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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Stelle — sacré nom de Dieu, mich schreckte keine Illegitimität!”
    Sie rief es so lustig und überzeugungsvoll, noch immer die alte, tolle, ehrliche Rosalie, dass Louise lächeln musste, ob sie wollte oder nicht.
    „Kleine Rosalie”, sagte das Fräulein, die hübsche rundliche Uhrmachersfrau ans Herz drückend, „ich habe dich, seit wir Kinder waren, um deinen Lebensmut beneidet. Glaube mir, du hättest besser als ich an meine Stelle getaugt, und ich besser an die deine.”
    Rosalie wurde dunkelrot. In diesem Augenblick schien es ihr doch recht zweifelhaft, ob sie den Uhrmacher gegen den König hätte eintauschen mögen!
    Am nächsten Morgen, als die Wintersonne blutrot über der Seine aufstieg und den ersten Schnee auf den Dächern mit ihrem Purpurglanz überstrahlte, schritt Boucher eilig durch die kleine Gartenpforte in den ersten und einzigen Stock des Palais Brion hinauf. Der König erwartete ihn schon voll Sorge.
    Diesmal wurde die Geduld Louis' nicht auf eine so harte Probe gestellt als bei Fräulein von La Vallières erster Entbindung. Schon um Mittag hielt der König seinen zweiten Sohn der Liebe im Arm.
    Louise hatte gebeten, das Kind nicht zu den Pflegern des kleinen Charles zu geben.
    Der Aberglaube folterte sie, diesem Knaben möge unter den gleichen Verhältnissen das gleiche Los beschieden sein wie seinem Bruder. Auch getraute sie sich eher einfachen Leuten als dem immer mächtiger werdenden Minister ins Auge zu sehen.
    So übergab, auf Befehl des Königs, Colbert das Kind vorläufig alten, schlichten, treuen Dienern seines Hauses. Am Morgen nach seiner Geburt wurde der Knabe in der Kirche Saint-Eustache als der Sohn einfacher Bürger auf den Namen Philippe getauft.
    Es war sehr still in diesen Winterwochen um Louise von La Vallière. Selten nur ging sie an den Hof, selten empfing sie Besuch.
    Mehr denn je hing sie ihrer Neigung nach, allein zu bleiben, wenn sie nicht mit dem König war, um ungestört an ihn denken zu können, ihn zu sehen, auch wenn er nicht bei ihr war.
    Die Stimmung der Hofgesellschaft gegen Louise war nach der zweiten Entbindung nicht besser geworden. Je zäher des Königs Treue sich erwies, umso üppiger wucherten Neid und Missgunst. Niemand wollte den Zauber begreifen, der den König so dauernd an das schlichte Wesen des Fräulein von La Vallière fesselte.
    Am furchtbarsten aber litt Marie Thérèse. Mehr und mehr empfand sie den grausamen Gegensatz zwischen den Ehren, die man ihr als Königin zollte, und den immer verletzenderen Demütigungen, die sie als Gattin zu erdulden hatte.
    Außer der lustigen Artigny und ein paar Damen, deren engster Freundschaft, kamen nur Herren ins Palais Brion, die sich beim König beliebt machen wollten. Manchen Winterabend brachte der König, dem an keinem Fest etwas lag, an dem Louise nicht teilnahm, mit seinen Intimen im Palais Brion beim Reversi und Brelan zu. Die Wachen und Hofleute, die nicht zum Spiel zugezogen waren, vergnügten sich derweilen in einem kleinen Saal zu ebener Erde mit Billardspielen.
    Oft kam der König heimlich und allein, während man ihn mit kleinem Gefolg auf der Jagd glaubte. Das waren Tage und Nächte reinen Glückes! Nicht die kostbaren Geschenke, die er ihr brachte, entzückten Louise und entschädigten sie für Gram und Gewissensqualen, immer und immer wieder war es der geliebte Mann, dem ihre Seele zuflog.
    Große Freude bereitete ihr der König, wenn er ihr von ihrem Bruder sprach. Die Geschwister waren sich sehr nahe getreten. Obwohl François von außerordentlicher Sittenstrenge war, hatte er niemals ein Wort des Vorwurfs für die Schwester. Louise aber dankte es dem König, dass er François auszeichnete, mehr noch der Königin, dass sie ihn die Ungnade niemals fühlen ließ, in die seine Schwester gefallen war!
    François' Ehe mit der jungen Millionenerbin Gabrielle Glé de la Cotardais, die der König vermittelt hatte, war eine selten glückliche geworden; ein Liebesglück, das Louise mit beglückte.
    Als der Februar ins Land gegangen war, bat der König Louise, sich nicht länger in ihre selbst gewählte Einsamkeit zu vergraben.
    „Du fängst mir Grillen, mein geliebtes Kind! Dem kleinen Philippe geht es gut, dem armen kleinen Charles kannst du nicht mehr helfen, mich aber machst du unendlich glücklich, wenn ich im Gewühl des Ballsaals dein goldenes Haar aufleuchten sehe, wenn ich deine geliebten Augen grüßen kann. Versprich mir, dass du bei dem Grand Appartement dieser Woche nicht fehlen

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