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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Schülerin. Nur zuweilen schweiften ihre Gedanken wie weltverloren ab. Der König sah es mit Trauer. Er wusste, wohin ihre Seele flog: zu dem mutterlosen Kind, das sie so selten und insgeheim nur in ihrem Herzen halten konnte — zu ihrem Beichtvater, den sie öfters aufsuchte, als es dem König lieb war — zu ihren Gewissensqualen und mystischen Träumereien.
    In solchen Stunden bot der König alles auf, sie zu erheitern und zu zerstreuen. Er erzählte ihr lachend von seinen Konferenzen mit Molière, wie sie sich im Gespräch über neue Stoffe, vornehmlich in der Abneigung gegen die Ärzte zusammengefunden hätten. Wie der Dichter schon bei der Arbeit zweier lustiger satirischer Komödien „Le docteur amoureux” und „Le médecin volant” sei, und wie sie einen ganzen großen Coup zusammen planten, eine Komödie, die den Ärzten den Garaus machen sollte und deren Titel noch nicht feststand.
    „Wir werden alle diese lustigen Komödien miteinander besuchen, meine kleine Louise. Du wirst wieder froh und heiter sein. Du liebst ja das Theater so sehr. Du wirst viel Neues bei Molière zu sehen bekommen. La Torillière ist eine Schauspielerin von Genie. Corneille hat sie eigens für die Hauptrolle in seinem ,Attila` ausgesucht, falls Molière, wie er plant, die Tragödie zur Aufführung bringt. Hoffentlich macht Boileau, der Spötter, dem Alten keinen Strich durch die Rechnung. Bei jeder Gelegenheit nimmt, wie ich höre, Boileaus scharfe Zunge und gefürchtete Feder für den jungen Racine gegen den alten Corneille Partei.”
    Louise, die schon wieder mit ihren Gedanken abgeirrt war, raffte sich zu einer Frage auf.
    „Wenn ich nicht irre, hat Racine die Schule Sophokles' und Euripides' mit der praktischeren Molières vertauscht? Wird Molière am Palais Royal kein Stück von ihm bringen?”
    „Sobald sein Alexandre vollendet ist. Mademoiselle du Parc wird die Hauptrolle spielen.” „Man sagt, Racine sei in das Fräulein verliebt?”
    Der König lachte und zog die Geliebte in seinen Arm.
    „Meine süße Louise, was wissen sie alle von Liebe? Was ist ihre Liebe gegen die unsere? Oder hat der kleine Charles mir ein Titelchen von der deinen gestohlen?”
    Sie schüttelte den Kopf und presste sich leidenschaftlich an ihn. Er war und blieb ihr Gott. Alle Gewissensqualen, alle Beichten konnten nichts daran ändern, dass sie einzig in ihm ihren Himmel sah.
    Er wiegte sie in seinen Armen und küsste sie. Auch in ihm schien die Liebe nur immer zu wachsen. Er löste ihre blonden Locken und vergrub sein Gesicht in dem süßen Veilchenduft ihres Haares. Er öffnete ihre Kleider und trank alle Wonnen ihres jungen, mädchenhaft gebliebenen Leibes.
    Dann, als sie zu süßer Ruh in seinen Armen lag, flüsterte er ihr zärtlich zu: „Meine liebe kleine Louise. Draußen ist Frühling. Alles atmet Freude und Lust. Ich will nicht, dass du länger hier wie eine kleine Nonne lebst. Ich will meine schöne Louise der Welt wieder zeigen, und sie soll die Welt wieder sehen. Versailles ist jetzt ein Paradies, ein Traum von Glück und Schönheit. Wir brechen dahin auf. Dort will ich dir ein Fest bereiten, wie es die Welt noch nie gesehen.”
    „Und die Königin?”, flüsterte Louise scheu und zaghaft.
    Der König blieb ihr ein paar Augenblicke die Antwort schuldig. Das Wissen der Königin ängstigte ihn. Es war, als ob sie ihre neue Schwangerschaft mit Widerwillen trüge. Sie ging ihm aus dem Wege und schwieg, schwieg bis zur Unerträglichkeit. Wusste sie um seine Liebe zu Louise? Hatten arglistige Späher ihn verraten?
    Er strich mit der schönen Hand über die Stirn und sah auf das geliebte Weib in seinen Armen. Gleichviel, er wollte sein Fest feiern! Er war der König, er hatte nach niemandem zu fragen.
    Am 5. Mai nahm das Fest seinen Anfang. Louis sollte Recht behalten. Bisher hatte die Welt nicht seinesgleichen gesehen.
    Der König war mit dem ganzen Hof in Versailles erschienen, das wie ein Frühlingstraum im Zauber seiner Gärten lag. Außer dem Hof mit seinem Gefolge hatte der König sechshundert Personen zu Gast geladen.
    Durch die Arbeitskraft einer Fülle von Dienern und Beamten waren Podien, Amphitheater, Tribünen, bedeckte Gänge förmlich aus der Erde hervorgewachsen.
    Der Tag begann mit einer prachtstrotzenden Parade. Wappentragende Herolde, Pagen und Stallmeister mit Schild und Devise bildeten den Anfang eines Zuges, der unendlich schien. Helden des Altertums, Prinzen der Märchenwelt, die die Hofgesellschaft gerade

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