Die Geliebte des Zeitreisenden
zusammenstoßen.
Dreh bei, befahl er.
Nein. Ihre Antwort klang so heiter und gelassen, als wäre sie sich über die Gefahr gar nicht im Klaren.
Das ist zu viel Wasser. Diese Kaskade würde sie auseinanderreißen.
Sie gehorchte ihm aber nicht, und das Tosen des Wassers entsprach dem Tosen in seinem Kopf. Er drückte sich eng an sie, presste seinen Körper gegen ihre schlüpfrigen Schultern und fürchtete um sein Leben.
~ 10 ~
Das Eingeständnis des Unwissens ist der Beginn des Wissens.
Merlin
Der Umfang von Caels Drachenkörper nahm zu, und Lucan spreizte die Beine. Dann ertönte ein Rumpeln, Feuer schoss aus ihrer Kehle. Sie richtete die Flammen unmittelbar gegen das niederstürzende Wasser, und als sie es berührten, verwandelten sie es in Dampf, sodass Cael in eine Luftblase dahinter fliegen konnte. Die ungeheuerlich erhitzte Luft hätte Lucan verbrannt, wenn sie nicht derart rasch hindurchgeschossen wären, dass der kurze Hitzestoß kaum Zeit hatte, seine kalte Haut zu berühren.
Er war nicht einmal nass geworden. Verblüffend. Sie hatte das Wasser zu Gas erhitzt und es so in Dunst aufgelöst, dass sie tatsächlich hindurchfliegen konnten - dahinter befand sich eine gewaltige Höhle. Cael flatterte mit ihren riesigen Schwingen und ließ sich dann sanft auf dem Boden nieder. Merlin umkreiste sie einmal und flog tiefer in die Höhle hinein.
Lucan glitt von Caels Rücken und stellte überrascht fest, dass der Felsboden unter seinen Füßen warm war. In einiger Entfernung entdeckte er die Quelle dieser Wärme. Es waren blubbernde blaue Thermalteiche, die Dampf in die Luft ausstießen. Neben ihm wechselte Cael wieder in ihre menschliche Gestalt, er holte ihre Reservekleidung und die Schuhe aus dem Gepäck und reichte ihr alles entgegen.
»Hatten die Flugzeuge schon den Gipfel hinter sich gelassen, als wir durch das Wasser flogen?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben uns nicht gesehen, aber vielleicht finden sie uns mithilfe ihrer Instrumente.«
»Die Höhle ist mit Platin ausgekleidet, und dieses Metall macht es ihnen unmöglich, uns hier aufzuspüren. Wegen der steilen Hänge in diesem Teil der Bergkette werden sie keine Fußtruppen losschicken. Wir sollten also in Sicherheit sein. Zumindest für eine Weile.«
Das Gefühl, dass der Tod kurz bevorgestanden hatte, sowie der rasende Sturzflug vom Gipfel herunter und der beinahe tödliche Zusammenstoß mit dem Wasserfall hatten eine Unmenge Adrenalin in ihm ausgeschüttet. Sein Puls raste noch immer.
Trotz seiner Bemühungen hatte diese Beinahe-Begeg- nung mit dem Tod seine Erregung ungeheuer angefacht. Am liebsten hätte er sich Cael über die Schulter geworfen und sie ins Bett getragen. Da es hier aber kein Bett gab, würde es auch jede andere Fläche tun. O ja, das Bild, wie er ihr die Kleider vom Leib riss und sie mit dem Rücken gegen die Höhlenwand presste und in sie eindrang, war schon allein beinahe unwiderstehlich.
Zum Glück konnte sie seine Gedanken nicht lesen. Aber sie stieß einen leisen, schmerzlichen Seufzer aus. Offensichtlich spürte sie seinen lustvollen Appetit. Er wandte sich von Cael ab und zwang sich, seine ganze Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung zu richten. In der Höhlendecke befanden sich Löcher, die mit Gletschereis gefüllt waren und durch die gedämpftes natürliches Licht in das Innere drang. Er bemerkte die Überreste eines alten Lagerfeuers - Asche inmitten eines Steinkreises sowie einige Tierknochen in einer Feuergrube. Im hinteren Teil der Höhle stieg der Dampf, der von erhitztem Wasser herrührte, auf.
Lucan zog den Pelzmantel aus und versuchte sein drachenmäßiges Verlangen zu dämpfen. Schließlich riskierte er einen Blick in Caels Richtung. Sie war nun angezogen und saß auf dem Steinboden. Ihr Kopf hing schlaff herab, als hätte sie nicht einmal mehr die Kraft, ihn aufrecht zu halten.
»Ist alles mit dir in Ordnung?« Sie wirkte so zerbrechlich - das genaue Gegenteil ihres mächtigen Drachenselbst. Es war schrecklich für sie gewesen, ihre alte Lehrerin sterben zu sehen, und so verlangte es ihn sofort, sie in die Arme zu nehmen. Aber er hatte sie schon einmal getröstet, und da war es ihm kaum mehr möglich gewesen, sein Verlangen nach ihr im Zaum zu halten. Er wusste, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte, wenn er sie jetzt anfasste.
»Der Flug hierher hat eine Menge Kraft gekostet. Ich brauche« - sie hob den Kopf und sah ihn an, als spüre sie die Lust, die durch seine Adern rann -
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