Die Geliebte des Zeitreisenden
zog die Hand sofort wieder zurück. »Es tut mir leid, dass ich nicht sanfter zu dir war.«
Sie war die Drachenwandlerin, und er machte sich Sorgen, er könnte sie verletzt haben? »Du hast meinem Körper nichts zugefügt, was ich nicht genossen hätte.« Sie sprach diese Worte langsam und nachdrücklich aus, damit er ihr auch glaubte. Aber sie spürte, dass er von der Eindringlichkeit ihrer Vereinigung erschüttert war. Er verstand es nicht. Er wusste nicht, dass sie eine Drachenwandlerin war.
Es war ganz falsch von ihr, ihn weiterhin zu täuschen, denn so ahnte er ja nicht, was auf dem Spiel stand. Obwohl sie die Vorstellung erschreckte, ihm ihre wahre Natur zu enthüllen, konnte sie nicht mehr so weitermachen. Das Risiko war zu groß, und wenn sie eine gemeinsame Zukunft haben sollten, dann musste er wissen, woran er mit ihr war. Er musste es glauben. Sein Volk mochte nichts über die Bestimmung der Drachenwandler wissen, und deshalb war es nun an der Zeit, dass er die Wahrheit erfuhr. Erst dann konnte dieser ehrenhafte Mensch seine Wahl treffen.
Sie hoffte, er würde sich für sie entscheiden.
Voller Anspannung suchte Cael eine Robe für ihn, und nachdem er sie übergestreift hatte, deutete sie auf den Ausgang der Höhle. »Komm mit mir nach draußen. Da gibt es etwas, das du unbedingt sehen musst.«
»Draußen friert es.« Er warf einen Blick hinaus, auf die schneebedeckten Bergspitzen, die das Nest umgaben. »Sag es mir doch einfach hier drinnen.«
Sie hob die Brauen und schnaubte: »Du würdest mir nicht glauben.«
» Warum nicht ? «
»Weil... weil du keinen Glauben hast.«
Er widersprach ihr nicht. »Und was werde ich sehen, wenn ich mit dir nach draußen gehe?«
»Du wirst einen Drachenwandler sehen.« Sie hielt seinem Blick stand und spürte, wie in seinem Inneren Unglaube und heftige Neugier in einem Streit miteinander lagen.
Vielleicht sollte sie noch warten und das Band zu ihm festigen, bevor sie ihm zeigte, wie ... Aber das wäre dann die Entscheidung eines Feiglings.
»Ein Drachenwandler?« Er trat auf sie zu, warf einen
Blick auf seine nun völlig verheilte Schulter und erinnerte sich offenbar auch noch an ein paar andere Dinge. »Wie kann ich an die Existenz eines Drachenwandlers glauben, wenn ich nicht einmal weiß, was das ist?«
»Ein Drachenwandler besitzt die Fähigkeit, seine menschliche Gestalt in die eines Drachen umzuformen - und umgekehrt.«
»Wie im Buch der Jeda?« Skeptisch hob er eine Braue. »Du erwartest von mir, dass ich an Märchen glaube?«
»Nur an den Teil, der sich auf das Drachenwandeln bezieht.«
»Und wie ist es möglich?«
»Das wissen wir nicht. Die biologische Seite ist noch immer ein Rätsel.«
»Ich verstehe.« Es gelang ihm nicht, den Zweifel aus seiner Stimme zu verbannen.
Auf jeden Fall verstand er es nicht. Und er glaubte ihr auch nicht. Obwohl sie seine Reaktion fürchtete, musste sie ihm den Beweis geben, nach dem er verlangte. Sie deutete auf seine Schulter, wo die schartige Wunde bereits verheilt war. »Es ist nicht einmal eine Narbe geblieben, und dabei hast du nur einen und einen halben Tag geschlafen.«
Er betrachtete die Bissmale an ihrem Hals. »Deine Wunden sind ebenfalls verschwunden - nur noch ein wenig Schorf ist übrig geblieben. Du musst wirklich starke Medikamente zur Verfügung haben, wenn ...«
»Ich habe dir gar kein Medikament gegeben.« Sie holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus. »Ich habe dir Drachenblut verabreicht.«
»Ist das ein Kraut?«, fragte er.
Offenbar hatte er die Gabe, alles noch schwieriger zu machen. »Drachenblut ist nichts anderes als das Blut eines Drachen.«
»Also ist hier ein Drache vorbeigekommen, du hast ihn eingefangen, ihm ein wenig Blut abgezapft und es auf unsere Wunden geschmiert.«
Sie verdrehte die Augen.
»Es tut mir leid, aber ich glaube nicht an magische Drachen.«
»Wer hat denn etwas von Magie gesagt?« Cael holte tief Luft und rief sich in Erinnerung, dass Lucan Wissenschaftler war. Als Sprachkundler wusste er, wie man Worte zur Täuschung einsetzen konnte. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als es ihm vorzuführen und zu hoffen, dass er die Wahrheit aushalten konnte. In ihrem Herzen wappnete sie sich gegen die Möglichkeit, dass er sie fürchten und verabscheuen mochte, sobald er von ihrer wahren Natur erfahren hatte. »Komm mit.«
Nachdem sie mit ihm geschlafen hatte, wusste sie nicht mehr, wie sie es ertragen sollte, wenn er sie vor Furcht nicht länger
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