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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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kleine Geschöpf — auf meinen Töchtern ruht ein Fluch!”
    Louise hob ihn auf und küsste ihm die Tränen aus den Augen.
    Noch fast gelähmt vor Schrecken erzählte er, welch einer Missgeburt die Königin das Leben gegeben hatte. Louise, tief erschüttert, weinte mit. Unter dem Eindruck der Giftmorde, von denen man am Hofe raunte, fragte sie ängstlich, ob man der Königin auch nichts gegeben — ob Hexerei, Gift vielleicht im Spiel sei?
    Der König fasste sich.
    „Nein, mein geliebtes Kind. Boucher meint, die Ursache sei der stete Anblick des kleinen Mauren, den Philipp seiner Tochter aus Spanien geschickt. Die Moli ña hat gebeichtet, dass die Königin den Knaben nachts öfters heimlich in ihr Bett genommen und an sich gedrückt habe.”
    Louise wandte sich schaudernd ab.
    Um den König ein wenig zu zerstreuen, sprach sie ihm von dem kleinen Charles, den sie vor ein paar Tagen auf dem Lande besucht hatte, wo er den Sommer über mit den Beauchamps gewesen war. Heute sollte das Kind ins Hôtel Colbert zurückkehren.
    „Er gleicht Ihnen immer mehr, Sire”, sagte sie, dem König mit zärtlichem Lächeln ins Auge sehend, „er hat ganz Ihre schönen Augen und Ihren vollen Mund. Nur Ihre gute Gesundheit hat er nicht! Er ist sehr zart, mein kleiner Charles, und kränkelt viel — und ich, ich kann ihn so selten sehen, ihm nichts, gar nichts sein!”
    „Meine arme kleine Louise!”
    Der König sollte nicht nur Unglück mit seinen Töchtern haben!
    Wenige Wochen nach der Geburt und dem Tod seiner Jüngstgeborenen trat er bei Louise ein, bleich, mit Tränen in den Augen, und wieder sagte er: „Meine arme kleine Louise!”
    „Was ist geschehen?”, fragte sie mit blassen Lippen. „Soeben ging Colbert von mir”, gab der König zögernd zurück. Bitter schwer wurde es ihm, der Bote einer so traurigen Botschaft zu sein. Louise sprang auf in Todesangst — der König weinte.
    „Das Kind! — Ist es etwas mit dem Kind?”
    Der König beugte das Haupt und küsste sie.
    „Meine arme kleine Louise — unser kleiner Charles ist nicht mehr. — Gott hat ihn abberufen.”
    Louise brach zusammen, wie niedergemäht von wütendem Schmerz, von grausamen Selbstvorwürfen.
    „Um Jesu Christi willen”, schluchzte sie, „was habe ich getan! Ein Kind geboren und es fremden Händen überlassen — Gott straft mich fürchterlich für meine Schuld.”
    Eine Ohnmacht drohte ihre Sinne zu umfangen. Louis fing sie in seinen Armen auf.
    „Mein süßer Engel, beruhige dich doch! Was du Schuld nennst, ist ein Verhängnis. Gott rechtet nicht mit dir. Frage deinen Beichtvater, frage Bossuet, sie werden dir dieselbe Antwort geben. Zermartere deine holde Seele, deinen süßen Leib nicht. Denke an das Kind, das du unter dem Herzen trägst — denke an deinen Louis, der dich mehr liebt als alles auf der Welt — schone dich, geliebtes Herz!”
    Unter seinen Küssen wurde sie ruhiger. War er ihr doch noch immer der Gott, dem sie vor allen diente, ihrem Herzen näher als der über den Wolken, zu dem sie in der Kirche und im Beichtstuhl betete! Sie umschlang ihn heiß.
    „Versprich, dass du mich immer lieben — dass du mich niemals verlassen wirst!”
    Er schwor es mit heiligen Eiden.
    In den ersten Tagen des Januars kam die kleine Rosalie, die seit dem Sommer Frau Armand hieß, ins Palais Brion, strahlend vor Glück, selig in der Hoffnung auf eine nahe Mutterschaft.
    Rosalies freudige, vorwurfslose Erwartung zerriss Louise das Herz. Wieder dünkte sie sich eine Verdammte, eine Sünderin, die des Himmels gerechter Zorn traf.
    Den kleinen mutterlosen Charles hatte sie verloren. Wusste sie denn, ob das Los des Kindes, dem sie in wenigen Tagen das Leben geben sollte, ein anderes sein würde? Um Stunden nach seiner Geburt würde es ihr entrissen werden, wie ihr der kleine Charles entrissen worden war — der Fürsorge Fremder anvertraut werden — verdiente sie es überhaupt, Mutter zu sein?
    Rosalie tröstete. Sie stellte ihrem geliebten Fräulein von La Vallière vor, dass sie stolz sein müsse auf die Liebe eines Königs, den sein Volk vergöttere, dass sie die Opfer, die der Himmel von ihr forderte, seiner Liebe schuldig sei, um die Tausende sie beneideten.
    „Oh, Fräulein von La Vallière!”, rief die Kleine enthusiastisch, „ich habe meinen Armand gewiss lieb — aber ein kleiner Uhrmacher, wenn er auch des Königs Uhren macht, und, der Sonnenkönig, dem die Welt zu Füßen liegt — das ist denn doch ein Unterschied! Wäre ich an Ihrer

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