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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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beschäftigten, unter ihnen der König als „Roger”, folgten. Sein Gewand und Harnisch, Zügel und Sattel seines Pferdes funkelten in Diamanten aus dem Kronschatz. Hinter den Reitern fuhr goldstrotzend der Sonnenwagen. Ihm folgten in geistvollen Symbolen die vier Zeitalter: das goldene, das silberne, das stählerne und das eiserne, die Himmelsgestirne, die Jahreszeiten und die Horen.
    Von den Arkaden der gefällig aufgebauten, teppich- und girlandengeschmückten Tribünen sahen die Königinnen mit dreihundert Damen dem blendenden Aufzug zu, unter ihnen die eine, der alle diese Huldigungen galten — Louise von La Vallière.
    Dann und wann hielt der Zug vor den königlichen Frauen. Sprecher traten vor. Sie deklamierten Dichtungen von Périgny und Benserade zum Lob des Festes, des Königs und der schönen Frauen.
    Sobald es dunkelte, flammten viertausend mächtige Fackeln auf und beleuchteten die Gärten mit ihrem Rosenflor, mit ihren blühenden, duftenden Sträuchern, den weißen und bronzenen Leibern ihrer Statuen, den marmorgefassten Bassins mit ihren Grotten und Nymphen.
    Hunderte von Wald- und Feldgöttern, Dryaden, Winzer, Hirten und Schnitter versorgten die Geladenen an den langen Tafeln mit Speise und Trank. Pan und Diana präsentierten sich auf einem Berg, der Leben zu haben schien und sich wie grüne Wellen auf und ab bewegte. Die Götter stiegen von den Hügeln nieder und reichten den Gästen die herrlichsten Früchte aus Feld und Wäldern dar.
    Unweit der Tische, an denen die Gesellschaft tafelte, stieg plötzlich eine im Halbkreis aufgebaute, mit Sängern besetzte Bühne auf. Sanfte Klänge tönten nieder.
    Hunderte von grünen und weißen Armleuchtern, mit Tausenden von Kerzen besteckt, erleuchteten die Arkaden, die sich um Bühne und Tafeln zogen. Ein goldenes Gitter schloss den gewaltigen Festplatz ein.
    Eine volle Woche lang reihte sich so Fest an Fest. Viermal errang der König im Turnier den Siegespreis, viermal ließ er den Reiterschwarm weiterkämpfen und überließ dem, der nach ihm den Sieg errang, den Preis.
    Zweimal kam Molière mit seinen besten Darstellern zu Wort: mit der „Prinzessin von Élide”, deren Titelrolle in den Händen der Mlle. Molière lag, und den ersten Akten des „Tartuffe”. Es hatte dem König keine Ruhe gelassen, dies Meisterwerk seines Dichterfreundes noch vor der Vollendung zu sehen.
    Einem Rausch, aus dem das Erwachen schwer war, glich dieses Fest, gedichtet, in märchenhafte Formen gebracht, mit goldenen Schätzen aufgewogen, um das Herz Louise von La Vallières zu erfreuen, die Wolken von ihrer jungen Stirn zu scheuchen.
    Der herrlichste moralische Triumph dieser Versailler Tage aber war der, dass niemand, auch das Volk nicht, dem König zürnte, dass er Ströme Goldes dafür hatte fließen lassen. Unvergessen, tief in die Seele der Nation eingeschrieben, war die Erinnerung an das Brot, das der König im Jahr der Teuerung dem Volk gegeben hatte, an das Getreide, das er hatte einführen lassen, um es vor den Toren des Louvre den Besitzenden um einen geringen Preis, den Armen umsonst zu reichen. Unvergessen die drei Millionen Steuern, die er dem Volk erlassen, unvergessen die Machtstellung, die Louis XIV. über Spanien und den Papst errungen hatte, unvergessen Dunkerque und Lothringen!
    Millionen Augen, von denen die wenigsten den Glanz der Versailler Tage geschaut, blickten voll Glück und Dank zu dem König auf, aus Millionen Herzen klang ein dankbar jubelndes „Vive le roi” in diese blauen, blütenduftenden Frühlingstage.
     
    In einem der berüchtigtsten Winkel von Paris, in Villeneuve-sur-Gravois, liegt auf dem Abhang eines alten, halb abgerissenen Festungswalles eine niedrige Hütte, von einem Garten umgeben. Das unwirtliche, unheimliche Terrain ist zum Teil von Plankenzäunen eingehegt, über denen schmutzig graue Tücher hängen, den Einblick in das Grundstück zu verwehren.
    Widerliche Düfte, oft ein erstickend stinkender Qualm steigen aus dem Schlot der Hütte auf. Durch die Löcher des Zauns, durch die Risse in den Leinentüchern sieht der Vorübergehende, der das unheimliche Anwesen in weitem Bogen umkreist, nicht selten nachts trübe Flammen brennen.
    Heute, an einem früh dunkelnden, regnerischen Sommerabend, an dem schwerlich noch ein Unberufener des Weges in den öden Stadtteil kam, waren die Tücher herabgerissen, das Plankentor weit geöffnet. In dem verwilderten Garten stand ein junger, schielender Mensch. Er war dabei, ein kleines Grab zu

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