Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
wirst!”
Und Louise versprach, wenn auch nicht leichten Herzens. Ihm eine Bitte abzuschlagen, wie vermochte sie das?
„Was wirst du tragen?”, fragte er.
Sie schlug eine verhältnismäßig einfache blassgraue Robe vor. Louis schüttelte übermütig den Kopf.
„Blassgrau steht uns nicht, meine kleine Louise, und du weißt, ich würde niemals ohne deine Farben kommen. Ich habe eine Robe gesehen, die dich bezaubernd kleiden wird, eine Robe, ganz aus points de France auf einem Unterkleid von blassrosa Samt mit naturfarbenen Rosen bestickt. Dazu wirst du in deinem goldenen Haar die Diamanten tragen, die ich dir nach der Geburt unseres kleinen Philippe gegeben, und wie immer wird meine Louise die Schönste sein.”
Sie wehrte lächelnd ab, er aber küsste sie und flüsterte ihr tausend tolle, süße Dinge ins Ohr.
Das Grand Appartement nahm seinen Anfang.
Der Anblick der La Vallière war so bezaubernd, dass auch die Widerwilligsten sich ihm beugen mussten. Dieses gertenschlanke junge Geschöpf mit dem blendenden Teint, dem goldenen Haar und den blauen Augen hatte so gar nichts von einer hass- und neidverfolgten königlichen Maitresse! Es wirkte wie ein süßes, junges, unschuldiges Mädchen, dem man gut sein musste, ob man wollte oder nicht.
Der König strahlte über den Erfolg der Geliebten. Er ließ sie nicht aus den Augen und hielt sich fast ausnahmslos in ihrer Nähe.
Die Einzige, die dem König trotzte und ihrem Hass keine Zügel anlegte, war „die schwarze Olympia”. Sobald er für Augenblicke außer Hörweite war, überschüttete sie Fräulein von La Vallière mit spitzen, anzüglichen Bemerkungen. Louise schwieg und tat, als ob sie nichts höre. Sie hatte keine Waffen gegen die Rachsucht dieser Frau.
Nach dem Spiel begab sich die Gesellschaft in den Saal der Venus, in dem die Tische zum Souper bereitstanden.
Der König hatte seiner Mutter den Arm gegeben. Die Königin wurde von Monsieur geführt. Madame war nicht von der Partie.
Zwanglos schritt die Hofgesellschaft den königlichen Paaren nach. Louise ging arglos an der etwas starken, langsam sich fortbewegenden Frau eines Parlamentsrats vorüber, ohne das Zeremoniell damit auch nur im Geringsten zu verletzen.
Plötzlich hörte sie die laute, herrische Stimme der Gräfin Soissons hinter sich. Weithin vernehmbar rief Olympia hämisch:
„Ich wusste wohl, dass die La Vallière hinkt, aber dass sie auch blind ist und Leute überrennt, die weit über ihr stehen, habe ich bisher nicht gewusst.”
Ein Teil der Gäste hatte Takt genug, die boshafte Bemerkung der Soissons zu überhören. Aber dieser Teil war in der Minderzahl. Die meisten lachten und gaben die Bemerkung glossiert weiter.
Louise war rot geworden bis an das blonde Stirnhaar — dann wich die Farbe aus ihrem lieben, sanften Gesicht. Zitternd stand sie, hilflos um sich blickend, ob niemand da war, ihr gegen solch ungeheure Bosheit zur Seite zu stehen — sie sah, sie war allein.
Ohne Besinnen verließ sie den Saal und fuhr ins Palais Brion zurück.
Am nächsten Morgen, noch vor dem Ministerrat, suchte der König sie auf. Er war erzürnt, dass sie das Grand Appartement ohne weiteres verlassen hatte.
„Die Soissons sagte mir, du seist aus einer Laune heraus fortgefahren.”
Louise lachte schrill auf. Erst jetzt wurde der König aufmerksam auf ihr verstörtes Aussehen. So heftig, wie er sie selten gesehen, wies sie jeden seiner Vorwürfe zurück, aber sie war nicht dazu zu bringen, ihm den Grund ihrer Erregung mitzuteilen.
„Ich werde die Soissons fragen”, sagte der König, ärgerlich über ihren Widerstand.
„Sie wird Sie belügen, Sire, wie sie es vermutlich immer getan hat.”
„So sprich du, Louise! Ich bitte dich, sprich!”
Sie kämpfte noch immer. Sie wusste, es würde eine Katastrophe geben, wenn er die Wahrheit erfuhr! Die angeborene Scheu, sich zum Mittelpunkt gemacht zu sehen, die Furcht, dem geliebten Mann Ärger und Peinlichkeiten zu bereiten, war im Augenblick stärker noch als ihr Wunsch nach Vergeltung.
Er hatte ihre Hände gefasst. Ernst und eindringlich sagte er:
„Meine liebe Louise, es könnte ein Augenblick kommen, in dem du mir vorwürfest, ich wäre in einem Fall wie heute — wo es sich augenscheinlich um eine Beleidigung handelt, die man dir zugefügt hat — nicht für dich eingetreten. Ich müsste dir dann zur Antwort geben, dass du aus kleinlicher Furcht vor einem möglichen Skandal mir selbst in den Arm gefallen bist. Du musst der Neigung, deine
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