Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
Vom Netzwerk:
Arm in Arm waren sie gegangen, immer mitten hinein in die Pracht des jungen Sommermorgens. Noch zitterte das Glück der Stunde in ihm nach.
    Ein Blick auf Anne d'Autriche scheuchte das Lächeln von seinen Lippen, den Strahl der Freude aus seinen Augen. Sie sah krank aus, ihr bisher noch immer schönes Antlitz war heute fahl, von Schmerzen durchwühlt. Louis beugte sich auf ihre Hand, die sie ihm gütig entgegenstreckte.
    „Leiden Sie, liebe Mutter?”, fragte er besorgt.
    Sie sah ihn traurig und vorwurfsvoll an.
    „Nicht nur körperlich, mein Sohn — die schmerzen nehme ich hin, wie Gott es fügt — vielleicht wütet eine Krankheit in mir, die kein Arzt zu erkennen scheint, vielleicht meldet sich nur das Alter — schwerere Sorge machst du mir, mein Sohn.”
    Louis senkte den Blick. Es schmerzte ihn unsäglich, ihr wehe zu tun, und doch konnte er nicht anders. Was die Mutter und die Königin ihm, seit sie in Versailles weilten, mit stummen Blicken und Tränen zum Vorwurf gemacht, dass er seine Liebe zu Fräulein von La Vallière vor dem ganzen Hof bekannte — es mochte ein Unrecht an der Königin sein, aber es war das gute Recht der Geliebten, und nichts hätte ihn vermocht, der angebeteten Mutter seines Kindes dieses Recht zu schmälern.
    Mit tiefer Trauer hatte Anne d'Autriche das Spiel der Gedanken in ihres Sohnes ausdrucksvollen Mienen beobachtet. Sie trat zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm.
    „Mein lieber Sohn — ich sehe dir's an — du weißt selbst am besten, was ich dir sagen, endlich sagen will! Du musst dich beherrschen, musst dir Zügel anlegen. Du darfst nicht so völlig berauscht von deiner eigenen Größe sein, dass es keine Grenzen mehr für deine Wünsche gibt.”
    „Diese Soissons!”, knirschte er. „Diese elende Verräterin!”
    „Ja, sie hat dich der Königin verraten — es ist wahr. Wir wollen nicht streiten, mein Sohn, ob Hass oder Liebe dieser zügellosen Frau den Verrat diktiert hat. Geschehen ist geschehen! Und bedenke — hätte sie dich nicht verraten — seit wir in Versailles sind, hast du selbst dieses Geschäft besorgt. Versuche es wenigstens, die Ketten zu zerreißen, die dich an dieses Fräulein binden.”
    „Ich habe es versucht”, sagte er mit leiser Stimme. „Sie würde mich frei geben, jeden Augenblick, wenn auch blutenden Herzens, denn sie ist die Demut und aufopfernde Liebe selbst.”
    „Ich glaube es dir, mein Sohn”, gab Anne d'Autriche wider Willen bewegt zurück.
    „Aber ich — ich kann nicht!”
    Er stieß es leidenschaftlich hervor.
    „Alle Versuche sind umsonst. Meine Liebe ist stärker als jede Vernunft — ich kann dieser Liebe nicht entsagen, ja, ich habe es aufgegeben zu wünschen, dass es möglich sei, trotz aller Reue, die mich oft der Königin halber quält.”
    Der Ausbruch seiner Leidenschaft und seines Schmerzes war so echt, dass Anne d'Autriche nichts zu erwidern wusste. Ruhiger fuhr Louis fort:
    „Lange Zeit hat Fräulein von La Vallière in stiller Zurückgezogenheit gelebt. Niemanden hat ihr Anblick beleidigt; es ist einzig mein Werk, dass es anders geworden ist. Mein Werk und mein königlicher Wille. Ich will sie anerkannt wissen, denn sie verdient es mehr als die meisten der Frauen an unserm Hof, die ihr Antlitz frech und schamlos vor aller Welt erheben und im Geheimen sündigen. Ich will, dass sie als gleichberechtigt neben den legitimen Fürstinnen in der Gesellschaft erscheint. Ich will es, und ich bitte Sie, liebe Mutter, stellen Sie diesem meinem königlichen Willen nichts entgegen — es würde in diesem Fall vergebens sein.”
    Anne d'Autriche war aufs Tiefste bestürzt.
    „Das Fräulein von La Vallière hat viel gelitten um meinetwillen”, fuhr Louis fort. „Sie werden es nur billig finden, dass meine Liebe sie einigermaßen entschädigt. Ich werde morgen mit ihr nach Villers-Cotterets aufbrechen, um ihr ein paar frohe Wochen zu bereiten.”
    Anne d'Autriche neigte ergeben den Kopf. So stark ihr Wille sich oft gegen den des Sohnes behauptete, vor dieser seiner Leidenschaft streckte er die Waffen.
    „Du darfst die Königin in keinem Fall verlassen, ohne ihr Lebewohl zu sagen. Ihre neue Schwangerschaft liegt schwer auf ihr. Ich fürchte für sie!” Das war alles, was sie ihm erwiderte.
    Am Abend vor seiner Abreise mit Louise trat der König bei der Königin ein. Er fand Marie Thérèse in Tränen aufgelöst vor ihrem Betstuhl knien.
    Er wartete das Ende ihrer Andacht ab, dann legte er den Arm um ihre Schultern und

Weitere Kostenlose Bücher