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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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beherrschte Avalon das Blickfeld - ein dunkles, massives Steingebäude voller Mysterien. Das bedeutsame Ereignis hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Ihre Gedanken wirbelten umher, ihre Nerven bebten. Schon so lange sehnte sie sich nach den Heilkräften des Grals. Warum also wirkte sie nun wie angewurzelt und konnte sich kaum bewegen? Sie hätte doch freudig erregt sein sollen.
    Vielleicht war es aber auch nur natürlich, besorgt zu sein. Solange Avalons Schild bestanden hatte, hatte Cael die Hoffnung gehegt, eines Tages ins Innere zu gelangen und den Gral zu finden.
    Eines Tages war nun zu heute geworden.
    Und so fürchtete sie, Avalon könnte leer sein, der Gral könnte sich vielleicht gar nicht darin befinden, oder der heilige Kelch könnte so unbeherrschbar wie der Wind sein und ihr Traum dadurch an sein Ende kommen. Dann würde sie zur Stadt Feridon zurückkehren, wo Jaylon im Sterben lag, und ihrem Neffen eingestehen müssen, dass sie versagt hatte. Dass nicht nur ihre Heilkünste ihn nicht zu retten vermochten, sondern sie auch den Gral nicht gefunden hatte. Dann würde er seine letzten Wochen ohne Hoffnung verbringen müssen.
    Sie berührte die heilige Kette an ihrem Hals, die die dunkel purpurnen Schuppen daran verdeckte. Unter ihrer Berührung zuckten diese Symbole dessen, was sie ausmachte, so als wollten sie um Freiheit bitten.
    Nicht jetzt.
    Die scheinbar magische Auflösung des Schildes hatte die Mannschaft in eine geschäftige Aufregung versetzt. Die Wissenschaftler konsultierten ihre Instrumente und unterhielten sich leise miteinander. Cael sah, dass Lucan auf der anderen Seite des Raumes verblüfft, verwirrt und erregt wirkte.
    Er war eine faszinierende Mischung aus Verstand und Körperlichkeit - ein Mann, der seinen Standpunkt sowohl mit Argumenten als auch mit Fäusten klarmachen konnte. Er war der geeignete Helfer einer Priesterin. Dieser Gedanke gefiel ihr viel zu sehr, und erschrocken unterdrückte sie ihn, während sie Lucans Größe, sein glänzend schwarzes Haar, das ihm beinahe bis zum Hemdkragen reichte, und seine blauen Augen bewunderte, deren Strahlen auch durch seine Brille hervorgehoben wurde. Der kantige Kiefer erhöhte die Intensität und Anziehungskraft seiner Erscheinung noch mehr. Sie musste ihre Gefühle im Zaum halten. Es war zu gefährlich, ihn zu begehren.
    Als könne er ihre Gedanken spüren, sah Lucan sie an und durchquerte den Raum. »Ich gehe nach draußen und sehe mich um«, sagte er ihr leise ins Ohr; sein Atem strich dabei über ihren Hals. In der allgemeinen Feierstimmung hatte sie nicht bemerkt, dass er sie schon erreicht hatte, und beinahe wäre sie unter der Wärme seines Atems zusammengezuckt.
    Für andere Frauen mochte die Vertraulichkeit, die aus seinem Flüstern sprach, eine Kleinigkeit sein, aber bisher hatte noch kein Mann Cael etwas ins Ohr geflüstert oder ihr ein Geheimnis mitgeteilt. Niemand. Plötzlich war sie sich Lucans Gegenwart nur allzu bewusst - seiner kräftigen Schultern, seines strammen Halses und seines Brustkorbs, der so breit wie die Wüste von Dumaro wirkte.
    Was dachte er sich bloß dabei? Wusste er denn nicht, was ein angemessenes Verhalten war?
    Sie hätte ihn ermahnen sollen. Doch stattdessen sagte sie mit leiser Stimme: »Willst du unbedingt jetzt schon gehen? Warum die Eile?«
    »Wie kannst du nur so geduldig sein?«, gab er zurück. In seinen Augen glitzerte es.
    Die Schuppen an der Innenseite ihrer Handgelenke prickelten plötzlich; sie musste keine Empathin sein, um seine Begierde zu erkennen.
    »Dies ist ein historischer Augenblick. Da sollte nichts Übereiltes geschehen.« Sie lächelte, um ihren Worten den
    Stachel zu nehmen. »Der Präsident wird eine Rede halten. Aufnahmeleute werden herkommen, damit die Öffentlichkeit das Ereignis mitverfolgen kann. Möchtest du den anderen die Gelegenheit dazu nehmen?«
    »Wir wissen nicht, wie lange der Untergrund so fest bleiben wird. Und wir wissen ja auch wirklich nicht, warum der Schild zusammengebrochen ist«, sagte Lucan und wagte es damit, sie zu unterbrechen. »Was ist, wenn sich der Schild ganz plötzlich wieder aufrichtet? Oder wenn der Obelisk einstürzt? Dann hätten wir unsere Chance vertan.«
    »Oder wir wären im Inneren gefangen und würden zerschmettert sein.« Quentin trat hinter ihn und fuhr mit fester Stimme fort: »Niemand betritt dieses Bauwerk, solange es die Ingenieure nicht freigegeben haben.«
    Shaw gesellte sich zu ihnen. »Warum nicht?«
    Quentin warf Shaw

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