenheit aus.”
„Sache Seiner Majestät — übrigens, wenn Sie sich näher orientieren wollen — sehen Sie mal da — da geht das Kammermädchen des Fräuleins mit dem Herrn Armand, Hofuhrmacher Seiner Majestät.”
Die Bigault schlug bewundernd in die fleischigen Hände.
„Parbleu, Herr Moulin, das muss man sagen, Sie kennen sich aus in den Personalien von Paris.”
Herr Moulin lächelte eitel.
„Wenn's darauf ankommt, kann ich Ihnen noch eine große Menge Persönlichkeiten zeigen. Den Herrn Molière zum Beispiel und den Herrn von Benserade, die wohl schon im Voraus an ihren Preissonetten auf den König, als Sieger im Turnier, arbeiten — da drüben gehen sie, gerade am Musikpavillon vorüber — und da — nein, rechts müssen Sie sehen — kommt der Wagen der Königin!”
Die Bigault blickte starr. Wahrhaftig, der Lange hatte recht. Es war die Königin, und hinter ihrem
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