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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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Cael ihren Jungen unbedingt heilen wollte? Begriff sie nicht, dass Cael ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, indem sie hergekommen war?
    Nachdem ihre Schwester dies gefragt hatte, kniff Cael die Lippen zusammen, und Schmerz schoss aus ihren Augen. Aber mit einer Stärke, die Lucan erstaunte, gelang es ihr, still zu bleiben.
    Er sehnte sich danach, sie zu trösten. Lucan beugte sich über das Bett und über Jaylon und drückte Caels Hand. »Du hast getan, was du konntest.«
    »Ist er... tot?«, jammerte Nisco, die ihren entsetzten Blick ebenfalls auf Cael gerichtet hatte.
    Ein noch größerer Schmerz lag nun in Niscos Augen, aber sie hielt das Kinn nach vorn. Was wollten ihre Schwestern ihr noch alles zumuten? Cael drückte den Gral dicht an ihre Brust und nahm die Beleidigung stumm entgegen. Sie strich Jaylon die Haare aus dem Gesicht. »Komm, kleiner Kerl. Kämpfe.«
    Die Ärzte scharten sich um Jaylon. Sie schüttelten die Köpfe und traten wieder zurück. »Sein Puls schlägt noch«, bemerkte einer von ihnen. »Er atmet noch.«
    Dem Tonfall des Arztes war jedoch zu entnehmen, dass er Jaylons Tod jederzeit erwartete.
    Sonelle erzitterte und deutete auf Cael. »Du hast ihn noch mehr geschwächt.«
    Endlich wurde Cael wütend. »Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, um den Gral hierher zu bringen. Für Jaylons Krankheit... bin ich nicht verantwortlich.«
    Sonelle und Nisco wirkten nicht im Geringsten beschämt. Sie schienen Caels Worte kaum wahrzunehmen.
    Lucan legte ihr den Arm um die Schultern. »Du hast alles getan, was in deiner Macht stand.«
    »Nicht alles.« Cael entfernte Jaylons Laken, schob ihm das Nachthemd hoch und entblößte seine Brust. Dann nahm sie ein scharfes Instrument aus einem Etui mit chirurgischen Bestecken, das neben dem Bett gelegen hatte.
    »Was tust du da?«, kreischte Sonelle und sprang auf Cael zu.
    Lucan trat so zwischen die beiden, dass Cael ihre Bemühungen ungestört fortsetzen konnte.
    »Nein!« Nisco wollte Caels Hand ergreifen. »Lass ihn wenigstens in Frieden sterben.«
    »Die Hohepriesterin darf nicht gestört werden.« Rion schlang die Arme um Nisco und zerrte sie zurück.
    Entschlossen kniff Cael den Mund zusammen und ergriff das scharfe Instrument. Dann bohrte sie es zwischen Jaylons Rippen.
    »Bist du verrückt?«, schrie Sonelle und kämpfte gegen Lucan an, der sie jedoch weiter festhielt. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. »Du hast ihm ins Herz gestochen.«
    »Nein«, berichtigte Cael sie, »in die Lunge.«
    Was immer sie getroffen hatte, es blutete jedenfalls stark. Bald waren Caels Hände, ihr Hals und ihre Kleidung blutdurchtränkt. Die Monitore kreischten. Caels Schwestern fluchten und weinten. Weitere Ärzte eilten herbei, aber als sie die Hohepriesterin sahen, wichen sie vom Bett zurück.
    Cael schenkte ihnen keinerlei Aufmerksamkeit. Wie in königlicher Trance goss sie den Rest des Wassers aus dem Gral auf Jaylons Wunde. Lucan stand neben ihr und sah den Schmerz in ihren Augen und das Zittern ihrer Hände.
    War das ein Gnadentod?
    »Warum?«, fragte er verblüfft, während sich sein Herz nach ihr sehnte. Sie hatte schon so vieles durchgemacht.
    Wenn sie jetzt bei Jaylon versagte, würde sie dies für den Rest ihres Lebens heimsuchen.
    »Die Legende besagt, dass die Armee, die den Gral besitzt, nicht in der Schlacht sterben wird«, verkündete Cael.
    »Aber Jaylon ist kein Soldat. Er ist krank«, wandte Lucan ein.
    »Genau.« Cael nickte. »Und deshalb habe ich ihm eine Wunde zugefügt, wie sie auch in einer Schlacht vorkommen kann.«
    Sonelles Gesicht zeigte deutlich ihren Schmerz, die Tränen strömten ihr über die Wangen. »Das werde ich dir niemals vergeben. Es ist mir gang gleich, ob du die Hohepriesterin bist. Du hast meinen Sohn umgebracht.«
    »Sonelle, Jaylon lag im Sterben. Ich habe ihm vielleicht die letzten schmerzhaften Atemzüge erspart, aber ...« Cael wischte sich das Blut des Jungen von den Händen, und dann erstarrte sie.
    Lucan folgte ihrem Blick. Jaylons Brustwunde blutete nicht mehr. Die Wunde schloss sich. Sie verheilte.
    »O... mein... Gott!« Lucan drückte ihre Hand. »Der Gral...«
    »... schließt in diesem Augenblick seine Wunde. Aber wird er auch seine Krankheit heilen? « Konzentriert betrachtete Cael die Monitore und richtete den tränenschweren Blick dann auf Lucan. »Er wird stärker.« Ihre Stimme brach vor Erleichterung. »Die Anzahl seiner weißen Blutkörperchen ist schon fast wieder normal. Seine Zellen reparieren sich

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