Die Geliebte des Zeitreisenden
sie noch ihren Enkeln erzählen würde.
Die stolze junge Mutter verließ den Korridor und ging auf ihr Zimmer zurück, und Lucan wünschte sich, mit Cael allein zu sein. Aber jetzt war nicht die Zeit, ihr seine Gefühle zu offenbaren.
Einiges konnte er eben einfach nicht mit ihr teilen. Außerdem hatte Rion in seinen Visionen vielleicht schon einen Teil von Lucans Zukunft vorhergesehen. Lucan weigerte sich, ihn deswegen zu fragen. Wenn er und Cael diese schwierige Situation nicht meistern und einen Weg finden konnten, zusammen zu sein, dann wollte er es auch nicht vorab erfahren. Es war besser, in diesem Augenblick das Gefühl seiner großen Liebe zu ihr zu genießen. Die Zukunft war unwichtig. Außerdem hatten sie schon zu viel Zeit vertrödelt.
Jaylons Zimmer war überfüllt. Und still - mit Ausnahme der piepsenden Monitore und der angestrengten Laute einer Atemmaschine. Obwohl Blumen den Raum schmückten, herrschte hier doch der übertrieben saubere Geruch von gebleichten Laken, Medizin und Antiseptica vor.
Jaylons Mutter blickte auf, als sie das Zimmer betraten. Sonelles Augen waren geschwollen und rot gerändert, aber zumindest weinte sie jetzt nicht. Lucan vermutete, dass sie einfach keine Tränen mehr hatte. Still hielt sie die Hand des kleinen Jungen.
Jaylons Haut war blass; er hatte die Augen geschlossen, sein Atem ging flach. Depuck stand neben Nisco; er hatte sich von dem Überfall weitestgehend erholt.
Einige ernsthaft dreinblickende Ärzte standen im Zimmer und betrachteten die Instrumente. Eine Krankenschwester schüttelte ein Kissen auf. Offenkundig waren sie alle hilflos, während Jaylon um jeden Atemzug kämpfte.
Als die Schwestern Cael sahen, begrüßten sie sie nicht einmal. Sie lächelten auch nicht. Langsam glitt ihr Blick zu dem Gral, der sich in Caels Händen befand. Sonelle ließ die Hand ihres Sohnes los und bedeutete Cael, sie solle sich ans Bett stellen. »Du bist doch noch gekommen.«
»Mit dem Gral?« Niscos Stimme hob sich vor Hoffnung. »Ist das der Gral?«
Cael nickte. »Wie geht es dir?«
Nisco zuckte die Achseln. »Ich habe eine Kopie dieser Formeln an die Presse geschickt. Seit sie veröffentlicht sind und das Geheimnis keines mehr ist, gibt es für das Militär auch keinen Grund mehr, mich zu verfolgen.«
»Und was ist mit dir, Depuck?«, fragte Cael.
»Es geht ihm besser.« Nisco entfernte sich einen Schritt weit von Jaylon und winkte Cael herbei.
Sie beugte sich über ihren Neffen und küsste ihn auf die Stirn.
Einer der Ärzte wollte eingreifen.
»Es ist mir erlaubt, den Jungen zu Zwecken der Heilung zu berühren«, sagte Cael mit ruhiger Würde. Jaylons Augenbewegten sich nicht. Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Ist er bei Bewusstsein?«
Sonelle schüttelte den Kopf. »Tu doch etwas. Irgendwas. Bitte.«
Cael schloss die Finger des Jungen um den Henkel des Grals. Doch anders als bei Cael, als sie den Gral berührt hatte, verfärbte sich der kupferne Schimmer jetzt nicht zu einem Scharlachrot. Lucan wusste nicht, ob es wohl daran lag, dass das Kind kein Drachenblut in sich hatte, oder ob das Leben in ihm einfach zu schwach geworden war. Cael wartete eine ganze Minute.
Niemand sprach ein Wort. Die Spannung stieg.
Die Bilder auf den Monitoren zeigten keine Veränderung. Jaylon öffnete die Augen nicht. Seine Blässe blieb.
Cael sah Lucan an; ihr Blick sprach von Enttäuschung und schrecklichem Schmerz.
Lucan nahm ein Glas und goss Wasser in den Gral. Cael hielt den Pokal an die bläulichen Lippen des Kindes. Der größte Teil der Flüssigkeit tropfte auf das Kissen. Aber wenige Tropfen drangen in seinen Mund.
Jaylon hustete und öffnete die Augen. Cael lächelte; dieses Lächeln erleuchtete ihr ganzes Gesicht. »Jaylon, ich habe dir den Gral mitgebracht, wie ich es versprochen hatte. Schaffst du es, noch etwas mehr zu trinken?«
Als Jaylon keine Antwort gab, kletterte Sonelle aufs Bett, setzte sich hinter ihren Sohn und richtete seinen Oberkörper auf. »Du kannst es, Liebster, nach alldem, was du schon durchgemacht hast. Tu es. Trink.«
Wieder hielt ihm Cael den Kelch an die Lippen. Und Jaylon nippte an dem Wasser. Er schluckte. Zweimal. Dann rollte sein Kopf zur Seite. Die Summer und Alarmvorrichtungen an den medizinischen Geräten kreischten schrill auf.
»Gütige Göttin!« Sonelle warf Cael einen finsteren, schmerzerfüllten Blick zu. »Was hast du getan?«
Lucan verstand nicht, wie Sonelle so ungerecht sein konnte. Sah sie denn nicht, dass
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