Die Geliebte des Zeitreisenden
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Rückt nun zusammen und verteidigt das Reich. Merlin
Im Gegensatz zur Enge der Müllgrube, in der Cael ihre gefährliche Halbverwandlung durchgeführt hatte, gab ihr der Himmel genug Raum zum Manövrieren. Ihr Gehirn veränderte sich, ihr Körper wuchs um das Zwanzigfache, ihre Arme wurden zu Schwingen und ihr Rückgrat zu einem gewaltigen Schwanz. Die Haut verdickte sich, nahm die gleiche dunkelpurpurne Färbung an wie ihre Zeichen auf dem Rücken, und die Knochen wurden so viel leichter, dass sie fliegen konnte.
Nun besaß sie ihre höheren Verstandeskräfte zwar nicht mehr, aber an den Mann erinnerte sie sich noch. Mit ihren scharfen Augen entdeckte sie ihn inmitten der fallenden Trümmer. Mit einem gigantischen Schwung ihrer Flügel schwebte sie auf ihn zu. Roch sein Blut. Zu viel Blut.
War er schon tot? Sie segelte unter ihn und nahm sein Gewicht mit dem Rücken auf. Halten. Festhalten.
Seine Hand packte sie am Nacken. Wer bist du ?
Seine Gedanken hallten in ihrem Kopf wider. Fast hätte sie ihn abgeworfen. Nie zuvor hatte jemand einen Gedanken in ihr Hirn gelegt oder in Gedanken mit ihr gesprochen. Aber dieser Mann war wichtig. Verletzt. Brauchte Ruhe und Heilung. Und ihrem Drachenhirn standen nicht die passenden Worte zur Verfügung, mit denen sie seine Frage hätte beantworten können.
Also flog sie ihn in Sicherheit. Festhalten.
Die kleinen Metallteile im Himmel flogen näher an sie heran. Sie feuerten, und etwas stach ihr ins Fleisch. Verärgert drehte sie den Kopf, brüllte ihre Wut heraus und setzte die Maschinen mit einem einzigen feurigen Atemstoß in Brand.
Wohin sind wir unterwegs 1
Zum Nest.
Das Bild eines Strandes kam ihr in den Sinn. Der Mann wollte zu diesem Strand gebracht werden. Sie war schon einmal dorthin geflogen. Zu weit. Zu heiß. Nein.
Doch. Er klang schwach.
Sie schüttelte den Kopf und flog zum Nest. Sie war schon zu lange hier. Viel zu lange. Bald musste sie ihr Zuhause erreichen.
Während des Fluges wurde der Griff des Mannes an ihrem Rücken schwächer. Es kostete sie viel Kraft, ihre Flügelspannweite noch zu vergrößern und schneller zu fliegen, bis das Sausen des Windes ihren Herzschlag beschleunigte. Die kalte, dünne Luft in dieser Höhe belebte sie genauso stark wie das Wiedererscheinen ihres alten Freundes Merlin.
Wie aus dem Nichts war die Eule aufgetaucht. Die Gegenwart des Vogels verlieh ihr Kraft und erinnerte sie daran, dass sie - ebenso wie die Eule - für dieses Klima und für Flüge durch die Nacht geboren war. Dagegen war der Mensch auf ihrem Rücken aber zerbrechlich. Sie musste ihn in die Wärme bringen. Ins Nest.
Stunden später befand sich Merlin noch immer neben ihrer Flügelspitze. Endlich erspähte sie das Nest inmitten einer fernen Bergkette. Sie umkreiste es zweimal und hielt dabei nach Gefahren Ausschau. Manchmal kletterten Menschen mit Gewehren hier herum. Bisher war aber noch niemand so hoch gekommen, dass er in das Nest hätte eindringen können. Doch jetzt wurden sie und der Mann auf ihrem Rücken von den Menschen gejagt. Sie wollte sicher sein, dass sie nicht in eine Falle flog.
Erschöpft von der langen Reise, landete sie in dem Wissen, dass noch so viel zu tun war, in sanftem Gleitflug und achtete stets darauf, dass der Mann nicht von ihrem Rücken fiel. Erst als sie sicher auf dem Boden stand, zuckte sie mit den Schwingen und schüttelte den Menschen von sich ab. Er fiel in den Schnee. Dann nahm sie wieder menschliche Gestalt an.
Nackt stand Cael in der eisigen Luft und untersuchte rasch Lucans Verletzungen. Der Anblick des Schnees, der vom Blut seiner Wunden befleckt war, erfüllte sie mit Verzweiflung, und ihre Sorge um sein Überleben wurde noch mächtiger. Er befand sich in einem kritischen Zustand, hatte mehrere tiefe Wunden davongetragen und war dem Tode nah. Ihre weiblichen Instinkte drängten sie, sich sofort um ihn zu kümmern, doch als Ärztin wusste sie, dass es besser war, ihn zunächst hier draußen zu lassen. Die Kälte verlangsamte seinen Herzschlag und die Fließgeschwindigkeit des Blutes und schützte seinen Körper vor einem massiven Trauma. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass sie kaum genug Gefühl in ihren tauben Fingern haben würde, um seine Wunden zu vernähen, wenn sie sich nicht zuerst um ihre eigenen frierenden Glieder kümmerte. Obwohl sie unbedingt in seiner Nähe bleiben wollte, zwang sie sich, das Nest zu betreten. Mit den Füßen schlüpfte sie in pelzgefütterte Stiefel, mit den Händen in
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