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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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fähig war. »Meine Altvorderen haben sie nie erwähnt. Und obwohl ich die Legenden gehört habe ...«
    »Sie sind mehr als nur eine Legende.«
    »Wirklich? Hast du schon einmal eine Drachenwandlerin wie im Buch der Jeda gesehen?«
    Sie lachte. »Tatsächlich habe ich noch nie einen lebenden Drachen gesehen - andere Leute hingegen schon.«
    Zumindest hatte seine Frage sie nicht beleidigt. In den meisten Welten war die Religion ein heikles Thema.
    »Du solltest das öfter tun.« Ihr Gesicht erhellte sich, als sie grinste, und nun wirkte sie plötzlich sehr entspannt und sorgenfrei. Manchmal schien Cael das Gewicht der ganzen Welt auf ihren schmalen Schultern zu tragen.
    »Was sollte ich öfter tun?«
    »Lachen.«
    »Wirklich?« Sie wandte sich ihm zu; ihre purpurne Iris war vom Flackern goldener Hitze gedunkelt.
    Verdammt, er würde so gern in diesen Augen ertrinken. Er fragte sich, welche Farbe sie wohl annahmen, wenn er sie noch einmal küsste. Oder wenn er sie liebte. »O ja. Wenn du lachst, klingst du nicht mehr wie eine Hohepriesterin oder eine Heilerin.«
    »Aber das bin ich.«
    »Nein, das tust du nur.« Er zuckte die Achseln. »Hinter diesen Ämtern verbirgt sich eine Frau. Und die mag ich.«
    Er hätte schwören können, dass ihre Augen bei diesem Kompliment eine sanfte goldene Färbung annahmen. Aber vielleicht rührte dieser Eindruck auch nur vom Strahlen der Sterne her, das durch den Dunst fiel.
    »Wir waren gerade beim Drachenwandeln«, erinnerte sie ihn, doch nun klang ihre Stimme sanfter und entspannter.
    Warum wollte sie unbedingt das Thema wechseln? »Ich würde lieber über unsere Begegnung mit dem Tod sprechen.«
    »Das versuche ich ja, aber du unterbrichst mich andauernd.« Wieder kniff sie die Augen zusammen. »Darf ich jetzt fortfahren?«
    »Willst du etwa behaupten, ein Drachenwandler hätte wie durch ein Wunder die Wand zum Einsturz gebracht?« Er betrachtete sie neugierig. Seiner Erfahrung nach wurde die Religion oft bemüht, um das Unerklärbare zu erklären. Gitata - eine seiner früheren Geliebten, die er während seiner Reise nach Pendragon auf der primitiven Welt Dron kennengelernt hatte - hatte geglaubt, sein Raumschiff sei ein Gott. Warum auch nicht? Schließlich hatte ihre Welt die Elektrizität noch nicht entdeckt.
    »Über Wunder weiß ich nichts, aber genau das ist es, was ich...«
    Ein Knacken in der Rückscheibe schnitt ihre Erwiderung ab. Cael warf einen raschen Blick über die Schulter. »Das Militär! Sie schießen auf uns!«
    »Die geben wohl niemals auf, oder?«, murmelte er und fragte sich, wie viele sich hinter ihnen befanden und ob er landen musste, um ihnen zu entkommen.
    Der Gleiter erbebte. Wind heulte durch den Innenraum. Die Maschine stotterte. Lucan schaltete den Autopiloten aus, riss die Nase des Fliegers nach unten und unternahm einen steilen Sinkflug, damit sie wieder schneller wurden. Unter seinen Händen vibrierten die Kontrollhebel.
    Das Militärschiff hinter ihnen feuerte einen weiteren Schuss ab. Der Motor stotterte und blieb stehen - sie sanken in einer unkontrollierbaren Spirale abwärts.
    »Ein Flügel ist abgebrochen!« Cael musste schreien, damit sie in dem heulenden Wind, der durch die Kabine stürmte, überhaupt zu hören war.
    »Wir stürzen ab.«
    Wind peitschte sein Gesicht. Heißes Metall wirbelte umher. Ein Schmerz durchschoss seine Schulter.
    Das Flugzeug befand sich kurz vor dem endgültigen Auseinanderbrechen, vor der Auflösung im Nachthimmel. Lucan griff nach Caels Hand. Wenn sie schon sterben mussten, dann wollte er diese Welt zumindest in ihrer Umarmung verlassen.
    Aber das explodierende Flugzeug riss ihn in die eine und sie in die andere Richtung. Endlos fiel er, taumelte durch den Flugverkehr, verfehlte einen Gleiter nur um Haaresbreite. Er blickte in die aufgerissenen Augen des Piloten, der ihn ungläubig anstarrte.
    Im Fallen suchte er den Himmel nach Cael ab. Ein Stück brennenden Schrotts versengte ihm das Bein. Ein weiteres Metallstück drang ihm in die Brust, und Schmerzen loderten in seinem Nervensystem auf.
    Das Militärflugzeug kam näher; die hellen Lichter blendeten ihn. Von unten raste die Landschaft Pendragons auf ihn zu.
    Er verengte die Augen unter dem grellen Licht und dem tosenden Wind und suchte nach Cael, denn er wollte sie noch ein letztes Mal betrachten. Eine Sekunde lang glaubte er, sie inmitten der Trümmerteile niederfallen zu sehen, aber dann wurde ihr Bild rasch von einem massigen Schatten verschluckt.

 
    ~ 5

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